Was Lernen in einer digitalen Welt leisten kann

Unternehmen stehen vor der Herausforderung, sich an die veränderte, digitale Welt anzupassen. Damit dieser Wandel gelingt, braucht es einen Kulturwandel und damit eine Verhaltensänderung. Der Mensch rückt somit ins Zentrum der Digitalisierung. Oliver Müller, Business Developer bei Digicomp, zeigt auf, wie sich der Change auf die Lernformate auswirkt und was Lernen in einer digitalen Welt leisten kann.

Autor Oliver Müller
Datum 17.09.2018
Lesezeit 13 Minuten

Unternehmen sollen sich verwandeln, um für die Herausforderungen einer digitalen Welt bereit zu sein. Wir können dabei noch so viel von «Change» sprechen, erst wenn wir unser tägliches Verhalten ändern, bewegen wir uns. Die Digitalisierung rückt damit paradoxerweise den Menschen ins Zentrum. Die persönliche Entwicklung ist der Schlüssel zum Unternehmenswandel. Wie soll in diesem Kontext modernes Lernen designt sein, um individuelles Verhalten im Unternehmenskontext positiv und für alle Seiten gewinnbringend zu verändern?

Das Original dieses Artikels wurde von Oliver Müller auf Linkedin veröffentlicht.

Neues Verhalten durch Lernen etablieren

Alles ist anders, neu, schnell. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, sich an eine veränderte, digitale Welt anzupassen. Wir denken dabei über Technologie, Strukturen, Kultur nach. Modelle erlauben es uns, die Anforderungen in unterschiedlichen Handlungsfeldern zu identifizieren und die notwendigen Anpassungen so fein zu unterteilen, dass wir einen ersten Startpunkt festlegen können. Wir bei Digicomp gehen dabei von sieben Handlungsfeldern aus, in denen Unternehmen neue Kompetenzen aufbauen müssen, um sich in einer digitalen Welt zurechtzufinden.

digicomp Handlungsfelder

Je weiter wir unseren Fokus auf Themen im oberen Bereich dieses Modells wenden, wird klar, dass sich die Herausforderungen nicht durch eine neue Software oder neue Organigramme lösen lassen – sie beruhen auf Einstellungen und Verhalten der Mitarbeitenden.

Modell-Ebenen

Um den Zusammenhang besser zu begreifen, unterscheidet das Modell zwischen Kompetenzen, Fähigkeiten und Verhalten. Es ist am Ende jedoch die Änderung von Verhalten, die es ermöglicht, in spezifischen Kontexten eines digitalen Handlungsfelds ein gemeinsames Ziel erreichen zu können.

Digitale Transformation

Ebenen des Modells der digitalen Transformation
(basierend auf dem Modell der logischen Ebenen von Robert Dilts)

Handlungsfeld

Ein Handlungsfeld ist ein Gestaltungsfeld einer digitalen Kompetenz. Es weist einen bestimmten Reifegrad auf.

  • Beispiel für Handlungsfeld: Agile Organisation

Kompetenz

Eine Kompetenz ist ein Bündel von Fähigkeiten, um ein Handlungsfeld in Richtung eines höheren Reifegrades zu gestalten.

  • Beispiel für organisationale Kompetenz: Selbstorganisation (im Handlungsfeld “agile Organisation”).
  • Beispiel für persönliche Kompetenz: Konfliktmanagement (im Handlungsfeld “offene Kultur”).

Fähigkeit

Eine Fähigkeit umfasst das Wissen und Können, um ein gewünschtes Verhalten in einem bestimmten Kontext zu demonstrieren.

  • Beispiel für eine organisationale Fähigkeit: Prozess zur Entwicklung begeisternder Produkte.
  • Beispiel für eine persönliche Fähigkeit: Fähigkeit, einen Konflikt rasch und professionell anzusprechen und zu lösen (in der persönlichen Kompetenz «Konfliktmanagement»)

Verhalten

Ein Verhalten auf Organisationsebene ist ein Prozess, auf der persönlichen Ebene ein verbales oder non-verbales Handeln (Tun, Sprechen, Schreiben).

  • Beispiel für ein organisationales Verhalten: konkretes Vorgehen, um in einem Sprint die Elemente mit höchstem Kundenwert zu bestimmen.
  • Beispiel für ein persönliches Verhalten: einen Kollegen auf einen Konflikt ansprechen.

Kontext

Ein Kontext ist eine konkrete Situation, die ein bestimmtes Verhalten (oder einen Prozess) mit bestimmten Fähigkeiten und Kompetenzen erfordert, damit ein (gemeinsames) Ziel erreicht werden kann.

