Interview mit Toni Bernal, Country Manager Schweiz bei Citrix

Toni Bernal, Country Manager Schweiz bei Citrix, im Interview zum Thema Desktop-Virtualisierung.

Autor Christine Mäder
Datum 29.08.2013
Lesezeit 11 Minuten

Wir haben mit Toni Bernal, Country Manager Schweiz bei Citrix, über die Desktop-Virtualisierung gesprochen.

Digicomp: Gemäss der Studie «State of the VDI and SBC union 2013» des Projekts «Virtual Reality Check» vom Herbst 2012 befindet sich der Markt für Desktop-Virtualisierung immer noch in einer frühen Phase. Wie schätzen Sie den Markt insgesamt ein? Gibt es europäische oder gar schweizerische Besonderheiten?

Toni Bernal: Ich glaube, da muss man genau hinschauen: Die Studie besagt, dass bisher etwa ein Drittel der Befragten virtuelle Desktops produktiv im Einsatz hat. Das sieht zunächst vielleicht nicht nach überwältigend viel aus. Wenn ich allerdings Zahlen unserer eigenen Untersuchungen danebenlege, wird daraus ein ganz anderes Bild. Danach wollen sich nämlich rund 90 Prozent der Unternehmen in der Schweiz  in den nächsten Jahren mit der Einführung von Mobility-Projekten befassen – und damit unweigerlich auch mit Virtualisierung. Das heisst, dass Virtualisierung allgemein und damit auch Desktop-Virtualisierung durchaus in den Köpfen angekommen ist. Und nach meiner Meinung damit auch im Markt. Was Europa, aber auch die Schweiz im Besonderen angeht, so wird natürlich das Thema Sicherheit immer besonders grossgeschrieben. Auch die Flexibilität und Mobilität von Mitarbeitern sind wichtige Themen bei uns. Die bereits erwähnte Studie zeigte ausserdem, dass von den befragten Schweizer Unternehmen ganze 61 Prozent ihren Mitarbeitern das Arbeiten  in absehbarer Zeit auf allen Endgeräten erlauben wollen – und zwar egal ob privat oder firmeneigen. Im europäischen Vergleich liegen wir damit sogar um 10 Prozent vorn. Da ist also einiges in Bewegung, auch und gerade hier bei uns in der Schweiz.

Wenn der Markt sich immer noch in einer frühen Phase befindet, werden sich die Anforderungen an die Lösungen in Zukunft ändern. Wie schätzen Sie die Marktreife Ihres Produkts ein und wie wird sich Ihre Technologie in Zukunft an den Markt anpassen?

Bernal: Natürlich werden sich die Anforderungen an die Lösungen in Zukunft ändern. Das hat aber nicht unbedingt nur etwas mit dem Markt zu tun, sondern liegt ganz allgemein in der Natur der Sache. Oder hätte irgendjemand vor 20 Jahren geglaubt, dass man irgendwann ein kleines Device mit Touchscreen besitzt, mit dem man ständig und überall online gehen kann? Unsere Produkte sind absolut marktreif, da sprechen mehr als 100 Millionen Anwender weltweit wohl für sich. Aber darauf ruhen wir uns selbstverständlich nicht aus. Wir hören sehr genau auf das, was unsere Kunden und Partner uns sagen und setzen diese Anregungen in unseren Produkten um. Dafür suchen wir uns starke Partner, wie die erweiterte Allianz mit Cisco gerade wieder zeigt. Da geht es ganz konkret darum, das Rechenzentrum und die Netzwerke fit für die Cloud zu machen, wir entwickeln also gemeinsam Technologien für die Zukunft.

 

Die Studie erwartet ein hohes Wachstum im Bereich der Gross- und Mittelunternehmen. Kein Wachstum dafür im Bereich Kleinunternehmen. Sehen Sie diese Entwicklung gleich und was bringt Ihre Lösung für Gross- und Mittelunternehmen an Vorteilen?

