Favorisieren vs. Liken

Autor Teilnehmer_in - Francesca Walz
Datum 14.11.2015
Lesezeit 2 Minuten

Am 3. November 2015 ging ein Aufschrei durch Twitter. Der gelbe Stern wurde durch ein rotes Herz ersetzt. Unter dem Hashtag #heartgate/#Herzchengate liess gefühlt die halbe Community ihrer Empörung freien Lauf, nur wenige positive Tweets tauchten auf.

Twitters Begründung für die Änderung war: “We want to make Twitter easier and more rewarding to use … You might like a lot of things, but not everything can be your favorite.” https://blog.twitter.com/2015/hearts-on-twitter.

Doch die Twitter-Gemeinde empfand diesen Schritt vor allem als Annäherung an Facebook. Meinungen wie: “Herzt man einen Beitrag, kommt das einer Liebeserklärung gleich.” “Tragödien kann man nicht mit einem Herzen markieren, da zu geschmacklos.” “Haben wir uns jetzt alle lieb?” etc. wurden getweetet. Nur Wenige argumentierten: “Ist doch egal ob Herz oder Stern”.

So empfand ich es auch zunächst, aber – das merke ich jetzt – ich habe mehr Mühe, ein Herz zu vergeben als einen Stern. Weshalb? Das Herz bedeutet mehr Nähe, mehr Emotion. Ich favorisiere den Beitrag nicht mehr, ich like ihn. Favorisieren als Begriff/Wort ist, für mich, auf der semantischen Wortebene kälter als liken, es ist verstandsgebunden. Im Gegensatz zu liken, dass zusätzlich gefühlsgebunden ist. Und diese zusätzliche Komponente lässt mich zurückhaltender markieren.

Was aber nicht der Mehrheit und der anfänglichen Empörung entspricht: In der ersten Woche seit der Einführung des Herz-Icons wurden 6% mehr Tweets geherzt als zuvor favorisiert (Kevin Weil, SVP of Product at Twitter am Open Mobile Summit 2015 in San Francisco).


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