M-PESA macht e-Commerce in Kenya möglich!

Autor Teilnehmer_in – Matthias Hoffmann
Datum 02.09.2015
Lesezeit 4 Minuten

Masai in der Steppe und e-Commerce, ein Gegensatz? Weit gefehlt: Dank einem innovativen mobilen Zahlungssystem floriert der Internethandel in Kenya.

Auch in den afrikanischen Ländern entwickelt sich die „mobile“ Welt rasend schnell: In Kenya verfügen heute – bei einer Gesamtbevölkerung von 45 Mio. – etwa 29 Mio. Einwohner über ein „mobile phone“. Die lokale Telekomgesellschaft „Safaricom“ (welche zu 40% der britischen Vodafone gehört) sorgt mit innovativen Technologien für eine grossflächige und gute Netzabdeckung im ganzen Land. Auch der Masai in der Steppe ist über Handy erreichbar (Quelle: African Business Review 2014).

Jedoch verfügen nur ca. 15 Mio. Einwohner in Kenya über ein Bankkonto (geschweige denn über eine Kreditkarte, hier sind es unter 1 Mio.). Für die Entwicklung des e-Commerce war und ist die Zahlungsabwicklung daher die grösste Herausforderung. Diese kann nicht (nur) über Banken erfolgen, wenn eine breite Bevölkerungsschicht erreicht werden soll.

Hier hat Safaricom mit „M-Pesa“ eine innovative und für dieses Land zielgerichtete Lösung entwickelt: Mit M-Pesa („M“ steht für mobile, „Pesa“ heisst auf Swahili Geld) sind sichere Zahlungen von bis zu 500 USD via SMS von Mobile zu Mobile möglich. Es können Geldbeträge zwischen Nutzern transferiert, Rechnungen beglichen und Einkäufe getätigt werden. Die Geldbeträge werden bei einem „Agent“ sicher und einfach auf einen bei Safaricom registrierten Benutzer-Account eingezahlt bzw. von diesem wieder bezogen. Bei jeder Transaktion prüft das System, ob der entsprechende Zahlungsbetrag gedeckt ist. Aufgrund der breiten Akzeptanz werden Geldbeträge zumeist im System belassen. Etwa 80’000 unabhängige Agents (kleine Shop-Besitzer, Kioske, Banken, Händler, Restaurants, etc.) sorgen im ganzen Land für einen jederzeitigen Zugang und für eine ständige Verfügbarkeit des Zahlungssystems. Auf den getätigten Transaktionen wird eine kleine Kommission von unter 1% erhoben.

M-Pesa ermöglicht damit der breiten Mittelschicht, Geldbeträge auf einfache und sichere Weise zu transferieren und Rechnungen zu begleichen. 2014 nutzten über 17 Mio. registrierte Kunden (dies entspricht 2/3 der erwachsenen Bevölkerung!) M-Pesa. Täglich werden in Kenya alleine über 6 Mio. Transaktionen durchgeführt – deutlich mehr als „Western Union“ weltweit pro Tag tätigt. Damit ist M-Pesa heute das weltweit erfolgreichste Zahlungssystem (Quelle: African Mail & Guardian, 2014)!

Entscheidend für den Erfolg sind die breite mobile Abdeckung (Verfügbarkeit von mobilen Geräten, gute Netzabdeckung im ganzen Land), das Vertrauen und die allgegenwärtige Präsenz des Zahlungssystems (grosse Anzahl an Agents, jederzeitige Verfüg- und Nutzbarkeit der Gelder, breite Akzeptanz) sowie die einfache, sichere und zielgerichtete Handhabung. Einmal etabliert, profitiert M-Pesa vom „Netzwerk-Effekt“ – mit zunehmenden Nutzern wird das System für neue Kunden immer attraktiver (Quelle: The Economist, 2013).

Zusammenfassend: Dank dem mobilen Zahlungssystem M-Pesa sind Masai und e-Commerce kein Gegensatz und der Internet-Handel floriert auch in diesem ostafrikanischen Land. M-Pesa wurde mittlerweilen in weiteren Ländern (Tanzania, Südafrika, Indien, Afganistan, verschiedene osteuropäische Länder) erfolgreich lanciert.


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Teilnehmer_in – Matthias Hoffmann