Sinn und Unsinn selbst gebastelter Websites - Homepage-Baukastensysteme oder professionelles CMS?

Für wen eignen sich Content Management Systeme wie Jimdo oder Wix und wer wendet sich lieber an einen professionellen Anbieter, um seine Website erstellen zu lassen? Alex Kereszturi gibt in seinem Artikel Antwort darauf.

Autor Alex Kereszturi
Datum 20.11.2014
Lesezeit 8 Minuten

Im Beitrag Content Management Systeme für jeden Geschmack ging ich der Frage nach, welches Content Management System für welchen CMS-Typ geeignet ist. Da sich mittlerweile Homepage-Baukasten-Systeme wie Jimdo oder Wix im Internet tummeln wie die Touristen während der Hochsaison am Meer, lohnt sich auch ein Blick auf diese Sparte von CMS-Systemen.

Worauf kommt es bei Websites an?

Hierzu möchte ich zwei Herangehensweisen aufzeigen. Erstere eignet sich wunderbar für Kunden, die sich bereits vertrauensvoll an mich als Website-Ersteller wenden. Beim Kennenlerngespräch biete ich folgende drei Kriterien für eine Website an:

  • Die Website muss «gut» sein (was auch immer das heissen mag).
  • Die Website muss günstig sein.
  • Die Website muss schnell fertiggestellt werden.

Dann lasse ich die Kunden zwei Punkte aus der List auswählen – alle drei zu wählen wird leider nicht gehen!

  • Ein Beispiel: Eine gute und günstige Website wird ihre Zeit brauchen, denn wer mehr bezahlt, wird priorisiert.
  • Oder: Es soll eine gute Website sein, die übermorgen fertig sein muss? Gerne! Das wird aber nicht günstig!
  • Und: Was günstig und schnell fertig sein soll, wird meistens nicht wirklich «gut».

Diese Herangehensweise eignet sich aber wirklich nur für Projekte, bei denen irgendwie schon klar ist, dass sie mit einem Partner umgesetzt werden soll, der etwas von der Materie versteht.

Was aber, wenn das noch gar nicht so klar ist? Was wenn man gerne ein kostenloses Homepage-Baukasten-System verwenden möchte, weil man der Do-It-Yourself-Typ ist?

Dazu zeige ich gerne drei andere Punkte auf, anhand derer die Frage beleuchtet werden kann, worauf es bei Websites ankommt.

1. Sich von der Konkurrenz abheben – visuell

Ich arbeite sehr gerne mit Kommunikationsagenturen zusammen. Sie verstehen etwas davon, dem Kunden zu erklären, dass es im Wettbewerb immer irgendwie darauf ankommt, sich von der Konkurrenz abzuheben. Und dann muss ich das nicht tun.

Der Kebab-Stand am Bahnhof hebt sich z.B. über den Standort von der Konkurrenz ab. Im WWW spielt der «Standort» aber eher eine untergeordnete Rolle. Das Visuelle bekommt hier einen sehr viel höheren Stellenwert.

Homepage-Baukasten-Systeme bieten heute zwar sehr viele Möglichkeiten, auch pseudo-individuelle Designs umzusetzen und die Anzahl an verfügbaren Vorlagen ist gross. Der visuelle Feinschliff, das typografische «Tüpfelchen auf dem i» lässt sich aber auch heute noch nur mit einem professionellen CMS umsetzen, das eigene Templates unterstützt. Und natürlich mit dem entsprechenden Wissen zu HTML, CSS und JavaScript.

Klar fällt das einem Profi bewusster auf! Aber auch einem Endkunden gefällt eine typografisch korrekte und vom Profi gestaltete Website irgendwie besser, auch wenn er sich dessen vielleicht nicht unbedingt bewusst ist.

Fazit: Wer sich abheben möchte, wer Wert auf professionelle visuelle Kommunikation legt, ist mit einem CMS besser bedient.

2. User-Führung = Menu-Führung

Wer kennt das nicht: Man passt sich an bestehende Rahmenbedingungen an. Beispielsweise kauft man lieber die teureren kleineren Joghurts als die Familienpackung, weil letztere einfach keinen Platz im Kühlschrank hat. Oder man passt die Geschäftsabläufe in einer Firma den Vorgaben der CRM-Software an – statt andersrum!

Habe ich das Glück, dass meine Homepage im Wirrwarr des WWW gefunden wird und ein Besucher landet darauf, entscheidet sich in wenigen Sekunden, ob meine Website erfolgreich ist. Und das häufig dadurch, wie der User durch mein Angebot geführt wird. Beziehungsweise – wenn ich Homepage-Baukasten-Systeme einsetze – welche Arten von User-Führung überhaupt möglich sind.

