Ein BGM im Unternehmen einführen – Best Practices und Empfehlungen für Ihre Jobrolle

Die Einführung eines BGM im eigenen Unternehmen ist eine Herausforderung für viele Jobrollen. Lernen Sie aus BGM Best Pracitces und Handlungsempfehlungen.

Autor Alexandra Meures
Datum 21.11.2016
Lesezeit 7 Minuten

Immer mehr Betriebe systematisieren ihre betriebliche Gesundheitsförderung, denn einzelne betriebliche Massnahmen zur Förderung der Unternehmensgesundheit sind oft nicht ausreichend in die Strukturen und Routinen der Organisation integriert. Ein systemisches Gesundheitsmanagement sorgt gezielt dafür, dass geplante Massnahmen auch als förderliches Angebot von den Beschäftigten wahrgenommen und genutzt werden. In diesem Beitrag möchte einen Auszug aus einem Best-Practice-Ablauf für die Umsetzung eines BGM vorstellen und gleichzeitig Handlungsempfehlungen für einzelne Jobrollen abgeben.

Ziele und Handlungsebenen eines betrieblichen Gesundheitsmanagements lassen sich übersichtlich über drei Ebenen darstellen.

  • Auf der normativen Ebene werden die Globalziele bestimmt (Visionen wie z.B. Verbesserung der MA-Zufriedenheit)
  • Auf der Ergebnisebene wird festgelegt, welche veränderbaren Zustände erreicht werden sollen
  • Auf der Prozessebene wird die operative Durchführung erarbeitet und aufgezeigt

Der Weg zum gesunden Unternehmen führt daher über angebotsgerechte Massnahmen (Bedürfnisse der Beschäftigten), Messbarkeit und klare Zielsetzung sowie über eine kontinuierliche und konsequente Vorgehensweise, die durch eine integrierte Kommunikation gestützt und gefördert wird.

Nur dann, wenn «Gesundheit» in die Unternehmenskultur integriert ist und zum festen Bestandteil der Unternehmenspolitik wird, können die gezielten Förderungsmassnahmen zum echten Erfolgsfaktor werden.

Integration eines BGM in die Unternehmenskultur

Folgender Methodenablauf kommt dabei oftmals zum Einsatz:

Der BGM Einführungungsprozess

  • Analyse (Mitarbeiterbefragung) und Erstellung des Handlungsbedarfsplan (Prioritätenliste)
  • Einführung inkl. Qualitätssicherung über das EFQM-Modell *
  • Gründung von Gesundheits- und Arbeitszirkeln
  • Umsetzung gemäss PDCA-Kreislauf
  • Kontinuierlicher Verbesserungsprozess
  • Möglichkeit, das Unternehmen durch ein anerkanntes Label zu zertifizieren

* Das «European Foundation for Quality Management (EFQM)»-Modell bewertet neben den Strukturen und Prozessen vor allem die Ergebnisse. Es bietet eine Grundlage für einen schrittweise und kontinuierlichen Verbesserungsprozess.

Betriebliches Gesundheitsmanagement – Best Practice

In der Schweiz zeichnete die «Gesundheitsförderung Schweiz» bislang 65 Organisationen für ihr Engagement und für entsprechend optimierte Arbeitsbedingungen mit dem Label «Friendly Work Space» aus. Unter den Zertifizierten sind u.a. Swiss, SBB, Migros, Post. Alleine 2014 erhielten 20 Unternehmen mit insgesamt rund 65’000 Mitarbeitenden die Bestätigung, dass sie betriebliches Gesundheitsmanagement gemäss den Vorgaben des Qualitätslabels umsetzen.

Gegründet wurde das Label 2003. Für Unternehmen ist dieses Label zum einen «ihr Vergrösserungsglas» nach aussen (Mitarbeiterakquise) und zum anderen ein gutes Messinstrument, um eigene Aktivitäten einordnen und ggf. verbessern zu können.

Wahrnehmung von BGM

Eine aktuelle Vergleichsstudie zur «Wahrnehmung von betrieblichem Gesundheitsmanagement aus Sicht von Angestellten und Verantwortlichen» von Dr. Markus A. Grutsch und Christian Kressig, MSc. FHO an der FHS St. Gallen, zeigt auf, dass es den Arbeitnehmern hingegen weniger um die Auszeichnung ihres Unternehmens durch ein Label geht, sondern vielmehr darum, dass etwas für sie getan wird und dass die Angebote ihren Bedürfnissen entsprechen.

Von 274 Teilnehmenden dieser Umfrage geben z.B. 42% an, dass sich ihr Verhalten durch die Massnahmen in der betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) positiv verändert hat. 85% nutzen die Angebote, weil sie ihnen gut tun. Und gar 52% wünschen sich, dass das Angebot vergrössert wird.

