11 Tipps für KMU, die Facebook nutzen wollen

Wenn das Internet eine Stadt wäre, nimmt Facebook in dieser Stadt die Rolle eines Cafés ein. Deshalb ist es wichtig, dass KMU wissen, wie sie mit ihren Fans interagieren können. Unser Kursleiter Sam Steiner gibt 11 Tipps wies funktionieren kann.

Autor Sam Steiner
Datum 11.04.2014
Lesezeit 7 Minuten

Ich vergleiche das Web oft mit einer Stadt. Facebook ist darin ein Café, das man dann aufsucht, wenn man mit Freunden am Tisch plaudern will – in einer Pause oder nach einem strengen Arbeitstag. Ich nenne es oft überspitzt die «Plattform für Zeiten von tiefem Blutzucker» (entsprechend funktioniert Schoggi recht gut). Welchen Platz am Tisch haben Unternehmen?

Es passt einfach nicht, wenn ein Verkäufer eines Telekommunikationsunternehmens sich an unseren Tisch setzt und anfängt, flotte Werbesprüche rumzuposaunen. Auch ewige Gewinnspiele und Rabatte sind nur bedingt interessant, wenn wir uns unterhalten wollen. Facebook wird solche Inhalte glücklicherweise herunterbremsen (mehr dazu im Kurs).

Scheinbar verstehen das viele KMU nicht. Hier ein paar Ideen zur Abhilfe. Zum Schluss dann, also Bonus quasi, ein paar Don’ts!

Jenen, die recht frisch sind im Einsatz von Facebook für Unternehmen, empfehle ich, auch meinen Artikel «14 Dinge, die Firmen über Facebook wissen müssen» zu lesen.

1 – Ziele setzen

Und zwar die Richtigen. Es ist recht einfach einfach zu sagen: Wir wollen soundsoviele Produkte via Facebook verkaufen. Nur ist das oft nicht das wirkliche Ziel für den Einsatz von Facebook. Die Leute an diesem Café-Tisch machen vielleicht gerade Pause vom Shopping – sind viel weniger in Kaufstimmung als beispielsweise auf Pinterest.

Ziele sind häufig: Kundenbindung, Kundendienst, Kundengewinnung, Unterstützung von anderen Online-Marketing-Massnahmen, Steigerung der Bekanntheit, Image-Verbesserung, Marktforschung, Personalgewinnung.

2 – Zielgruppe vor Augen haben

Was haben die Idealkunden gemeinsam? Wie alt sind sie? Wo wohnen sie? Was haben sie für Interessen? Welches sind ihre Herausforderungen? An welchen Inhalten sind diese Personen interessiert? Klingt einfach: Es ist aber wichtig, diese Personen vor Augen zu haben, während man Inhalte für Facebook erstellt. Facebook bietet auch (kostenpflichtige) Möglichkeiten, für diese Leute sichtbarer zu werden. Im Gegensatz zu Google AdWords auch dann, wenn sie nicht explizit nach Ihrem Angebot suchen.

3 – Geschichten rund um das Angebot

Die Ziele nicht vergessen. Ist es zum Beispiel die Personalgewinnung, dann posten Sie nicht dauernd Links zu offenen Stellen. Erzählen Sie die Geschichten, die täglich in Ihrem Unternehmen rund um die Jobs entstehen. Geben Sie Einblick in das Firmenleben. Zeigen Sie «Charakter». So entsteht ein viel nachaltigerer Eindruck als durch haufenweise Stellenangebote (die Facebook dann auch rausfiltert).

4 – Nehmen Sie teil, «social» ist auch Dialog

Sehen Sie Anfragen und auch Kritik als gute Chancen, ins Gespräch zu kommen! Sowohl den übermütigen Fan wie auch ein frustrierter Kunde. Bleiben Sie immer positiv und konstruktiv, fühlen Sie sich nicht bedroht durch Kritik. Auch wenn sie berechtigt ist: Das ist eine seltene Chance für ein wirksames «Sorry». Dies setzt einen Kulturwandel voraus hin zu mehr Transparenz und Echtheit – das passiert nicht über Nacht. Aber es muss passieren.