Die erste Frage sollte meines Erachtens immer sein: Wie wollen wir den User durch die Site führen? Concept first!

Ein Baukasten-System legt aber von Anfang an fest: Wie können wir den User überhaupt führen?

Einschränkungen im Aufbau und der Strukturierung von Menüs oder weiterführenden Links sind meines Erachtens beinahe tödlich für den Erfolg von Websites. Hätte ich gerne drei Navigationsstufen und das Baukasten-System bietet nur zwei, dann ist das System schlecht – und nicht mein Konzept!

Auch finde ich manchmal Webseiten im Internet, bei denen ich mir vorkomme, als ob ich vor einem dieser Parkschein-Bezahl-Automaten stehe, wo ich mehrere Sekunden suchen muss, bevor ich den Schlitz für das Parkticket finde. Beim Automaten bleibt mir keine andere Wahl, als geduldig zu suchen. Im Internet bin ich schon lange bei der Konkurrenz.

Wie bei der Menüführung plädiere ich also auch hier für Kompromisslosigkeit. Die «geografische» Platzierung von Inhalten hat Vorrang gegenüber dem System das ich einsetze. Oder anders: Ein System, das mein Konzept nicht unterstützt, fault raus.

Fazit: Wenn erst das Konzept für die User-Führung unabhängig vom zu verwendenden System erarbeitet und dann ein passendes System zur Umsetzung gesucht wird, stimmt die Reihenfolge! Auch hier haben professionelle CMS die Nase meistens vorn.

3. Inhalt ist nicht gleich Inhalt

Eine Website ist meistens erfolgreicher, wenn sie einen «Mehrwert» bietet. Finde ich z.B. alle Telefonnummern und E-Mail-Adressen von Ansprechpartnern online schneller als anderswo, gewöhne ich mir als User an, die Website häufiger zu benutzen.

Woher kommt nun aber dieser mehrwertige Inhalt? Genau, er muss von einem Redaktor erfasst werden. Jetzt gibt es natürlich die Möglichkeit, jedwelchen Inhalt – also egal, ob es sich um «reinen Text» oder einen «Mitarbeiter» oder eine «Kontaktinformation» handelt – einfach als Text-Element zu erfassen. Viel komfortabler, weniger fehleranfällig und effizienter ist es aber, wenn ich spezielle Eingabemasken, evtl. sogar mit Überprüfungslogik, zur Verfügung habe.

Automatisch «weiss» das CMS dann nämlich, was ein «Mitarbeiter» und was eine «Kontaktinformation» ist (und was nicht). So könnte es z.B. Seiten generieren, auf denen alle Mitarbeiter alphabetisch geordnet dargestellt werden oder man könnte als Besucher auch explizit nach «Kontaktinformationen» suchen.

Kurz: Je spezifischer und exakter Informationen erfasst werden (können), desto mehr kann man mit ihnen anstellen, desto bessere «Mehrwerte» können dem Besucher geboten werden und desto einfacher ist es für den Redaktor, die Inhalte zu pflegen.

Fazit: In professionellen CMS sind häufig schon Module zur spezifischen Erfassung von Spezialinhalten vorbereitet und Eigenentwicklungen sind möglich. Homepage-Baukasten-Systeme bieten hier (wenn überhaupt) nur sehr Allgemeines an.

Und nun?

Seien wir ehrlich! Dem Metzger um die Ecke reicht ein Homepage-Baukasten-System und der Global-Player kommt um eine professionell konzipierte und umgesetzte Website nicht herum. Alle anderen, die «zwischendrin» stecken, werden sich das nötige Know-how aneignen müssen, eine gute Beratung von einem Verkaufsgespräch unterscheiden zu können.


Über den Autor

Alex Kereszturi

Alex Kereszturi ist Web Solution Developer der ersten Stunden, Trike-Fahrer und Hobby-Psychologe. Als einer der ersten «Webpulisher SIZ» und als «Adobe Certified Instructor» entwickelt er seit seinem 15. Lebensjahr Lösungen für das WWW, Mobilgeräte und andere Lebenslagen. Er ist seit bald 25 Jahren Kursleiter bei Digicomp, liebt das Sein in der Natur und setzt bei seinen Schulungen auf einen guten Mix aus Information, Praxisübungen und Unterhaltung. Als Inhaber und CEO führt er die Smilecom GmbH als ein kleines aber feines Software-Entwicklungs-Unternehmen und immer wieder ein turbulentes Familienleben mit drei Töchtern.