BGM als Employerbranding

Ein Thema, das für Unternehmen in der heutigen Zeit einen ganz besonderen Stellenwert einnimmt, ist das «Branding», denn «The war for talent» ist bereits in vollem Gang. Und auch wenn folgende Aussage nur das bestätigt, was wir alle schon lange wissen sowie fordern und fördern, so dürfte diese Zahl im Hinblick auf eine gezielte BGM- & BGF-Umsetzung einem den Blickwinkel nochmals erweitern, denn für 97 % der Befragten ist ein «motivierendes und respektvolles» Arbeitsklima wichtig bei der Wahl des Arbeitgebers.

Handlungsempfehlungen für die Umsetzung eines BGM

Was können Sie also gezielt tun, um Ihr Unternehmen entsprechend zu positionieren?

Als CEO

  • Stehen Sie hinter der Einführung und aktiven Umsetzung von BGM, denn es trifft das Bedürfnis Ihrer Beschäftigten.
  • Hinterfragen Sie die Managementkultur und fördern Sie die achtsame Führungskultur, denn «das Heil dieser Welt liegt nicht in neuen Managementkulturen, sondern in einer neuen Gesinnung» (Albert Schweizer).

Als CFO

  • Es muss bewusst sein, wie lohnenswert es ist, in die Zufriedenheit der Mitarbeiter zu investieren, denn der Unternehmensgewinn kommt durch die Beschäftigten zustande.
  • Ein Budget kreieren, wo keines ist, dass ist Ihr Masterplan. Heute gibt es viele kreative Wege der Finanzierung. Beziehen Sie die Akteure beim Blick über den Tellerrand mit ein.

Als Gesundheitsmanager/Beauftragte/-r

  • Sie sind Schnittstelle zwischen der Geschäftsleitung und allen Beschäftigten. Bei der sauberen Erarbeitung und Koordination aller Abläufe können Sie den grösstmöglichen Nutzen erzielen – dies von der Vision über die Planung bis hin zur detaillierten Umsetzung.
  • Als «Dirigent» machen Sie die Betroffenen zu Akteuren, delegieren und dirigieren, unterstützen, fordern – und fördern so das Verhältnis und damit auch die Verhaltensveränderungen.

Als Gesundheits- und Arbeitszirkel

  • Setzen Sie sich für Verbesserungen der Arbeitsbedingungen ein. Sie sind nah am Geschehen und auch selbst mittendrin.
  • Sie sind Augen, Ohren, Verstand und Sprachohr. Setzen Sie alle Ihre Sinne ein, um zur Erhöhung der Mitarbeiterzufriedenheit und damit zu besseren Arbeitsbedingungen und zur Steigerung des Wohlbefindens beizutragen.

Als Kommunikationsverantwortliche/-r

  • Tragen Sie Sorge, alle relevanten Kommunikationsmittel für die interne sowie auch externe Kommunikation, gewinnbringend einzusetzen.
  • Sie, als Übermittler/-in des Worts können die Wahrnehmung aller BGF-Massnahmen qualitativ wie quantitativ massgebend steuern.
  • Wichtig ist es, zuerst die Führungskräfte einzubeziehen, dann zusammen mit diesen die Mitarbeiter – bevor die Kommunikation über B2B, B2C, Marketing und PR, Intranet, Hauszeitung usw. weitertransportiert wird. Die Jahresergebnisse zeigen sich dann im Gesundheitsbericht.

Auf den Punkt gebracht: So wird BGM zum Erfolg

Engagement der obersten Führungsebene, klare Vision und Gesamtstrategie, gemeinsame Entwicklung, Handlungsprioritäten schrittweise optimieren, organisationsweite Kommunikation und zeitnahe Anpassung bei kurzfristiger Strategieänderung.


Über den Autor

Alexandra Meures

Während ihrer 20-jährigen Führungs- und Managementlaufbahn war Alexandra Meures für mehre internationale Firmen im Auf- und Ausbau neuer Geschäftsbereiche zuständig. Ihr lösungsorientiertes, unternehmerisch-soziales Denken und Handeln setzte sie besonders in der Verbindung der Verhältnis- und Verhaltensoptimierung für Mitarbeitende und Unternehmen ein. Dazu zählten u.a. Struktur- und Prozessentwicklung sowie der Aufbau neuer Abteilungen in Gründungs- und Veränderungsphasen. Nicht zuletzt durch ihre internationale Erfahrung mit wertschätzender Arbeitskultur und achtsamer Kommunikation ist sie heute als Consultant und Trainerin im betrieblichen Gesundheitsmanagement tätig. Dies inklusive Analyse, Budgetierung, Entwicklung und Begleitung in der Umsetzung. Qualifizierungen: Executive International MBA, Coach, Trainerin, Gesundheitsberaterin, betriebliche Gesundheitsmanagerin, auch auf Basis «Friendly Workspace» (Label Gesundheitsförderung Schweiz).