  • Beispiel für einen organisationalen Kontext: Daily-Scrum-Meeting morgens um 9:00 Uhr.
  • Beispiel für einen persönlichen Kontext: Kollege hat keine Zeit, obwohl er diese mir zugesichert hat.

Menschen ermöglichen den Wandel

Wo setzen wir nun an? Der Digicomp-Ansatz läuft von unten nach oben, bottom-up. Wir suchen nach Kontexten in Unternehmen, in denen wir zur Erreichung unseres gemeinsamen Ziels ein verändertes Verhalten auf persönlicher Ebene bewirken wollen. Gleichzeitig betrachten wir die aktuellen Prozesse und organisatorischen Handlungen in diesem Kontext. Wenn die dort beteiligten Menschen ihr Verhalten als problematisch erkennen und bereit sind, Muster anzupassen, sollten sie befähigt werden, mit neuem Wissen und neuen Methoden ihr Verhalten zu ändern. Diese neuen Fähigkeiten bündeln sich in der Folge zu einer neuen Kompetenz, über die sich ein ganzes Handlungsfeld transformiert und bereit ist für die digitalen Herausforderungen.

Das Transtheoretische Modell von James O. Prochaska beschreibt sechs Stadien der Verhaltensänderung:

  • Im Absichtslosigkeitsstadium («Precontemplation») haben Personen keine Absicht, ein problematisches Verhalten zu verändern.
  • Im Absichtsbildungsstadium («Contemplation») haben Personen die Absicht, irgendwann das problematische Verhalten zu verändern.
  • Im Vorbereitungsstadium («Preparation») planen Personen konkret, demnächst ihr problematisches Verhalten zu ändern und unternehmen erste Schritte in Richtung einer Verhaltensänderung.
  • Im Handlungsstadium («Action») vollziehen Personen eine Verhaltensänderung.
  • Im Aufrechterhaltungsstadium («Maintenance») haben Personen seit einem längeren Zeitraum das problematische Verhalten aufgegeben.
  • Im Abschlussstadium («Termination») ist das alte Verhalten dauerhaft aufgegeben, das neue Verhalten ist verinnerlicht und wird aufrechterhalten.

Lernen, Weiterbildung, Peer-to-Peer-Austausch fördert den Übergang von einem Stadium zum nächsten.

Der Zusammenhang von lebenslangem Lernen und positivem Change

Eine positive Veränderung in einem Handlungsfeld geschieht also durch das Sich-Bewusst-Machen eines Problems, durch die Entscheidung, dieses problematische Verhalten zu ändern, durch das Üben von neuem Verhalten, durch die Anwendung neuer Muster und durch die Begleitung zur Prävention eines Rückfalls. Diese Abfolge lässt sich sehr gut mit der Aufgabe schlechter Angewohnheiten wie Rauchen oder Prokrastination verbildlichen. Sie gilt aber auch im täglichen Verhalten einer Organisation, deren Einstellungen und Werte vorgegeben sind.

Moderne Weiterbildungen, die einen positiven Einfluss auf die notwendigen Veränderungen von Unternehmen für die Neu-Erfindung von Fähigkeiten und Kompetenzen in einer digitalen Welt ausüben wollen, setzen an den Verhaltensänderungen von Menschen in spezifischen Kontexten an. Wir sind deshalb daran, unser gesamtes Portfolio inhaltlich und formal für die Lösung konkreter Probleme im Unternehmenskontext so aufzustellen, dass über die positive Veränderung des Verhaltens der Mitarbeitenden neue Muster, Innovationsfähigkeiten und schliesslich digitale Kompetenzen beim Mitarbeiter und für das Unternehmen entstehen. Der Mitarbeiter lernt, wird unterstützt, darf experimentieren und wächst damit in Einklang mit seinem Umfeld und in seinem Unternehmen.

