10 Dinge über das Internet, die Sie zwar nicht wissen wollen ... aber sollten!

Immer wieder muss unser Kursleiter Alex Kereszturi Irrtümer über das Internet und Websites aufklären. Für uns hat er seine Top 10 zusammengestellt.

Autor Alex Kereszturi
Datum 14.07.2014
Lesezeit 8 Minuten

Das Internet ist aus unserem täglichen Leben – zumindest aus meinem – nicht mehr wegzudenken und es entwickelt sich stetig weiter. Aber sind wir ehrlich: Wer weiss zu 100% Bescheid über das Internet und Websites? In den über 13 Jahren, in denen ich schon als Kursleiter zu diversen Internetthemen (und als Schwiegersohn, der PC-Support leistet) tätig bin, haben sich die folgenden 10 Top-Missverständnisse herauskristallisiert, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte, weil ich überzeugt bin, dass das eine oder andere Aha-Erlebnis möglich ist.

Irrtum 1: Das Internet und das World Wide Web (WWW) sind Synonyme

Wenn jemand heute sagt, er sei auf dem Internet gewesen, meint er normalerweise das World Wide Web (kurz WWW). Das WWW ist aber «nur» einer von vielen sogenannten Diensten im Internet.

Eine Analogie dazu: Das Strassennetz ist die Infrastruktur für eine Tätigkeit wie z.B. das Autofahren. Man könnte aber auch noch anderes mit dieser Infrastruktur anstellen: Fahrradfahren, Skaten, Spazieren … Kurz: Das WWW ist ein Dienst (Tätigkeit: surfen), den man nutzt. Und dazu braucht es das Internet als Infrastruktur. So, wie es zum Autofahren ein Strassennetz braucht.

Irrtum 2: Im Internet kann man «nur» surfen

Ergibt sich aus den Erklärungen zu Irrtum 1: Nein, es gibt auch noch andere Dienste im Internet! Hier nur die Wichtigsten:

  • E-Mail: Sobald Sie ein E-Mail versenden, benutzen Sie automatisch den E-Mail-Dienst
  • Datei-Transfer: Wenn Sie Dateien von einem Computer zum anderen transferieren wollen, können Sie FTP (File Transfer Protokoll) benutzen, was um einiges schlanker und effizienter ist, als die Dateien via E-Mail zu verschicken.
  • Internet-Telefonie
  • Fernsehen und Radio über Internet
  • Spiele, die das Internet nutzen, um Daten auszutauschen

Irrtum 3: Ein Browser kann E-Mails verschicken

«Moment», werden einige sagen, «ich verschicke meine E-Mails über den Browser, den ich auch für das Surfen im WWW benutze!» Richtig! Der Browser ist sozusagen unser Fahrzeug auf dem WWW (wie z.B. ein Auto). Aber auch Datei-Transfer oder TV-/Radio-Schnittstellen gibt es bereits, die über eine Browser-Oberfläche bedient werden. Der Browser wird so zu einer Art Auto, das auch Fahrradfahren kann (naja, Analogien hinken). Spannenderweise hat sich über die Jahre nämlich das Klicken auf Hyperlinks als sehr benutzerfreundlich erwiesen und so hat man angefangen, je länger je mehr Dienste mit einer WWW-Oberfläche zu versehen.

Aber auch wenn ich heute ein E-Mail über Gmail oder Hotmail verschicke, im Hintergrund ist immer noch der E-Mail-Dienst in Benutzung.

Irrtum 4: Website, Webseite und Homepage sind Synonyme

Wenn jemand meint, er habe jetzt endlich seine neue Homepage fertiggestellt, gratuliere ich gerne und frage, wann denn die restlichen Seiten des gesamten Auftritts folgen werden. Oft herrscht hier nämlich Begriffswirrwarr, der sich auch auf eine Vermischung von Deutsch und Englisch in unserem Sprachgebrauch zurückführen lässt. Eine kleine Tabelle soll das verdeutlichen:

Deutscher Begriff Englischer Begriff Bedeutung/Erklärung
Webseite webpage eine einzelne Seite in einem Gesamtauftritt
Gesamtauftritt website der Gesamtauftritt z.B. einer Firma im WWW
Startseite homepage die erste Seite eines Gesamtauftritts

Da Website (eng) und Webseite (de) sehr ähnlich ausgesprochen werden und sich in der Schreibweise nur um einen einzelnen Buchstaben «e» unterscheiden, ist der Irrtum vorprogrammiert.

Irrtum 5: Es kommt auf das Werkzeug an

Webseiten funktionieren nicht dank Dreamweaver oder Expression Web … sondern dank HTML, CSS und JavaScript. Oft werde ich gefragt, ob Webseiten/Websites, die mit einem bestimmten Werkzeug (wie z.B. Dreamweaver) erstellt wurden, auch zu anderen Erstellungsprogrammen kompatibel seien. Klar, das ist ja die Idee: Standards, die einen Austausch im Internet möglich machen – ohne Herstellerabhängigkeit. Diese Standards heissen HTML, CSS und JavaScript. Alles andere sind Werkzeuge, die genau diese drei erstellen bzw. generieren oder einem Autoren dabei helfen.

