Neuigkeiten von der Microsoft Exchange Conference

Vom 30. März bis 2. April fand die Microsoft Exchange Conference (MEC) statt. War der Termin dieses Jahr gerechtfertigt? Gab es genügend Neuigkeiten nach dem SP1 für Exchange 2013? Kursleiter Markus Hengstler lässt uns hinter die Kulissen blicken.

Autor Markus Hengstler
Datum 25.04.2014
Lesezeit 8 Minuten

Vom 30. März bis 2. April fand in Austin die Microsoft Exchange Conference (MEC) statt. Nach der letzten MEC 2012 in Orlando wurde bestätigt, dass die Konferenz wieder abgehalten werde, sofern es etwas Neues zu berichten gäbe … War der Termin dieses Jahr gerechtfertigt? Gab es genügend Neuigkeiten nach dem SP1 für Exchange 2013? Kursleiter Markus Hengstler lässt uns hinter die Kulissen blicken.

In diesem Artikel möchte ich eine kurze Zusammenfassung meiner Highlights der MEC abgeben, damit Sie selbst entscheiden kann, ob sich ein Besuch gelohnt hätte. Glücklicherweise wurden dieses Jahr die meisten Sessions aufgezeichnet und werden später dieses Jahr öffentlich verfügbar sein.

O365 Deployment Workshop

Für mich startete die Konferenz am Sonntag mit dem Besuch des O365-Deployment-Workshops. Da in der Einladung dazu ermuntert wurde, ein Notebook mitzubringen, ging ich davon aus, dass viel praktisch gearbeitet werde. Leider nein. Es wurde zwar ein Code bekanntgegeben, der für eine verlängerte O365-Test-Subscription verwendet werden konnte, doch weder bei mir noch bei den Kollegen, mit denen ich gesprochen habe, wurde die Testumgebung zeitnah fertig. Für mich war der theoretische Teil weniger relevant, da ich mich eben erst auf die MSCA-O365-Beta-Prüfungen vorbereitet hatte und selbst zwei bezahlte Subscriptions verwende. Interessant war aber die Einführung, in der einiges über den Aufbau der Datacenter gezeigt wurde, der definitiv imposant ist: Über 100’000 Server, über 100 Millionen Benutzer, wöchentliche Wartung, 37 PB Monitoring-Daten …

Keynote von Julia White: Neuerungen durch verstärkte Integration von Social Media

Der Montagmorgen begann mit der Keynote von Julia White. Sie ist General Manager der Office-Abteilung, zu der Exchange, SharePoint, Lync und die Office Suite gehören. Sie gab ein paar Ausblicke auf Neuerungen, welche die verstärkte Integration von Social Media oder verbesserte Benutzerschnittstellen betreffen. So werden zum Beispiel Gruppen über alle Produkte hinweg verwendet und Office Graph erlaubt es, Neuheiten zu Informationen, Personen oder Dokumenten anhand der eigenen Interessen und dem eigenen sozialen Netzwerk automatisch anzuzeigen. In Anbetracht der heutigen Informationsflut ein zunehmend wichtiger Punkt. In dieselbe Richtung geht die Clutter-Ansicht in Outlook, bei der die E-Mails aufgrund derselben Informationen analysiert werden und Unwichtiges nur noch in einer separaten Ansicht angezeigt und bei Bedarf in einem Schritt gelöscht werden.

Die empfohlene Exchange-Architektur

Danach wählte ich Ross Smith’s Session zur Exchange-Architektur. Obschon sich der Inhalt seit der letzten MEC nicht gross veränderte, ist es immer wieder gut zu erfahren, welche Designs von Microsoft empfohlen, unterstützt oder eben nicht unterstützt werden. Die bevorzugte Architektur umfasst folgende Komponenten: JBOD Storage mit AutoReseed, Multi-Role Server auf physischen Servern installiert, DAG mit mehreren DB Kopien (4 bei 2 Datacenter) und nur einem Netzwerk für Daten und Replikation, jedes Datacenter in eigener AD Site und wenn möglich ein drittes Datacenter für den File Share Witness. Über einige dieser Komponenten habe ich bereits Artikel geschrieben.

