Zu mehr Erfolg in der (Projekt-)Kommunikation dank Körpersprache

Die Körpersprache ist entscheidend für den Erfolg eines Projektes geht. Erfahren Sie, warum Firmen nicht nur in Tools & Technik investieren sollten.

Autor Gennaro Quagliarelli und Serena Quagliarelli
Datum 21.03.2017
Lesezeit 8 Minuten

Der Projektleiter stand da, sichtlich nervös. Er stellte dem Entscheidungsgremium den «guten» Stand des Projekts vor. Der Redefluss stockte. Der Projektleiter kam wortwörtlich ins Schwitzen. Ein Unbehagen machte sich breit. Trotzdem sprachen die Anwesenden dem Projektleiter ihr Vertrauen aus. Kein Wort über das unsichere Verhalten des Projektleiters, auch nicht über das mulmige Gefühl im eigenen Bauch. Nur zwei Wochen später wurde das Projekt abgebrochen. Eine anscheinend «unerwartete» Erhöhung des Budgets erreichte die «erstaunten» Auftraggeber.


«Wie reden Menschen mit Menschen?
Aneinander vorbei.»
Kurt Tucholski


Warum Technik & Tools nicht ausreichen

In Projekten zu arbeiten, ist vor allem Kommunikationsarbeit. Es geht um die Schaffung eines gemeinsamen Verständnisses, die die Grundlage für eine verbindliche Zusammenarbeit ist. Kein einfaches Unterfangen, wenn Zeit- und Kostendruck, Komplexität und Risiken das Umfeld und damit auch die Kommunikation prägen. Der Einsatz von Projektmanagement-Methoden hilft. Die Unternehmen investieren weiterhin viel in die Projektmanagement-Weiterbildung. Der Schwerpunkt der Fortbildungen liegt in der Vermittlung von «Techniken». Im Gegensatz dazu steckt in der Nutzung und dem Training von Verhaltenskompetenzen viel Verbesserungspotenzial.

Es ist irgendwie paradox. Einerseits suchen wir nach Instrumenten, die die Zusammenarbeit und die Kommunikation verbessern (z.B. teure IT-Systeme) und andererseits übersehen wir die uns angeborene Fähigkeiten. Im eingangs beschriebenen Fall hätte die Diskrepanz zwischen mündlicher Botschaft und der Körpersprache die Alarmglocken läuten lassen müssen.


«Wir sprechen mit unserem Stimmorgan,
aber wir reden mit unserem ganzen Körper.»
Abercombie


Der Körper als Spiegel unserer Gedanken

Unser Körper drückt unsere Gedanken aus, grösstenteils unbewusst. Umgekehrt beeinflusst unser Körper auch die Gedanken. In Kenntnis der Bedeutsamkeit der Körpersprache versuchen wir – bewusst – unsere Körpersprache zu steuern, um unserem Gegenüber zu imponieren: ein Lächeln, freundliche Gesten oder imponierende Körperhaltungen. Doch unser Gegenüber reagiert mit Misstrauen, denn unsere Gedanken entsprechen nicht mit dem, was wir sagen. Wir besitzen von Natur aus Instrumente, die die Verbindlichkeit unserer Kommunikation sichtbar machen. Dies sind u.a.

  • Der Blickkontakt lädt zur Kommunikation und Aufmerksamkeit ein. Der Blick des Gegenübers verrät uns einiges über seinen emotionalen Zustand und die Beziehung zu uns
  • Die Stimme hat starken Einfluss auf unsere Wirkung auf andere. Eine tiefe und warme Stimme empfinden wir meist als souverän und vertrauensvoll
  • Die Körperhaltung bietet eine unendliche Fülle an Informationen. Ein sicherer Stand auf beiden Beinen z.B. verbinden wir mit Selbstsicherheit und solider Bodenhaftung

Der Selbstdarsteller und der Zuschauer in uns

Nun stellt sich folgende Frage: Wie nutze ich bewusst diese mir angeborenen Fähigkeiten? In jedem Augenblick unseres Wirkens sind wir – vereinfacht ausgedrückt – Selbstdarsteller und Zuschauer. Als Selbstdarsteller bieten wir unsere Überlegungen und Überzeugungen in der Hoffnung auf eine von uns gewünschte Reaktion an. Unsere Überlegungen machen dabei rund 10% der Kommunikation aus. Diese werden in Form von Fakten, Daten und Zahlen vermittelt. Unsere Überzeugungen hingegen machen ca. 90% der Verständigung aus. Diese werden durch unsere Körpersprache signalisiert. Als Zuschauer nehmen wir die Überlegungen des anderen, verarbeiten diese mit unserem Verstand und überprüfen gleichzeitig deren Wahrheitsgehalt durch unser Fühlen. Nur wenn der Bauch zum Gehörten weiterhin in Ruhe seine Aufgabe erfüllt, nehmen wir die angebotene Information als wahr an. Ein wunderbares und jederzeit verfügbares Instrumentarium. Was hindert uns jedoch daran, dieses voll auszuschöpfen?