5 – Erstellen Sie einen Redaktionsplan

Bleiben Sie regelmässig dran – und nicht schubartig. Da ist ein Redaktionsplan eine grosse Hilfe. Oft beinhaltet ein solcher Plan nicht nur Facebook, sondern auch den eigenen Blog und andere Plattformen wie Google+, Pinterest, YouTube usw. Variieren Sie Ihre Beiträge (Fotos, Videos, Links usw).

6 – Gewinnen Sie Einsichten mit den «Insights» (Statistiken)

Jede Facebook-Seite mit über 30 Fans hat integrierte Statistiken mit einigen interessanten Informationen, die Ihnen helfen können, Ihren Seiteninhalten zu mehr Reichweite zu verhelfen. Beispielsweise kann man erkennen, zu welchen Tageszeiten die meisten Fans online sind – sehr wichtig für die Reichweite, weil Ihre Inhalte eine Halbwertszeit von 7 Minuten haben. Oder Sie sehen, welche Inhaltstypen am besten funktionieren für Ihre Botschaften.

7 – Starten Sie (ernstgemeinte!) Diskussionen

Wenn Sie wirklich interessiert sind an Meinungen der Kunden zu Produkten – und offen für Kritik – stellen Sie den Fans konkrete Fragen. Das heisst dann allerdings auch, dass Sie bereit sein müssen, konkret zu handeln, wenn gute Ideen und konstruktive Kritik kommt. Auch hier: Die Grundlage dafür ist eine entsprechende Kultur im Unternehmen. Man gibt den Kunden und Fans etwas Kontrolle ab. Vorsicht damit, wenn diese Grundlage nicht stimmt!

8 – Nutzen Sie externe Inhalte

Es gibt wahrscheinlich draussen im Web schon einige Inhalte, die relevant und hilfreich sein können für Ihre Zielgruppe (und zu Ihrem Thema passen). Verlinken Sie auch mal mit einem netten Kommentar zu einem externen Inhalt – warum nicht? Der Aufwand dafür hält sich in Grenzen, weil Sie diesen Artikel nicht selbst schreiben müssen – und wenn der passende Inhalt geteilt wird, nützt es auch den Lesern.

Und wie versprochen zum Schluss einige Don’ts:

Don’t #1 – Automatisieren

Die Tonalität in Café Facebook unterscheidet sich stark von den Umgangsformen in anderen Plattformen. Automatismen sind nie «social». Zudem erkennt die Filterfunktion von Facebook solche Verbindungen und bremst die Reichweite herunter. Es gibt Apps, die ein Autimatisieren der Inhalte ermöglichen: Finger weg davon.

Don’t #2 – Irrelevanz

Wünschen Sie den Fans nicht banal «schönes Wochenende» oder «en Guete». Tun Sie das einfach nicht.

Don’t #3 – Irgendwas veröffentlichen, um den Plan einzuhalten

Der Redaktionsplan sieht vor, dass heute etwas veröffentlicht wird, aber es gibt nichts zu berichten? Ignorieren Sie den Plan für heute. Das ist viel besser, als sich etwas aus den Fingern zu saugen, nur um den Plan einzuhalten. Facebook goutiert das nicht. Versuchen Sie aber Wege zu finden, solche Situationen in Zukunft zu vermeiden – richten Sie z.B. einen Ideenpool ein für zukünftige Posts.

Schlusswort

Natürlich sind das nicht abschliessende Listen. Ich glaube aber, viele Unternehmen können etwas davon mitnehmen. Zu oft sieht man Facebook-Seiten, die sich direkt in die Wand fahren, weil das Wissen um die Mechanismen hinter Facebook und das Gefühl für die Fans nicht da ist. In diesem Sinne: «en Guete und have a nice Weekend!».

 


Über den Autor

Sam Steiner

Sam Steiner unterrichtet den Kurs Facebook für Unternehmen bei Digicomp. Beruflich zeigt er KMUs, wie sie das Web und Social Media wirksam einsetzen (alike.ch). Seit 1999 war er in Web-Agenturen unterwegs und ist nun selbständig. Er betreibt Facebook-Fanseiten mit bis zu 500’000 Fans und ist Gründer der grössten deutschsprachigen Bassisten-Plattform Bassic.ch (verkauft 2013).