Bring your own Case – kontextabhängig und auf Wachstum ausgelegt

Dieses Solution Learning Design beginnt mit Blogposts und informellen Meetups zur Visualisierung und Eingrenzung des Problems, in Workshop entwickeln wir mit unseren Kunden ein Bild der aktuellen Lage und zeichnen eine grobe Roadmap. Das Herzstück bilden die neuen Lernformate mit Coaching-Elementen, in denen aktuelle Probleme in den Unternehmen den roten Faden bilden. Oft starten wir dabei mit Video- und Präsenzunterricht, um Wissen aufzubauen, präsentieren in der Lerngruppe die echten Fallbeispiele und arbeiten uns Schritt für Schritt zu einer möglichen Lösung vor. Die Umsetzung folgt sogleich im Rahmen eines Coachings bei den Unternehmen vor Ort. Im Sinne einer Reflektion trifft sich die Gruppe am Ende wieder für Resultatsbesprechung und Austausch. Die Begleitungselemente können danach auf Wunsch in einem 1:1-Coaching weitergeführt werden, um neue Herausforderungen schnell anzugehen. Das Ziel liegt darin, die Verhaltensweisen der teilnehmenden Mitarbeiter nachhaltig zu verändern und neue Lösungsmuster im Unternehmen unter Anleitung und im ständigen Austausch zu etablieren. Für die kontinuierliche Begleitung bieten wir Social-Media-Peergruppen und Communities, die jedem offen zugänglich sind.

Der Digicomp Bring-your-own-Case-Ansatz

Unser Lernkonzept spricht als Gesamtportfolio und in Firmenprojekten alle Stadien der Verhaltensänderung aktiv an:

  • Blog für Problem-Awareness (Precontemplation)
  • Meetups für Problem-Identifikation (Contemplation)
  • Big Picture Workshop, Nutzenpotenziale der digitalen Transformation (Preparation)
  • Agile Lernsprints und Solution Learning (Action)
  • Coaching und Begleitung (Maintenance)
  • Social Media Communities (Termination)

Beispiele von Bring-your-own-Case-Lernformaten:

Leadership

  • Lehrgang: Agile Change Agent («AGILE»)
    Agil, digital, innovativ, kundenzentriert. So sollen Organisationen heute sein. Wie führen Sie Ihre Organisation und Ihre Mitarbeiter dahin? Führen Sie als Agile Change Agent Ihr Unternehmen sicher und kompetent in und durch diese Welt. Mehr erfahren
  • Lehrgang: CAS Digital Service Management («CASDSM»)
    Service Management ganzheitlich: von der Wertschöpfung bis zur Service-Optimierung. Service Management gewinnt in der digitalen Welt an Bedeutung. Sie lernen, wie Service Management innovativ und agil zum Enabler der digitalen Revolution wird. Mehr erfahren
  • Lehrgang: Führungsstärke entwickeln – ganzheitlich & agil handeln («LEADER»)
    In diesem Lehrgang lernen Sie, was es heisst, in einer durch Agilität & Digitalisierung geprägten Welt zu führen: Andere zu befähigen und ihr einzigartiges Potenzial zu entfalten, denn dieses Potenzial schlummert schon heute in Ihren Mitarbeitenden. Mehr erfahren
  • Kurs: Webinare interaktiv gestalten («WEBINA»)
    Wie gestaltet man ein gutes Webinar? Ein Webinar, bei dem die Teilnehmer nicht nach 5 Minuten abhängen und das somit nachhaltig ist. Wie Sie das Beste aus der Online- und Präsenzwelt miteinander kombinieren, lernen Sie in diesem Seminar. Mehr erfahren
  • Start with Why – Purpose Driven Company («STAWHY»)
    «Start with Why» lautet die Empfehlung von Simon Sinek. «Zweckorientierte Unternehmen» gestalten ihre gesamten Aktivitäten als Bewegung mit klarem Warum, um Fans anzuziehen. Finden Sie Ihr Unternehmens-Why. Mehr erfahren

Digital Marketing

  • Lehrgang: Digitale Präsenz – KMU-Onboarding («DIPKMU»)
    Der Digicomp-Lehrgang «Digitale Präsenz – KMU-Onboarding» richtet sich an Mitarbeitende in KMU, die eine Online-Präsenz für Ihr Unternehmen definieren und unter Begleitung aufsetzen wollen. Mehr erfahren
  • Workshop: SEO-Boost-Sprint in drei Monaten («BOOST3»)
    Die Erhöhung der SEO-Sichtbarkeit ist ein stetiger Prozess. In diesem SEO-Sprint erzielen Sie in drei Monaten, in enger Begleitung mit Ihrem Coach, messbare Resultate. Mehr erfahren
  • Lehrgang: Digital Advertising Manager («DIADMA»)
    Werbe-Experten ebnen den Teilnehmenden den Einstieg in die Welt der digitalen Werbung. In diesem Lehrgang erfahren Sie, wie Sie die wichtigsten digitalen Werbekanäle für Ihr Unternehmen oder als Medienagentur für Ihre Kunden erfolgsorientiert einsetzen. Mehr erfahren
  • Lehrgang: Mobile Readiness Expert («MMM»)
    Mehr als 50% des Internet-Traffic ist mobil – und weiterhin steigend. Wo Sie für Ihr Unternehmen vom mobilen Trend profitieren und wie Sie Mobile Marketing in das Business-Modell Ihres Unternehmens integrieren können, lernen Sie in diesem Lehrgang. Mehr erfahren
  • Bootcamp: Digital-Marketing-Strategie («DMSB»)
    Gemeinsam mit Ihrem Bootcamp-Leiter Roger Basler erarbeiten Sie eng begleitet eine Digital-Marketing-Strategie für Ihr Unternehmen. In den insgesamt neun Kurstagen eröffnen Ihnen Praxis-Experten die verschiedenen Themenbereiche in Digital Marketing. Mehr erfahren
  • Lehrgang: E-Commerce Professional («ECBM»)
    Lernen Sie vom Setup bis zum Marketing die wichtigsten Elemente von E-Commerce kennen, um ein Online-Business aufbauen, pflegen und optimieren zu können. Nach Abschluss des Lehrgangs erhalten Sie das Digicomp Zertifikat «E-Commerce Professional». Mehr erfahren