Using Exchange as a Platform for Innovation

In der folgenden Präsentation mit dem spannenden Titel «Using Exchange as a Platform for Innovation» fühlten sich wohl nicht alle Exchange-Fachleute am richtigen Ort – viele verliessen den Raum wieder. Allerdings war es interessant zu sehen, welche Möglichkeiten sich mit Einplatinencomputern und EWS bieten: Selbstaktualisierende Anzeigen in Konferenzräumen, Benachrichtigung für verpasste Anrufe, Out-of-office-Anzeigen, …

Hier ist ein Beispiel eines dieser Computer – der Raspberry Pi:
raspberry-pi-einplatinencoputer-mec-digicomp

SP1-Änderungen und Einführung von MAPI over HTTPs

Neben der Session von Ross Smith IV war auch diejenige von Scott Schnoll nicht neu: Tips & Tricks wurden schon 2012 an der MEC in Orlando gezeigt. Aber ich mag seine Art zu präsentieren und er fügt immer auch aktuelle Informationen hinzu. Dieses Mal zum Beispiel den SP1-Bug bezüglich 3rd Party Transport Agents, der in KB2938053 beschrieben wird. Ausserdem interessant waren Ausführungen über SP1-Änderungen, über die noch nicht viel oder gar nichts geschrieben wurde: S/MIME in OWA oder SSL Offloading. Besonders hervorzuheben ist noch ein Feature namens Loose Truncation, das dafür sorgt, dass Logs immer noch gelöscht werden, wenn eine oder mehrere passive Kopien ungesund sind.

In dieser und ein paar anderen Sessions wurde auch MAPI over HTTPs sowie die Gründe für dessen Einführung erklärt. Mehr dazu gibts in meinem ausführlichen Artikel.
Auch zu O365-Themen hat es viele Session gegeben. So zum Beispiel über die Optionen für Directory und Access Management. Behandelt wurde unter anderem:

  • Verschiedene Möglichkeiten der Authentisierung in der Cloud (cloud-only, synchronized passwords, federated identities)
  • Support für nicht-ADFS Providers (Shibboleth, Ping Federate, OptimalIDM)
  • Multi-factor Authentication in Azure
  • Support für mehrere AD Forests on-premise
  • Support für nicht-AD Directories über LDAP Dirsync oder Azure AD Connector für FIM 2010 R2

Alternativen zu TMG und UAG

Natürlich besuchte ich auch «Publishing Exchange – Which TLA should you choose» über die Alternativen zu TMG (und in der Zwischenzeit UAG), da ich früher viel mit TMG gearbeitet habe und über das Thema auch schon gebloggt habe. Zwar erwartete ich nichts wirklich Bahnbrechendes, aber Greg Taylor ist immer gut für eine unterhaltsame Präsentation. So war es denn auch: Witzige 75 Minuten und die Erkenntnis, dass Microsofts strategisches Produkt für die Veröffentlichung das Feature Web Application Proxy in Windows Server 2012 R2 ist. Natürlich spricht nach wie vor nichts dagegen, keinen Reverse Proxy zu verwenden – dies ist nicht nur Greg’s Meinung, wie oft behauptet wird, sondern ein offizielles Statement von Microsoft.

In diesem Zusammenhang wurde auch erwähnt, dass bald (zweites Halbjahr 2014) Multi-factor Authentication nicht nur für OWA verfügbar sein werde, sondern auch für Outlook!

How to uncover the secrets of Disk Latency

Erwähnenswert ist auch die letzte Session der MEC 2014: Alessandro Goncalves zeigte in «How to uncover the secrets of Disk Latency», welche Faktoren beim Troubleshooting von Storage-Problemen zu berücksichtigen sind, um festzustellen ob der Auslöser in Exchange/Windows gesucht werden muss oder doch auf Seite des SAN. Die wichtigsten Instrumente dabei: Perfmon Counters, Storport Logging und XPERF. Besonders Storport Logging ist wichtig, da storport.sys die letzte Komponente des Betriebssystems ist, bevor der I/O Request an den Treiber des Storage gesendet wird. Ist bis hierhin keine Latenz zu verzeichnen, muss das Problem im Treiber oder der Hardware liegen.

Zum einen oder anderen Thema werde ich sicher in der nächsten Zeit noch detaillierte Artikel schreiben und viele Informationen oder Best Practices werden auch in die Kurse und Lehrgänge zum Thema Exchange 2013 einfliessen.


Über den Autor

Markus Hengstler

Markus Hengstler arbeitet bei der UMB AG als Senior Systems Engineer in den Bereichen Exchange, Windows und Citrix. Dank seiner Erfahrungen in diesen Bereichen ist er zertifizierter «MCSE: Server Infrastructure». Ausserdem ist er einer von drei «MCSM: Messaging» in der Schweiz. Seit 2001 unterrichtet er als Microsoft Certified Trainer und seit 2010 als Citrix Certified Instructor bei Digicomp.