Keiner tickt gleich – Führen mit der Jung-Typologie

Sensibel oder dominant, menschen- oder sachorientiert? Jeder Mensch hat seine eigene Persönlichkeit, entspricht einem anderen Typus und will entsprechend behandelt und wahrgenommen werden. Nur dann fühlt er sich akzeptiert und respektiert.

Autor Adrian Stalder
Datum 23.09.2015
Lesezeit 5 Minuten

Sensibel oder dominant, menschen- oder sachorientiert? Jeder Mensch hat seine eigene Persönlichkeit, entspricht einem anderen Typus und will entsprechend behandelt und wahrgenommen werden. Nur dann fühlt er sich akzeptiert und respektiert.

Quelle: Computerworld 14 / 11. September 2015

Konrad Adenauer soll einmal gesagt haben: «Nehmen Sie die Menschen, wie sie sind, andere gibt es nicht.» Wie recht er hatte. Gerade, dass die Menschen so unterschiedlich sind, macht die Mitarbeiterführung so schwierig, aber auch so spannend. Psychologieaffine Personen haben sich immer schon Gedanken darüber gemacht, wie sich die unterschiedlichen Charaktere klassifizieren lassen. Bereits zur Zeit von Hippokrates – im 5. Jahrhundert vor Christus – gab es erste Persönlichkeitstheorien. Auch heute wird gern auf Modelle zurückgegriffen, die dabei helfen, Menschen im persönlichen Arbeitsumfeld «zu lesen», um sie besser verstehen und ihre Emotionen und Reaktionen besser einstufen zu können. Ziel ist es, die eigenen Reaktionen als Führungsperson individuell darauf abzustimmen.

Eines dieser Modelle nennt sich «Typologie» und wurde vom Schweizer Psychologen Carl Gustav Jung entwickelt. Auch wenn in der Realität natürlich viele Mischformen existieren, kann dieses Modell den Umgang mit den Mitarbeitenden im Alltag erleichtern.

Die vier verschiedenen Typen

Der Macher: Als extrovertierter und sachorientierter Charakter macht er sehr schnell auf sich aufmerksam. An Meetings fällt der Macher durch sein klares und entschiedenes Auftreten auf. Er formuliert deutlich und nachdrücklich seine Forderungen und kommuniziert meist in kurzen, knappen Sätzen. Gegenüber diesem Typus Mensch braucht es als Vorgesetzter eine sichere und offene Ansprache auf Augenhöhe. Lange Erklärungen und umfangreiche Unterlagen langweilen ihn. Auch wenn es nicht immer einfach ist, mit seiner fordernden Art umzugehen, wird seine Offenheit geschätzt. Vor allem, wenn es um Entscheide oder Veränderungen geht.

Der Unterhalter: Dieser Charakter ist zwar auch extrovertiert, gleichzeitig aber menschenorientiert. Er sieht sich selber gerne im Mittelpunkt, gibt sich immer sehr gesprächig, ist wortgewandt und hält im Alltag für jede Gelegenheit den passenden Spruch bereit. Damit ist der Unterhalter der ideale Präsentator an Meetings. Ordnungsliebende sehen in ihm eher den Chaoten und Vielredner und nehmen ihn als eher oberflächlich wahr. Geschätzt wird sein visuelles Flair – Bilder sprechen ihn mehr an als Worte –, seine kreativen Inputs und sein Ideenreichtum.

Der Unterstützer: Dieser ebenfalls menschenorientierte, aber eher introvertierte Typ ist ruhig, verständnisvoll und hilfsbereit. Geschätzt wird seine Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit, vor allem dann, wenn es um Routineabläufe geht. Als guter Zuhörer fördert er Werte wie Harmonie und Stabilität im Team und gilt als guter Vermittler und Diplomat. Streit und Konflikten geht er aber lieber aus dem Weg und Veränderungen ziehen ihm den Boden unter den Füssen weg. Auch wenn der Unterstützer mit Kritik nicht sehr gut umgehen kann, wird er dank seiner hohen Sozialkompetenz sehr geschätzt.

Ebenfalls introvertiert, aber sachorientiert ist der gewissenhafte Denker. Er bereitet Beiträge genau vor und geht den Dingen auf den Grund. Dieser Typus wird als strukturierte und fachkompetente Persönlichkeit geschätzt – auch wenn der Drang zum Sammeln von Daten und Fakten sowie sein Hang zur (Über-)Perfektion von den Kolleginnen und Kollegen manchmal belächelt werden. Den Denker sollte man nicht fragen, wie es ihm geht, sondern, was er heute vorhat.

Warum ist Führen so schwierig?

Menschen sind vor allem eines: sehr verschieden. Das betrifft die Chefs wie auch die Mitarbeiter. Der Erfolg einer guten Führungspersönlichkeit basiert darauf, entsprechend zu agieren. Mehr über die vier Cheftypen und ihre Stärken- und Schwächenprofile sowie zahlreiche Praxistipps für die direkte Umsetzung der Typologie im Alltag, sei es für Meetings, Feedback- Gespräche oder Coachings, erfahren Sie am Digicomp Leadership Day (siehe Kasten oben).

Computerworld ist Medienpartner des Events.


Über den Autor

Adrian Stalder

Adrian Stalder verfügt über 25 Jahre Führungserfahrung, davon zehn Jahre als Hoteldirektor in 4- bis 5-Sterne-Hotels. Als Hotelier war Stalder Price-Winner des Swiss Award for Excellence ESPRIX und wurde 2000 von Ernst&Young als Entrepreneur of the Year ausgezeichnet. Seit acht Jahren ist Adrian Stalder als selbstständiger Berater/Coach in kleinen und mittelgrossen Unternehmen für das mittlere und obere Management/Verwaltungsrat im Einsatz.