CitrixDay: Alles über XenDesktop 7

Langjährige Wegbegleiter von Citrix-Technologien sind es gewohnt, immer wieder mit neuen Technologien, Produktnamen und Versionen konfrontiert zu werden. Seit Juni ist XenDesktop 7 auf dem Markt. Was neu ist, zeigt Fachbereichsleiter Stephan Pfister in der Computerworld-Ausgabe 15.

Autor Stephan Pfister
Datum 04.10.2013
Lesezeit 6 Minuten

Langjährige Wegbegleiter von Citrix-Technologien sind es gewohnt, immer wieder mit neuen Technologien, Produktnamen und Versionen konfrontiert zu werden. Seit Juni ist XenDesktop 7 auf dem Markt. Was ist neu?

Quelle: www.computerworld.ch Ausgabe Computerworld 15 vom 13. September 2013, Seite 30/31

XenDesktop 7 (Projektname Excalibur) ist Teil der Citrix-«Avalon»-Produktserie, die Windows-Desktop und -Applikationen als echte mobile Cloud-Services bereitstellen soll. Die wohl wichtigste Veränderung findet aber gar nicht im XenDesktop selbst statt, sondern beim altbekannten XenApp.

Was draufsteht und drin ist

Rückblickend betrachtet, war die Version XenDesktop 1.0 lediglich eine umfunktionierte Citrix-Presentation-Server-Installation. Ein paar Jahre und Evolutionsschritte später kam mit Version 4.0 eine komplett neue und eigenständige Architektur zum Einsatz. Damit gab XenDesktop plötzlich die Architektur vor.

Mit der neusten Version von XenApp 6.5 Feature Pack 2 (bezeichnenderweise nicht XenApp 7 genannt) ist der Wechsel vollzogen: XenApp verliert die bewährte, jedoch in die Jahre gekommene Technologie des IMA Services, Local Host Caches und den Zonen Data Collector.

(Kleiner, aber wichtiger Hinweis: Die Verbindung zur Datenbank ist jetzt real time und nicht mehr offline verfügbar.) Diese Veränderung ermöglicht eine längst fällige Konsolenverschmelzung der beiden Produkte und erlaubt es, mit Desktop Studio und Desktop Director eine gemeinsame administrative Oberfläche zu nutzen. Auch der für XenDesktop installierte webbasierte Citrix Director kann dazu verwendet werden, den XenApp-Server und dessen Nutzer zu überwachen. Um in Zukunft Sitzungen zu spiegeln, wird statt der Shadow Taskbar das Microsoft Remote Assistance Feature ausgeführt – auch direkt über den Desktop Director.

Neben der umfangreichen Architekturveränderung bringt XenApp auch ein paar neue Features mit, z.B. das «Optimization Pack für Lync 2010». Neu ist auch die «seamless local app integration», die lokal installierte Applikationen auf dem Client-Gerät als XenApp-hosted-Applikationen darstellen und so auch alte, nicht kompatible Applikationen zur Verfügung stellen kann. Im XenDesktop wurde das Feature «VM hosted Application» genannt und ist auch in der Form noch verfügbar. Die restlichen Features sind allgemeine Performance-Verbesserungen, GPU-Unterstützung und SCOM-2012-Integration.

Grafik : Copyright Citrix
Grafik : Copyright Citrix

Das ist neu

Technologisch gesehen war bereits der Vorgänger XenDesktop 5.5 mit HDX-Integration und schlankem ICA-Protokoll auf einem sehr hohen Niveau. Das Bewährte wurde nun noch weiter verbessert, etwa mit Protokolloptimierungen und den dazugehörigen Performance-Verbesserungen. Auch in die GPU-Unterstützung wurde viel investiert: Neu kann eine Grafikkarte direkt über die Hardware-Schicht des Hypervisors angesprochen und für CAD, 3D und andere aufwendige Applikationen nutzbar gemacht werden.