Geschäftsmodellentwicklung

  • Workshop: Digital Business Modelling («DBMODL»)
    Business-Modelle wandeln sich aufgrund von verändertem Kundenverhalten. Wo sind Sie und Ihr Unternehmen betroffen? Welche Chancen bieten sich in Ihrer Branche? In drei intensiven Tagen denken Sie die Chancen und Risiken für Ihr Business neu. Mehr erfahren
  • Kurs: Business Model Challenge – Industrie 4.0, Big Data und Neuromarketing («BMODEL»)
    Für Unternehmer, Verwaltungsräte oder Geschäftsführer eröffnen sich neue Möglichkeiten und Chancen, aber auch Gefahren für Strategie und Geschäftsmodell. Investieren Sie einen Denktag mit Success-Coach Stefan Dudas in die Zukunft Ihres Unternehmens. Mehr erfahren

IT Professionals

  • Lehrgang: Microsoft Professional Program in Big Data («MPPBD»)
    Teilnehmende werden von der ersten Auswahlanweisung bis hin zur Orchestrierung von Big-Data-Workflows in der Cloud geführt. Mehr erfahren
  • Lehrgang: Microsoft Professional Program in Data Science («MPPDS»)
    Dieser Lehrgang setzt sich zusammen aus Elementen des Microsoft Professional Program (MPP) und führt Teilnehmende zu einer Auszeichnung als Microsoft Certified Data Scientist. Mehr erfahren
  • Lehrgang: Microsoft Professional Program in DevOps («MPPDO»)
    Beim Versuch, Unternehmen dabei zu unterstützen, agiler zu werden, verschwimmen die Grenzen zwischen Entwicklung und Betrieb zunehmend. Durch kontinuierliche Integration und Bereitstellung lernen Teilnehmende, auf ändernde Marktbedingungen zu reagieren. Mehr erfahren
  • Lehrgang: Microsoft Professional Program in Artificial Intelligence («MPPAI»)
    Teilnehmende lernen in diesem Lehrgang aus dem Microsoft-Professional-Program (MPP) alles über Artificial Intelligence und Machine Learning. Mehr erfahren
  • Lehrgang: Microsoft Professional Program in IT Support («MPPIT»)
    Der Helpdesk ist die erste Anlaufstelle für Kunden, wenn Probleme auftreten. In diesem IT-Support-Track erlangen Teilnehmende ein breites Spektrum an Fähigkeiten zur Diagnose, Fehlerbehebung und Lösung von Kundenproblemen. Mehr erfahren

Über den Autor

Oliver Müller

Seit Juni 2012 ist Oliver Müller für das Business Development bei Digicomp verantwortlich. Er führte in dieser Funktion die Geschäfte der Somexcloud seit dem Zusammenschluss mit Digicomp und verantwortete den Aufbau neuer Lehrgänge und Kurse in Digitalem Marketing und Social Selling. Als Scrum Master hat er für Digicomp das Framework auf Unternehmensweiterbildungen adaptiert und leitet nun agile Lernsprints in Firmen mit dem Ziel "Mastering Digital Change". Mit seiner eigenen Kommunikationsfirma «King Content GmbH» berät Unternehmen in der strategischen Verwendung von digitalem Content zur Leadgenerierung oder Marketing Automation. Privat verbringt er seine Zeit in den Bündner Bergen bei Skifahren, Tennisspielen und Wein trinken vor dem Kaminfeuer.