Was wir von Harvard übers Bloggen lernen

Autor Katrin Tiefenauer
Datum 16.09.2016
Lesezeit 5 Minuten

Wenn jemand für eine Studie übers Bloggen prädestiniert ist, dann ist das Chiara Ferragni, besser bekannt als The Blonde Salad. Sie ist das beste Beispiel dafür, dass Blogger_in ein durchaus ein lukrativer Vollzeitjob sein kann.

Studenten der Harvard Business School haben es sich 2014 zur Aufgabe gemacht, die Erfolgsgeschichte von The Blonde Salad zu analysieren und eine Fallstudie über Chiarra Ferragni und ihr Team zu veröffentlichen. Die Studie ist Teil eines Luxus Marketing Kurses für Harvard Studenten und für Fashion- und Business-Interessierte ein Muss. Einige interessante Aspekte dieser Fallstudie habe ich mir rausgefischt:

  1. Die besten Blogger fingen klein an und wuchsen organisch

Heute verdient Ferragni zwar Millionen, gestartet hat sie jedoch ganz klein mit Hochladen von Selfies auf Seiten wie zum Beispiel Flickr. 2009 gründete sie zusammen mit ihrem damaligen Freund und jetzigen Business Partner Riccardo Pozzoli den Blog The Blonde Salad, ohne auch nur eine Vorahnung zu haben, dass diese Idee innerhalb von 5 Jahren zu einem Millionenbusiness wachsen würde.

  1. Grosse Blogger verdienen ihr Geld auf unterschiedliche Weise

Leandra Medine, besser bekannt unter dem Blogger-Namen Man Repeller, verdient das meiste Geld mit Werbung auf ihrer Website, mit Partnerschaften mit grossen Marken oder als Host auf Events, für die sie gebucht wird. Rachel Parcell, bekannt unter dem Blogger-Pseudonym Pink Peonies, nutzt ein anderes Modell und verdient das meiste Geld mit Affiliate Links. Jedes Mal, wenn die Leser ein auf ihrer Seite gezeigtes Produkt anklicken und kaufen, geht ein kleiner Prozentsatz in ihre eigene Tasche. Damit kam Parcell in 2014 auf geschätzte $960‘000.

Auch Ferragnis Haupteinnahmequellen sind die Werbe-Schaltungen auf ihrer Website, Partnerschaften mit grossen Brands, das Hosten von Events und ihre eigene Schuhkollektion, die ihr mittlerweile $10 Millionen Umsatz bringt.

  1. Instagram ist zentral

Laut Pozolli gab es für die Fashion Blogger 2013 einen Wendepunkt. Dies war, als Instagram sozusagen über Nacht zum meist benutzten Instrument der Modeindustrie wurde.

So setzten auch Ferragni und ihr Team sehr früh auf Instagram und mit mittlerweile 6.5 Millionen Follower gehört Ferragni zu Instagrams biggest player, obwohl ihr Name oder ihre Marke nicht die Berühmtheit von Chanel (14.8 Millionen Instagram Follower) oder Armani (5.9 Millionen Instagram Follower) besitzt.

Zeitgleich war die Erfolgswelle von Instagram auch eine Bedrohung für das damalige Business Modell von The Blonde Salad, was zu einer neuen digitalen Strategie führte.

  1. Unterschiedliche Strategien für Blog vs. Social Media

Nachdem Instagram ein solcher Erfolg war, startete Ferragni damit, den Content auf ihrer Website von den Posts auf Social Media zu trennen. Auf der einen Seite postete Ferragni weiterhin täglich ihre privaten Outfits und Aktivitäten auf Social Media, und auf der anderen Seite startete ein mehrköpfiges Team, redaktionelle Beiträge bereits Wochen im Voraus zu planen.

Die Investition in ein redaktionelles Team hat zum Ziel, auf theblondesalad.com ein unabhängiges und von ihrer Gründerin separates digitales Magazin zu entwickeln. Ferragni hat hier je nach Anlass und Thema stets die Möglichkeit, sich zu involvieren oder eben nicht.

  1. Das Publikum verändert sich über die Zeit

Ursprünglich startete The Blonde Salad mit einer Leserschaft von Mädchen im Teenage-Alter, die sich für Ferragnis coolen Lifestyle interessierten. Heute besitzt Ferragni innerhalb der Fashionindustrie eine Menge Glaubwürdigkeit und entsprechend hat sich auch ihr Publikum verändert. Vor einigen Jahren sei der Traffic während der Fashion Weeks um einiges gesunken, weil die Follower an Ferragnis Lifestyle und nicht an Mode generell interessiert waren. Aktuell sieht dies anders aus. Die Fashion Weeks bringen The Blonde Salad etwa 15% erhöhten Traffic auf ihrer Website.

Die Fallstudie über Chiara Ferragni und ihr Team ist durchaus informativ. Die Studie als Wegweiser für ein erfolgreiches Blogging Business zu sehen, wäre jedoch falsch.

Der Erfolg von Ferragni ist zu einem grossen Teil dem Zufall und der Tatsache verschuldet, im richtigen Moment das Richtige zu tun. Etwas Ähnliches aufzubauen und damit erfolgreich zu werden, ist nahezu unmöglich. Entsprechend kann ich in Chiara Ferragnis Worten raten: „Tun Sie etwas, was zuvor noch niemand gemacht hat“.


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Katrin Tiefenauer