Small Talk - das kleine Gespräch am Rande

In den ersten Momenten einer Begegnung werden oft Grundlagen für das weitere Verhandlungsklima geschaffen. Zwei einander unbekannte Personen treffen aufeinander und nach der Begrüssung und der Vorstellungsrunde endet oft der Redefluss. Wie kann ein Gespräch begonnen werden? Dagmar Kohlmann gibt Tipps.

Autor Dagmar Kohlmann
Datum 14.09.2015
Lesezeit 6 Minuten

In den ersten Momenten einer Begegnung werden oft Grundlagen für das weitere Verhandlungsklima geschaffen. Zwei einander unbekannte Personen treffen aufeinander und nach der Begrüssung und der Vorstellungsrunde endet oft der Redefluss.

Wie kann ein Gespräch begonnen werden? Welches Thema bietet sich an? Wie persönlich dürfen Sie werden? Vom Malediven-Urlaub schwärmen? Das bunte Buffet preisen? Über das Wetter klagen? Ja und nein.

Fachliche Kompetenz ist wichtig, keine Frage. Allerdings ist es im Business keineswegs «en vogue», bei der ersten Begegnung sofort mit Wissen, Vorschlägen, Ideen und Lösungen zu glänzen.

Genauso fit sollten Sie bei den kurzen, vermeintlich belanglosen Gesprächen sein, die sich immer wieder ergeben. Viele Begegnungen – ob auf dem Parkplatz, beim Termin mit einem Kunden oder bei einem Geschäftsessen – beginnen mit einigen charmanten Höflichkeiten, die Sympathie und Interesse erkennen lassen.

Für die Karriere ist dieser (oft unterschätzte) Small Talk unerlässlich, denn Ihre (Ihnen bis dato noch völlig unbekannten) Gesprächspartner und Sie können sich ein erstes Bild voneinander machen.

An dieser Stelle entscheidet sich unbewusst oft schon, ob man einander vertrauen kann, ob man sich sympathisch ist oder ob sich die Zukunft rein sachlich gestalten wird. Diese ersten Eindrücke sind die Basis für alle weiteren Begegnungen, denn: Der erste Eindruck sitzt fest!

Klar überdenkt man ein erstes Urteil noch einmal, sollte es gar zu streng ausgefallen sein oder Sie sind später enttäuscht, wenn der sympathische Mensch zu einem Schwätzer mutiert – dennoch finden sich immer wieder Bestätigungen für die ursprüngliche Einschätzung!

Was sind denn klassische Small-Talk-Themen?

Für den Fall, dass es sich bei der Gruppe, auf die Sie treffen, nicht um Menschen aus Ihrer Branche handelt, es auch keine Gruppe ist, in der alle den gleichen Sport ausüben, Sie sich alle völlig fremd und Gleichgesinnte noch nicht erkennbar sind, greifen Sie zu ungefährlichen Themen wie:

  • Wetter
  • Urlaub
  • Haus und Garten
  • Beruf
  • Familie
  • Hobby
  • Sport
  • Kultur
  • Anreise
  • Reisen

Sie können davon ausgehen, dass es den meisten Anwesenden genauso schwer fällt wie Ihnen, mit Small Talk zu beginnen. So werden Sie auf breite Zustimmung stossen, wenn Sie sich darüber freuen, dass endlich wieder die Sonne scheint.

«Banal», denken Sie, «es muss doch noch etwas Intelligenteres geben als das Wetter!»

Ganz sicher gibt es noch unendlich viele kluge Themen. Aber passen diese – wenn Sie Ihnen überhaupt einfallen – hierher? Ausserdem: Wenn Ihr Gehirn erst einmal feststellen musste, dass Sie seine «harmlose» Ideenauswahl nicht mögen, dann liefert es erst Recht keine intelligenten Ideen mehr.

Mein Tipp: Nehmen Sie alles an, was Ihnen Ihr kluges Gehirn anbietet und verbieten Sie Ihrem Verstand seine destruktiven Negativ-Bewertungen über Trivialität.

Welche Themen sind tabu?

Vielleicht ist es für Sie leichter die harmlosen Themen zu akzeptieren, wenn Sie die Liste der Themen sehen, welche tabu sind:

  • Religion
  • Krankheit
  • Politik
  • Gerüchte
  • Tratsch über nicht anwesende Personen
  • Witze

Merken Sie schon beim Lesen, wie «schwer» diese Themen auf einem lasten? Wie wenig Leichtigkeit sie transportieren? Zum Kennenlernen eine schwere Kost und ausserdem eine Steilvorlage für zahlreiche Fettnäpfchen.

Denn: Bei Witzen müssen Sie voraussetzen können, dass die Menschen um Sie herum den gleichen Humor haben wie Sie – können Sie das? Bei Politik haben Sie auch keine Ahnung, wer welche politische Richtung favorisiert und machen sich im schlechtesten Fall bereits mit den ersten Worten Gegner. Krankheits-Beschreibungen will keiner hören – sie sind entweder peinlich oder versauen die gute Grundstimmung. Und Ihre religiöse Zugehörigkeit geht niemanden etwas an.

So funktioniert guter Small Talk

Nach der Begrüssung/Vorstellung können Sie sich zum Beispiel erkundigen, ob Ihr Gesprächspartner eine gute Anreise hatte oder ob er schon einmal hier in dieser wunderschönen Gegend war. Und schon ergibt sich eine Vorlage, die zu einem Gespräch über Urlaub führen kann.

Das Grüppchen-Problem

Sollten sich doch einige der Anwesenden kennen, dann stellen diese sich sofort erleichtert zusammen und bilden eine Gesprächsrunde. Für Neuankömmlinge wirken diese Grüppchen wie geschlossene Kreise, die nach aussen signalisieren: Wir möchten unter uns bleiben.

Sobald also ein Einzelner den Raum betritt, ist es Ihre Pflicht, den Gesprächskreis zu öffnen und den verunsicherten Ankömmling zu bitten, sich zu Ihnen zu gesellen. Denn es handelt sich um eine Business-Gesellschaft und nicht um ein konspiratives Treffen …

Fazit

Behalten Sie die akzeptierten Small-Talk-Themen im Hinterkopf, ohne dabei die Tabus zu vergessen. So können Sie schon beim nächsten Stehlunch unbeschwert auf unbekannte Teilnehmer zugehen und interessante Kontakte knüpfen. Verschliessen Sie sich auch nicht Personen, die neu zu Ihrer Gesprächsgruppe hinzukommen. Auch Sie sind vielleicht einmal froh, wenn sich eine Gruppe einladend für Sie öffnet. Dies wird sich auf jede weitere Geschäftsbeziehung positiv auswirken.


Über den Autor

Dagmar Kohlmann

Dagmar Kohlmann selbstständige Trainerin für Reden, Kontern und Verkaufen. Ihre Bücher «Gestern Kollege – heute Vorgesetzter» und «Kontern - aber wie?» erschienen im Gabal Verlag. 1996 gründete sie die heutige DKS-Akademie GmbH.