Work-Life-Balance – wie bleibt das Leben im Gleichgewicht?

Eine ausgewogene Work-Life-Balance sollte das Ziel jedes Arbeitnehmers sein – und genauso jedes Arbeitgebers. Was man dafür tun kann, erklärt Martin Bialas in seinem Beitrag.

Autor Martin Bialas
Datum 20.11.2014
Lesezeit 6 Minuten

Wie können Führungskräfte und Projektleiter Ihre Mitarbeiter unterstützen? In diesem Beitrag zeige ich auf, was Sie zur Work-Life-Balance Ihrer Teammitglieder beitragen können.

Ist dies nicht auch Ihr Traum?

«Der Tag beginnt mit einem harmonischen Frühstück mit den Lieben zu Hause, bevor man sich mit viel Elan auf den möglichst kurzen, angenehmen Weg zur Arbeit macht. Es erwarten Sie berufliche Herausforderungen – welche gleichsam spannend und immer neu, nicht jedoch über- oder unterfordernd sind. Die Zusammenarbeit mit Ihren Kollegen erfolgt in einer angenehmen Art und Weise und ist von Wertschätzung und gegenseitigem Respekt geprägt. Ihre Arbeit können Sie optimal planen, sodass Sie Ihre Ziele in der von Ihnen eingeplanten Zeit erreichen. Durchaus ermüdet – aber mit dem angenehmen Gefühl, heute ein gutes Stück der gesetzten Ziele erreicht zu haben – machen Sie sich auf den Heimweg. Zu Hause angekommen, erwarten Sie Ihr Partner und die Kinder, um deren Belange Sie sich nun entspannt kümmern können. Aufgrund der guten Planung bleibt auch noch genügend Zeit, sich Ihren eigenen Hobbies, Ihrer persönlichen Weiterbildung und Ihren sozialen Aktivitäten zu widmen, ohne das Gefühl zu haben, dass Sie Familie oder Beruf vernachlässigen.»

Das Thema Work-Life-Balance (WLB) wird häufig mit Vereinbarkeit von Familie, Privatleben und Beruf übersetzt. Heute werden die Elemente der WLB in folgende Themen aufgeteilt:

  • Familie (Zeit für Kinder, Partner, pflegebedürftige Angehörige)
  • Beruf (Flexibilität und Mobilität, Motivation und Leistungsbereitschaft, herausfordernde Tätigkeiten)
  • Bildung (lebenslanges Lernen, betriebliche und individuelle Qualifizierung)
  • Privatinteressen (Lebensqualität, Gesundheit und Freizeitaktivitäten)
  • Gesellschaftliches Engagement (soziale Verantwortung, politisches Wirken und lokales Miteinander)

Interessant in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass sich das Familien- und Berufsleben in den letzten 50 Jahren stark verändert hat. Während die Generation X noch viel stärker in zwei klar voneinander getrennten Sphären von Familie und Erwerbstätigkeit lebte, so ist bei der heutigen Generation Y die Grenze von Arbeit und Leben viel weniger stark umrissen. Soziologen sprechen von der «Entgrenzung» der Lebensbereiche.

Vielleicht ist es ja gar kein Traum und Ihr Tagesablauf sieht ähnlich wie oben beschrieben aus. Dann kann man Ihnen gratulieren, denn Sie haben wohl bereits Ihre optimale Work-Life-Balance gefunden.

Vielen der heutigen Arbeitnehmenden ist dies allerdings nicht vergönnt. Für viele Angestellte ist es mittlerweile alltäglich, auch noch nach Feierabend geschäftliche E-Mails zu bearbeiten und auch in den Ferien erreichbar zu sein. Die Anforderungen des Arbeitsplatzes dehnen sich immer mehr in den privaten Bereich aus. Nimmt die Arbeit überhand im Leben, sind Stress und Überlastung im Beruf sowie Schwierigkeiten im sozialen Umfeld, vor allem partnerschaftliche Probleme zu erwarten. Gesundheitliche Probleme folgen dann meist auf dem Fusse.

Es ist also im ureigensten Interesse von Arbeitgebern, Ihren Angestellten ein Umfeld zu ermöglichen, im Rahmen dessen eine ausgeglichene WLB erreicht werden kann.

Folgende Ansätze können Sie als Führungskraft oder Projektleiter heranziehen:

  • Klären Sie, wo die betrieblichen und privaten Prioritäten der Mitarbeiter Ihres Teams liegen.
  • Nehmen Sie Ihre Mitarbeiter als «ganze Person» wahr, nutzen Sie private Kompetenzen und Fähigkeiten als Chance für Ihr Team. Erkennen Sie private Probleme auch als potenzielle Schwierigkeiten für das berufliche Miteinander.
  • In einer idealen Teamkultur ist ein Ausgleich zwischen unterschiedlichen privaten und familiären Interessen möglich. Dies setzt ein faires Aufteilen von Aufgaben und Anwesenheiten der Mitarbeiter mit oder ohne Familienpflichten voraus.
  • Seien Sie experimentierfreudig, was die Art und Weise der Arbeit im Team angeht. Seien Sie offen für neue Wege und stellen Sie gewohnte Regelungen in Frage. Beispielhaft kann hinterfragt werden, ob eine Führungskraft tatsächlich immer erreichbar sein muss.
  • Ergebnisorientierung steht über Anwesenheit oder Erreichbarkeit. Es sollte wenig Vorschriften über das WIE und WANN der Arbeitsleistung geben – Hauptsache: das Ergebnis stimmt.
  • Setzen Sie auf Flexibilität und Delegation von Aufgaben und Kompetenzen. Haben Sie Vertrauen in die Fähigkeiten Ihrer Mitarbeiter. Dies ermöglicht sowohl den Mitarbeitern als auch Ihnen, Aufgaben gemäss der eigenen Auslastung zu erledigen.
  • Eine breite Streuung von Qualifikationen im Team verhindert, dass in Ferienzeiten Spezialisten schmerzlich vermisst werden. Eine breite Streuung von Qualifikationen ermöglicht es, flexibler auf familiäre oder private Anforderungen reagieren zu können.
  • Eine verlässliche Arbeitsplanung ist nicht nur für Kollegen mit familiären Verpflichtungen ausserordentlich wichtig. Frühzeitiges Kommunizieren von Terminen oder auch ein klares Definieren von z.B. besprechungsfreien Tagen und reinen Besprechungstagen hilft allen Kollegen, Privates und Berufliches optimal koordinieren zu können.

Bleiben Sie interessiert.


Über den Autor

Martin Bialas

Martin Bialas, Geschäftsführer der diventis GmbH, Arlesheim (BL), hat über 25 Jahre Praxiserfahrung im Bereich Projektmanagement. Mit Leidenschaft und Herzblut beschäftigt er sich mit der Integration von Projektmanagement Methodik und Softwareunterstützung in Unternehmen unterschiedlicher Grösse. Er begleitet Projektbeteiligte sowohl auf der strukturellen als auch auf der kulturellen, verhaltensorientierten Ebene. Er ist NLP Master und Mediator. Martin Bialas ist IPMA-zertifizierter «Programme und Portfolio Management Consultant (PPMC)», Fachgruppenleiter der Fachgruppe «Software für PM-Aufgaben» sowie Assessor für den Deutschen Project Excellence Award 2016 der GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.V. und Assessor für IPMA Delta.