Das sagen Schweizer Tech-Frauen zum Weltfrauentag 2023

Nur 16% aller Beschäftigten in der Schweizer IT-Branche sind Frauen. Wie können wir mehr weibliche Talente für die IT-Branche begeistern? Darüber sprachen wir anlässlich des Weltfrauentags mit Priska Burkhard von GirlsInTechSwitzerland, Sandra Widmann von Swiss TecLadies und Raized.ai CEO Penny Schiffer.

Autor Digicomp
Datum 08.03.2023
Lesezeit 6 Minuten

Am 8. März 2023 feiern wir den Weltfrauentag zum 112. Mal und das sollten wir auch weiterhin tun. Denn statistisch gesehen gibt es gerade in der Schweizer IT-Branche noch viel zu tun. Denn obwohl die IT-Branche seit Jahren kontinuierlich wächst, bewegt sich der Frauenanteil konstant auf tiefem Niveau.

Laut aktuellen Erhebungen des Bundesamtes für Statistik waren im Jahr 2021 gerade einmal 16,3 Prozent der Beschäftigten in technischen und IT-Berufen Frauen. Weiblicher Nachwuchs ist kaum in Sicht, denn im Studienjahr 2021/2022 waren nur 13,2 Prozent der Studierenden in Technik und Informatik weiblich. 

Die Ursachen? Unsere Vorstellungen. Noch immer werden Mädchen und Frauen mit Stereotypen konfrontiert, die viele von ihnen von technischen Berufen abschrecken. Diejenigen, die sich dennoch für einen Job in der IT-Branche entscheiden, müssen nicht selten gegen Widerstände ankämpfen – und eine schlechtere Bezahlung als ihre männlichen Kollegen hinnehmen. 

Das Bundesamt für Statistik belegt mit aktuellen Zahlen für das Jahr 2020, dass Frauen in technischen Berufen deutlich weniger verdienen als Männer: Weibliche Fachkräfte verdienen im Durchschnitt 6459 Franken im Monat, Männer 7700 Franken. 

Anlässlich des Weltfrauentags haben wir uns bei einigen engagierten Frauen in der Schweizer Technologiebranche umgehört und sie nach ihren Wünschen und aktuellen Projekten gefragt. Priska Burkard, Sandra Weidmann und Penny Schiffer haben zum Weltfrauentag ermutigende Worte für alle Mädchen und Frauen und an die IT-Branche in der Schweiz.

Priska Burkard: «Sprecht über andere Frauen und ermutigt sie, sich selbst zu zeigen.»

Priska Burkard hat als Quereinsteigerin in der IT-Branche Fuss gefasst und 2016 das Schweizer Chapter der globalen NGO-Community GirlsInTech aufgebaut. Zum Weltfrauentag hat sie eine klare Botschaft: «We are in this together – Gemeinsam können wir die Technologie-Welt gleichberechtigter machen. Dafür steht das diesjährige Motto – damit wir alle die Chance erhalten, die es uns ermöglicht, zusammen unsere Ziele schneller, besser und effizienter zu erreichen».

Ihre Kolleginnen in der Tech-Branche fordert Priska auf, sich weiterhin gegenseitig zu unterstützen: «Sprecht über andere Frauen und ermutigt sie, sich selbst zu zeigen.» 

Mit ihrer aktuellen Kampagne #RoleModelsInTech macht sie genau das. Diese ging bereits im vergangenen Jahr an den Start, Priska und ihr Team werden sie in 2023 weiterverfolgen und ausbauen. Das Ziel: «Wir wollen noch mehr Mädchen und Frauen in der Tech-Branche sichtbar machen und Verbündete für mehr Gleichberechtigung in Tech vorstellen».

Sandra Weidmann: «Je mehr weibliche Vorbilder es gibt, desto mehr verschwinden Stereotype» 

Sandra Weidmann leitet das Programms Swiss TecLadies der SATW und sieht die IT-Branche vor allem bei der Nachwuchsförderung und Personalsuche in der Pflicht: «Seid kreativer und mutiger bei der Personalsuche und engagiert euch breit in der Nachwuchsförderung. Zeigt noch besser, wie vielseitig, spannend und international IKT-Berufe sind und welche Karrierechancen sich mit vertieften IT-Kenntnissen eröffnen. Sprecht laut und oft über Projekte, bei denen Erfolge durch gemischte Teams und massgeblich durch Woman Power erzielt wurden.» 

Sandra wünscht sich, dass Initiativen wie das Swiss TecLadies Mentoring Programm oder die TecDays der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften (SATW) viele Mädchen und Frauen in der ganzen Schweiz ermutigen, eine IT- oder Tech-Karriere einzuschlagen. «Je mehr weibliche Vorbilder es gibt, desto mehr verschwinden Stereotypen – bei Männern wie bei Frauen», davon ist Sandra überzeugt. 

Am Weltfrauentag besucht Sandra mit den Swiss TecLadies die Bühler Group in Uzwil, damit die Mädchen und ihre Mentorinnen die vielfältige Welt der Lebensmitteltechnologie kennen lernen. Das aktuelle Mentoring läuft noch bis Mitte Juni, 120 Mädchen nehmen daran teil. «Unser Hauptziel ist es, die Frauen und Mädchen untereinander zu vernetzen, damit sie sich gegenseitig inspirieren und auf ihrem Karriereweg unterstützen können».

Penny Schiffer: «Lasst euch nicht von selbsternannten Experten entmutigen» 

Penny Schiffer, CEO des Startups Raized.ai, empfiehlt allen technikbegeisterten Mädchen und Frauen: «Stürz dich hinein und lass dich nicht von selbsternannten Experten entmutigen». 

Sie selbst hat das in ihrer Karriere schon oft erlebt: Zu Beginn ihrer Reise mit ihrem StartupRaized.ai habe ihr ein Data Scientist einmal ins Gesicht gesagt: «Penny, du brauchst dich nicht mit Machine Learning zu beschäftigen, das wirst du nie im Leben verstehen».

Davon hat sich Penny nicht abschrecken lassen. «Ich habe mich eingearbeitet, Onlinekurse zu Machine Learning und Natural Language Processing belegt und mein Wissen aus dem Studium schnell auf den neuesten Stand gebracht.» Penny rät auch allen anderen Frauen, Herausforderungen anzunehmen.

Women for Tech

Wie gelingt es mehr weibliche Talente für die IT-Branche zu begeistern? Zum Beispiel mit Vorbildern. In unserer neuen Interview-Reihe «Women for Tech» stellt Digicomp deshalb Frauen vor, die uns mit ihrer Kreativität und ihrem Mut inspirieren. 

Wie gelingt es mehr weibliche Talente für die IT-Branche zu begeistern? Zum Beispiel mit Vorbildern. In unserer neuen Interview-Reihe «Women for Tech» stellt Digicomp deshalb Frauen vor, die uns mit ihrer Kreativität und ihrem Mut inspirieren. 


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