HTML5 - die Zukunft für «alles»?

HTML5 steht kurz vor der Fertigstellung und vor einer Empfehlung durch das W3C als offizieller Webstandard. Die neuen Technologien werden bereits heute auf vielen Websites und Webanwendungen eingesetzt. Unser Kursleiter Sven Brencher stellt sich die Frage, ob HTML5 eine universelle Lösung sein kann.

Autor Sven Brencher
Datum 28.10.2013
Lesezeit 4 Minuten

HTML5HTML5 steht kurz vor der Fertigstellung und vor einer Empfehlung durch das W3C als offizieller Webstandard. Die neuen Technologien werden auch schon heute auf vielen Websites oder Webanwendungen eingesetzt. Im erweiterten Sinne kann HTML5 auch als Sammelbegriff für weitere Technologien verwendet werden: Darunter fallen neue CSS3-Gestaltungsmodule sowie viele JavaScript APIs.

Praktische Neuerungen

Mit HTML5, CSS3 und den neuen JavaScript-Funktionen lassen sich viele Anwendungen, die bisher Plug-ins wie Flash oder Silverlight benötigten, nativ in modernen Browsern umsetzen. Besonders interessant ist dies auf mobilen Endgeräten, wo solche Plug-ins oft gar nicht verfügbar sind.

Die erweiterten HTML5-Elemente bieten zuerst einmal eine verbesserte Semantik, mit der es in Zukunft für Browser einfacher ist, bestimmte Teile einer Website zu identifizieren. Interessant dürften auch die verbesserten Formularfunktionen sein, die unterschiedliche Feldtypen kennen und gerade auf den kleinen Tastaturen von mobilen Geräten eine wesentlich komfortablere Eingabe und Validierung ermöglichen. Über die neuen Video- und Audio-Elemente lassen sich auch Multimediainhalte ohne Plug-in in eine Website einbauen. Echtes Streaming, wie man es zum Beispiel von YouTube über den Flashplayer kennt, gibt es momentan leider nur für iOS-Geräte, sodass bei Videoanwendungen im Internet in nächster Zeit Flash interessant bleiben wird.

 

Neue Elemente für Grafiker

Grafisch aufwendigere Anwendungen lassen sich über das neue Canvas-Element in Verbindung mit JavaScript einbinden. Das ist für Grafiker sicherlich noch nicht sehr intuitiv, aber da wird es hoffentlich in naher Zukunft immer mehr Lösungen geben. Adobe bietet mit dem CreateJS Toolkit ein Canvas-Exportmodul für seine Autorenumgebung Flash Professional. CSS3 bietet ebenfalls neue Animationsmöglichkeiten: Über CSS Transitions lassen sich animierte Übergänge hinzufügen und mit dem Animationsmodul lassen sich Keyframe-gesteuerte Animationen erstellen. Beides funktioniert ohne JavaScript und ist damit für Grafiker sicherlich einfacher zu bedienen.

Eine wahre Fülle neuer Designfunktionen bieten die neuen CSS3-Module: Diese reichen von Verläufen, Schlagschatten, abgerundeten Kanten und mehrspaltigen Textrahmen bis zu komplexen Layout-Modulen wie der Flexbox, die mittelfristig die lästige Float-Eigenschaft ablösen könnte. Neue Module, mit denen Text wie bei den Plug-ins um beliebige Elemente fliessen kann, sind ebenfalls auf dem Weg, aber bis zu einer breiten Unterstützung der unterschiedlichen Browser mag es noch ein langer Weg sein.

Weiterentwicklung zahlreicher APIs

Einige der neuen JavaScript APIs sind schon heute von mobilen Browsern nicht mehr wegzudenken: zum Beispiel die Geolocation API oder die DeviceOrientation API. Für leistungsfähigere und funktionsreiche Webanwendungen wird es neue Module geben wie Webworker, WebStorage oder Drag und Drop APIs. An vielen neuen APIs wird momentan noch gearbeitet und Anwender müssen sich hier regelmässig auf dem Laufenden halten, da sich die Spezifikationen teilweise auch noch ändern könnten.

Fazit

HTML5, CSS3 und JavaScript sind definitiv darauf ausgelegt, die Lösung für alles zu werden. Die zum Teil modulweise Weiterentwicklung garantiert dabei, dass man auch auf zukünftig neue Anforderungen reagieren kann. Natürlich dauert eine Entwicklung, bei der viele Interessengruppen involviert sind, länger als bei einem Plug-in eines einzelnen Herstellers.

Entwickler und Designer müssen teilweise aber auch mit mehr Testaufwand rechnen, denn statt einem Plug-in sind unterschiedliche Browser auszuprobieren. Gerade im Onlinespielesektor ist die verkürzte Entwicklungszeit und die schnelle Verfügbarkeit neuer Funktionen ein Argument, das auch weiterhin für den Einsatz von Plug-ins spricht.

Im gestalterischen Bereich werden es Plug-ins in Zukunft schwer haben, gegen CSS3 anzukommen. Viele der neuen Funktionen sind jetzt schon in aktuellen Browsern implementiert und der grosse Vorteil ist die einfache Anpassung des Designs für unterschiedliche Ausgabegeräte und Anzeigegrössen.


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