Ähnlich wie bei XenApp stehen die neu hinzugekommenen Umsysteme im Fokus, z.B. der neu lancierte App-Store. Das gab es unter dem Namen «Dazzle» schon einmal. Die Idee war damals schon gut, nur hat es leider nie richtig funktioniert. Jetzt soll es der «Storefront Server» richten. Hier sind die Vorzeichen vielversprechender.
Storefront wird früher oder später das klassische statische Webinterface komplett ersetzen (daher sucht man auch im Download-Bereich von XenDesktop 7 vergebens nach einer neuen Webinterface-Version). Ziel ist, dass die User Experience über alle genutzten Geräte – iPad, Android Phone oder Windows 8 Tablet – mit dem neusten Receiver gleich bleibt. Sicherlich auch eine interessante Neuerung ist der HTML5-basierte Clientless Receiver. Dieser rendert virtuelle Applikationen und Desktops wie gewohnt über jeden Browser, erübrigt somit eine lokale Citrix-Receiver-Installation und ersetzt den früher verwendeten Java Client. Voraussetzung dafür ist der Storefront Server, der die Verbindungen über HTML5 verschlüsselt zur Verfügung stellt.

Provisioning Services 7

Eine der wichtigsten Komponenten in der Architektur von XenDesktop 7 ist der Provisioning Service (PVS). Die Bezeichnung Provisioning Services 7.0 signalisiert einerseits, dass das Produkt zusammen mit XenDesktop weiterentwickelt wurde und andererseits, dass Citrix dies als Service und nicht als eigenständiges Server-Produkt verstanden haben will. In Mycitrix wird das Produkt nur noch bis Version 6.1 aufgeführt; die neuste Version ist unter XenDesktop 7 «additional components» zu finden. Nach wie vor ist das Produkt Bestandteil der XenDesktop-Enterprise-Version und kann für das Streamen auf virtuelle Instanzen frei verwendet werden. Um direkt auf Hardware zu streamen, z.B. bei Blade-PCs, muss die Platinum-Lizenz für Xen-Desktop erworben werden.

Zu den nennenswerten Neuerungen gehört, dass die Kompatibilität mit den neusten Microsoft-Betriebssystemen sichergestellt ist und nun auch für die PVS-Datenbank auf die neuste SQL-Server-Version zurückgegriffen werden kann – SQL 2005 wird bereits nicht mehr unter-stützt. Auch wurden im Bereich des Setup-Wizards Verbesserungen vorgenommen, z.B. das automatische Erstellen einer Boot-Device-Datei beim Anlegen eines XenDesktop-Katalogs oder die automatische Formatierung der lokalen Harddisk, wenn diese als Write Cache Destination angegeben wurde. Gerade im Zusammenhang mit der Verwendung von Private-VM-Desktops ist es ein grosser Vorteil, dass eine dedizierte Netzwerkkarte für die Kommunikation mit dem PVS ausgewählt werden kann, da es speziell bei diesen VMs zu erhöhten Schreib-/Lesevorgängen kommt. Weitere Neuerungen sind die Unterstützung von statischen IPs in virtuellen Desktops und die Verwendung der XenDesktop-Administratoren-Delegation für die Erstellung von PVSbasierten Katalogen. Leider wird die Konsole immer noch separat vom XenDesktop Studio geführt und auch auf dem Provisioning-Services-Server installiert und verwendet.

Die PVS-Version 7.0 ist vollumfänglich rückwärtskompatibel und kann auch in bestehende ältere XenApp- und XenDesktop-Umgebungen integriert werden. Nicht zu vergessen ist aber, dass bei solch einschneidenden infrastrukturellen Veränderungen zeitnah die XenApp und XenDesktop-Images angepasst werden müssen – nicht zuletzt wegen den neusten Hypervisor-Tools, der PVS-Target-Device-Software und dem Virtual-Desktop-Agent.


Über den Autor

Stephan Pfister

Nicht nur im Bereich der Schulung begleitet Stephan Pfister das Thema Server-based Computing. Seine Stärke liegt in der Konzeption, Implementierung und dem Unterhalt von komplexen Citrix-Umgebungen. Als Citrix Certified Instructor unterrichtet er sämtliche Kurse im Themenbereich Citrix.