«Am mächtigsten ist derjenige,
der sich seiner eigenen Macht gewiss ist.»
Lucius Annaeus Seneca


Selbstdarstellung wird in unserem kulturellen Kontext oft mit Überheblichkeit oder Effekthascherei verbunden. Unsere Fähigkeiten der körpersprachlichen Darstellungen werden nicht gefördert. Das führt im Erwachsenenalter dazu, dass einem das Auftreten vor Menschen peinlich ist. Dazu kommt die grosse Schwester der Peinlichkeit: die Scham. Scham braucht einen Zeugen. Es hat immer mit gesehen werden zu tun. Plötzlich merkt man, wie ausgeprägt und fundiert unser Selbstbild ist. Denn die Scham ist der Unterschied zwischen Selbst- und Fremdbild. Und plötzlich ist man selbst auch Zuschauer, denn wir interpretieren Bewegungen, Blicke und Gesten unserer Mitmenschen. Unsere Empathie hilft uns, die Verstimmung zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung zu deuten. Je kleiner der Unterschied, umso authentischer ist unsere Selbstdarstellung, unsere Ausstrahlung. Deshalb hat das Bewusstsein über die Körpersprache eine hohe Bedeutung, gerade dann, wenn wir in einem herausfordernden Vorhaben sind – wie in einem komplexen Projekt.


«Wir überzeugen durch unsere Ausstrahlung.»
Walt Whitman


Ausstrahlung ist einfacher zu beschreiben, wenn sie fehlt. Ausstrahlung ist ansteckend. Es ist bekannt, dass Investoren auf Unternehmer positiv reagieren, wenn sie Selbstvertrauen und eine leidenschaftliche Begeisterung wahrnahmen. Doch Vorsicht. Wie nutzt man dieses so einzigartige Instrument, ohne in Rezepte und Techniken zu verfallen? Wie nutze ich meine und wie deute ich die Körpersprache anderer? Die Antwort scheint trivial:

  • Durch Achtsamkeit und Einfühlungsvermögen deuten wir die Körpersignale anderer Menschen und deren Gedanken
  • Indem wir uns in andere Menschen hineinversetzen, können wir unsere eigene Körpersprache formen
  • Durch Achtsamkeit unserer Körperreaktionen und -haltungen erkennen wir die Güte unserer eigenen Gedanken
  • Durch die bewusste Anwendung der Körpersprache können wir unser Denken beeinflussen

Körpersprache lässt sich nicht reduzieren in Schemas und Methoden. Sie ist Beziehungsarbeit – mit sich selbst und den anderen.

Die Körpersprache in der Projektarbeit

In der Projektarbeit gibt es unzählige Momente, in denen wir die Macht der Körpersprache nutzen sollten. Es hilft, wenn wir uns z.B. am Ende einer wichtigen Besprechung, beim Management von Interessenvertretern oder bei einer Präsentation bewusst folgende Fragen stellen:

  • «Was sagt mein/euer Körper dazu?»
  • «Was ist mir/euch heute speziell aufgefallen in unserer Kommunikation?»
  • «Welche Haltung hat mir/uns heute zum Gelingen einer Aufgabe verholfen?»

Es ist uns bewusst, dass ein solches Vorgehen Mut braucht. Die Unternehmenskultur prägt stark unser Verhalten. Fangen Sie bei sich selbst an.

Fazit

Bei der Körpersprache geht es nicht darum, sich zum «Profiler» zu entwickeln. Im Vordergrund steht eine umfassende Beziehungsgestaltung. Es geht darum, Verbindlichkeit in der Zusammenarbeit zu schaffen. Das geschieht, wenn unser Verstand sich mit dem unendlichen Wissen der Gefühlswelt paart. Es liegt an uns, Verhaltensmuster aufzubrechen und uns und unser Arbeitsumfeld weiterzuentwickeln. Der wirksamste Weg dazu ist die bewusste Achtung der eigenen Körpersprache und jene unserer Gesprächspartner.

In unserem Seminar zu «Präsentationstechnik» gehen wir auf die Eigenheiten der menschlichen Kommunikation und auf mögliche Hilfsmittel und Methoden ein. Viele Übungen und ganz besonders die Videoanalysen sind ein probates Mittel, um die eigene Körpersprache und ihre Wirkung zu reflektieren und deren Potenziale zu entdecken.

Die Reflexion der eigenen Körpersprache (Haltung, Gestik, Mimik und Blickkontakt) öffnet den Weg zu einer wirksamen Zusammenarbeit.


«Ich musste beschliessen, aufrecht auf meinem Surfbrett zu stehen.
Ich wusste nicht, dass mir das helfen würde,
mich auch im Leben aufrecht zu halten.»
Eve Fairbanks



Über den Autor

Gennaro Quagliarelli und Serena Quagliarelli

Gennaro Quagliarelli CEO, Trainer und Coach bei der AGORA Associates GmbH, Lehrbeauftragter und Referent zu den Themen «Präsentationstechnik» und «Verhaltenskompetenzen in der Projektarbeit» bei Digicomp AG Serena Quagliarelli Trainerin bei der AGORA Associates GmbH, leidenschaftliche Tänzerin und Körpercoach. Sie unterstützt Jugendliche und Erwachsene in der Körperwahrnehmung und deren Entfaltung. Seit einigen Jahren legt sie den Fokus ihrer beruflichen Neugierde auf die kommunikative Wechselwirkung zwischen der inneren Gedankenwelt und deren Auswirkung auf den Körper.