Irrtum 6: JavaScript ist veraltet! Heute benutzt man jQuery!

Nun, das wäre in etwa so, wie wenn ich sagen würde: «Die deutsche Sprache ist veraltet!? Heute bloggt man!» Bei jQuery handelt es sich nicht um eine neue Programmiersprache, sondern um ein sogenanntes «Framework» oder eine «Library», die einem das Arbeiten mit und das Erstellen von JavaScript-Anwendungen vereinfachen soll. Kurz: auch jQuery ist in JavaScript geschrieben und benutzt JavaScript (ich blogge ja auch in Deutsch). Es hat aber ganz viele vorbereitete Funktionalitäten, die man nur noch anzuwenden braucht.

Notiz an mich: Nachsehen, ob es ein Blog-Schreib-Framework gibt, das mir die Arbeit des Schreibens vereinfacht.

Irrtum 7: Dynamische Webseiten sind automatisch für mobile Geräte geeignet

Auch beim Begriff «dynamisch» herrscht manchmal Verwirrung. Dynamisch können nämlich zwei komplett unterschiedliche Dinge sein: das Layout (Aussehen) und/oder der Inhalt einer Webseite.

Bei einer Webseite mit dynamischem Layout passt sich beispielsweise das Layout an die zur Verfügung stehende Browserfenster-Breite an. Man spricht dann von «fluid» (= fliessendem) und/oder «responsive» (= reagierendem) Web Design. Und Fluid- bzw. Responsive-Webdesign sind Eckpfeiler beim Erstellen von Websites für mobile Endgeräte.

Wird hingegen der Inhalt – also Texte und Bilder – dynamisch generiert, stecken häufig eine Datenbank und eine serverseitige Programmiersprache wie PHP oder ASP und ein Content Management System im Hintergrund. Das sagt aber noch gar nichts darüber aus, wie die Inhalte layouttechnisch aufbereitet werden.

Irrtum 8: Gute Webdesigner machen keine Fehler!

Tatsächlich!? Schauen Sie sich z.B. einmal den HTML-Validator unter http://validator.w3.org an und geben Sie dort als zu untersuchende Seite z.B. «www.google.ch» ein. Erstaunt es Sie, dass ein Weltkonzern wie Google so viele Fehler im HTML-Code der Suchseite hat? Mich nicht! 😉

Gute Webdesigner zeichnet nämlich nicht unbedingt aus, dass sie keine HTML-Fehler schreiben. Gewisse HTML-Fehler «müssen» sogar geschrieben werden – aber das ist ein anderes Thema. Schlechte Webdesigner erkennt man daran, dass sie nervös werden, wenn man sie auf die vom Validator gefundenen Fehler aufmerksam macht. Das Gute daran ist, dass sie einem in aller Ruhe die (teilweise «nötigen») Fehler erklären und begründen können.

Irrtum 9: Unsere Domain ist schon vergeben!

Besonders für KMU kann es interessant sein, sich über den Domain-Namen etwas länger Gedanken zu machen und evtl. auch Alternativen zu reservieren. Beispielsweise könnte eine «Fahrschule Müller» Probleme bekommen, den Domainnamen www.fahrschule-mueller.ch zu ergattern. Der Name www.fahrschule-zuerich.ch ist Suchmaschinen-technisch aber 100-mal interessanter, auch wenn der Nachname des Firmeninhabers darin gar nicht vorkommt! Mehr dazu in einem anderen Blog-Beitrag von mir.

Irrtum 10: Listen mit 10 Punkten sind vollständig!

Zehn ist zwar eine schöne runde Zahl, aber mathematisch gesehen genauso willkürlich wie 17, 8.25 oder Pi. Glauben Sie also keinen Listen, die Sie nicht selbst zusammengestellt haben!

Die hier aufgeführten Punkte basieren rein auf meinen persönlichen Erfahrungen als Kursleiter und Webseiten-Ersteller, der viel mit Kunden zu tun hat. Es gäbe noch vieles mehr zu sagen, was aber den Rahmen sprengen würde.

Wenn Sie also schon alles wussten: Sorry, aber ich musste es loswerden!

Wenn nicht: freut es mich! 🙂

Und: Ergänzen Sie diese Liste ungeniert unten in den Kommentaren!


Über den Autor

Alex Kereszturi

Alex Kereszturi ist Web Solution Developer der ersten Stunden, Trike-Fahrer und Hobby-Psychologe. Als einer der ersten «Webpulisher SIZ» und als «Adobe Certified Instructor» entwickelt er seit seinem 15. Lebensjahr Lösungen für das WWW, Mobilgeräte und andere Lebenslagen. Er ist seit bald 25 Jahren Kursleiter bei Digicomp, liebt das Sein in der Natur und setzt bei seinen Schulungen auf einen guten Mix aus Information, Praxisübungen und Unterhaltung. Als Inhaber und CEO führt er die Smilecom GmbH als ein kleines aber feines Software-Entwicklungs-Unternehmen und immer wieder ein turbulentes Familienleben mit drei Töchtern.