IT-Business-Alignment: Was die IT beitragen kann

IT-Business-Alignment ist der heilige Gral der IT. Damit lässt sich der Nutzen der IT direkt an den Geschäftserfolg koppeln, sodass die üblichen Diskussionen über die angeblich zu hohen Kosten der IT, der mangelnden Flexibilität oder Innovation obsolet werden. Unser Kursleiter Markus Schweizer zeigt Ihnen, was die IT von sich aus machen kann, um Mehrwert zu belegen.

Autor Markus Schweizer
Datum 25.10.2013
Lesezeit 5 Minuten

IT-Business-Alignment ist der heilige Gral der IT. Damit lässt sich der Nutzen der IT direkt an den Geschäftserfolg koppeln, sodass die üblichen Diskussionen über die angeblich zu hohen Kosten der IT, der mangelnden Flexibilität oder Innovation obsolet werden.

Allerdings ist das Erreichen dieses Ziels nicht einfach: Erstens ist vielfach unklar, woraus IT-Business-Alignment besteht und zweitens ist es für den CIO oft schwierig, einen kompetenten oder wenigstens interessierten Ansprechpartner auf der Businessseite zu finden.

So bleibt der CIO oft mit den erwähnten Vorwürfen alleine, ohne sich mit der Businessseite darauf einigen zu können, wie er seinen Wertbeitrag zum Geschäftserfolg ausweisen kann. Ich möchte Ihnen in diesem Artikel aufzeigen, was die IT von sich aus machen kann, um Mehrwert zu belegen.

Was ist IT-Business-Alignment?

Das Konzept IT-Business-Alignment wurde 1993 von Venkatraman, Henderson und Oldach eingeführt. Es fordert die enge Verzahnung von Business und IT auf der strategischen (external) und operativen (internal) Ebene in vier Perspektiven:

IT-Business-Alignment
IT-Business-Alignment nach Venkatraman et al. (1993)

Gelber Pfeil: Umsetzung der Businessstrategie in Businessorganisation und -prozessen. Daraus werden die IT Requirements abgeleitet
Roter Pfeil: Erkennen und Ausnutzen des Technologiepotenzials durch das Business-Management, Umsetzung durch das IT-Management
Grüner Pfeil: Erschaffen von Wettbewerbsvorteilen durch das Erkennen von Potenzialen von Technologie für neue Produkte oder Produktionsmethoden
Blauer Pfeil: Verbesserung der IT-Leistung zur besseren Unterstützung der Businessprozesse

Für die rote und gelbe Stossrichtung benötigt die IT Vorgaben aus der Businessstrategie. Die grünen und blauen Perspektiven können unabhängig von der IT-Strategie getrieben werden und eröffnen deshalb Potenziale für die IT, einen Mehrwert auszuweisen. Während für die grüne Perspektive gute Kenntnisse des Business in der IT benötigt werden (IT als Businessberater), kann die IT in der blauen Stossrichtung mit den eigenen Kernkompetenzen Verbesserungen kreieren, die als Motivation für eine engere Zusammenarbeit und einen Austausch mit dem Business benützt werden können. Denn die anderen drei Perspektiven lassen sich nicht ohne Akzeptanz der IT im Business realisieren.

Anstossen des Alignments aus der IT

Als erster Schritt muss sich die IT darauf konzentrieren, Glaubwürdigkeit und Transparenz zu schaffen. Glaubwürdigkeit entsteht aus dem Erreichen und Übertreffen von Zielen und der Vergleichbarkeit im zeitlichen Verlauf. Transparenz bedeutet Vergleichbarkeit gegenüber anderen (Benchmarking). Voraussetzung für beides ist die Messbarkeit.

Unsere Erfahrung zeigt, dass folgende Initiativen den beiden Zielen der Glaubwürdigkeit und Vergleichbarkeit dienen:

  • Effizienz: Einführung eines Prozessmanagements mit klaren Verantwortlichkeiten, Messwerten und Zielsetzungen. Eine Firma aus der Bauzulieferindustrie konnte die Produktivitätssteigerung Ihrer IT-Mitarbeiter klar ausweisen: Dank messbaren Prozessen und aussagekräftigen Kennzahlen konnte aufgezeigt werden, dass über den Zeitraum von drei Jahren mehr Businessmitarbeiter mit weniger IT-Personal unterstützt werden konnten.
  • Flexibilität: Die IT muss in der Lage sein, rasch auf Veränderungen des Business reagieren zu können. Eine schweizerische Krankenversicherung konnte dank der Einführung von Prozessen für Incident-, Problem-, Change- und Konfigurations-Management die Anzahl durchgeführter Changes um mehr als 100% erhöhen bei gleichzeitiger Verbesserung der Betriebsqualität (Reduktion von Störungen um über 50%).
  • Transparenz der Service-Kosten: Die Definition von Services und die Bildung von Service-Ketten sowie die Steuerung des Service-Bezugs auf allen Ebenen mittels Bezugsmengen und Stückpreisen erlaubt die Vergleichbarkeit von IT-Leistungen und die Flexibilisierung von Service-Sourcing-Optionen (Outsourcing, Cloud-Lösungen). Eine schweizerische Versicherung konnte auf diesem Weg die Diskussion mit dem Business weg von Technologien und Anwendungen hin zu Funktionalitäten und Leistungen verschieben.
  • Effektivität: Die Einführung eines strategischen IT-Controllings ermöglicht das zeitgerechte Umsetzen von strategischen Vorhaben in konkrete Massnahmen. Die Einführung einer Balanced Scorecard für die IT verschiebt den Fokus weg von reinen Finanzzahlen hin zu einer breiteren Beurteilung der IT-Leistung.

Alle diese Massnahmen können nur erfolgreich sein auf der Basis eines robusten kontinuierlichen Verbesserungsprozesses (KVP). Es erstaunt nicht, dass Firmen, die Standardmethoden für den KVP einsetzen, hier besonders erfolgreich sind: CSI aus ITIL, ISO 20’000 oder Lean Six Sigma sind oft Fundament und Motor von solchen Verbesserungsvorgängen.

Selbstverständlich kann dies nur der Anfang sein für einen breiteren organisatorischen Wandlungsprozess, der IT und Business näher zusammenbringt.


Über den Autor

Markus Schweizer

Markus Schweizer ist Digicomp Trainer, ITIL®- und Cobit®-Experte und Strategie-Berater bei Plat4mation für alle Belange des IT-Managements. Zuvor arbeitete er für IBM und PwC und verbrachte er neun Jahre in den USA, wo er Grossfirmen beim Einsatz von Service-Management-Konzepten beriet. Seine Beratungsschwerpunkte sind IT Business Management, interne Digitalisierung, Governance und SIAM.