Bernal: Ganz so pessimistisch bin ich nicht, was die Kleinunternehmen angeht. Natürlich ist in diesem Bereich nicht mit den Wachstumsraten zu rechnen, wie ich wie auch die Studie sie bei den Gross- und Mittelunternehmen sehen, aber auch hier gibt es sehr sinnvolle Einsatzszenarien. Gerade die Sicherheitsvorteile virtueller Desktops können für kleine Unternehmen von Vorteil sein, da ja der gesamte Arbeitsplatz und alle sensiblen Daten im Rechenzentrum oder auf dem Server verbleiben. Andere Aspekte sind natürlich eher für Gross- und Mittelunternehmen interessant. Mit Lösungen wie XenDesktop lassen sich sämtliche Arbeitsplätze zentral verwalten und pflegen, ohne dass ein Administrator von Tisch zu Tisch laufen muss. Geht ein Gerät kaputt oder verloren, ist nicht automatisch die Arbeit von Wochen dahin oder, noch schlimmer, ein Firmengeheimnis in den falschen Händen. Neben der einfachen Administration und der höheren Sicherheit bieten unsere Lösungen durch ihre offene, standardbasierte Architektur und die zahlreichen APIs viel Freiraum beim Einsatz im Unternehmen. Anwender müssen nicht befürchten, ihre bestehende Infrastruktur komplett umkrempeln zu müssen oder künftig bestimmte Produkte anderer Anbieter nicht mehr einsetzen zu können. Gerade bei den grossen Konzernen sprechen wir dabei ja von immensen Investitionen, die geschützt werden wollen.

 

Was müsste geschehen, dass auch Kleinunternehmen von virtuellen Desktops profitieren können? Und was bietet Ihre Lösung für diese Unternehmen bereits jetzt an?

Bernal: Ich glaube, die grösste Änderung muss in den Köpfen der Verantwortlichen stattfinden. Profitieren könnten die kleinen Unternehmen nämlich schon heute von virtuellen Desktops. Natürlich müssen wir Anbieter die speziellen Gegebenheiten bei Kleinunternehmen beachten. Dort ist eben keine grosse IT-Mannschaft vorhanden, die eigenständig umfangreiche Projekte stemmen kann und sich ihre Lösung am liebsten aus den besten Komponenten selbst zusammenstellt. Ausserdem sind die technischen Ressourcen deutlich beschränkter als bei grossen Konzernen. Die IT-Experten bei den Kleinbetrieben brauchen eine schlüsselfertige Lösung, mit der sie nicht viel Arbeit haben und für die eine vorhandene Infrastruktur ausreicht. Unsere VDI-in-a-Box-Lösung bietet das bereits seit längerem an. Die Vorteile liegen auf der Hand: Neben den bereits genannten Sicherheitsaspekten wird die IT durch virtuelle Desktops grundsätzlich einfacher, weil die Endgeräte kein Problem mehr darstellen. Die Anschaffung teurer PCs als Fat Clients entfällt, weil sie bei einer VDI schlicht nicht mehr nötig sind. Die Kosten sinken aber auch durch die schlankere Verwaltung und die grössere Flexibilität, die auch in kleinen Organisationen wichtig ist. Und nicht zuletzt ist es auch für kleine Unternehmen ein Vorteil, ihren Mitarbeitern flexiblere Arbeitsbedingungen zu bieten und ihnen mehr Mitsprache beim eingesetzten Endgerät zu geben, Stichwort BYOD.

 

Als Hauptgründe für den Einsatz von VDI wurden Manageability und Business Flexibility genannt. Was bietet Ihre Lösung in diesen beiden Bereichen? Was können Sie besser als die Marktbegleiter?

Bernal: Mit unseren Lösungen können Unternehmen jede Art von virtuellen Desktops bereitstellen. Das reicht von ganz einfachen, standardisierten Versionen für Office-Aufgaben bis hin zu hochperformanten Arbeitsplätzen, etwa für Konstruktionen in 3D. Ausserdem bieten wir eine komplette End-to-End-Lösung an, bei der alle Bestandteile optimal zusammenspielen. Das reduziert mögliche Reibungsverluste in Sachen Manageability natürlich deutlich. Gleichzeitig sind wir aber so modular aufgestellt, dass Unternehmen sich ihr Wunschpaket zusammensetzen können. In vielen Bereichen ergänzen wir uns hier sogar mit den anderen Marktteilnehmern und arbeiten in verschiedenen Partnerschaften zusammen.

 

Auf die Frage, welche Treiber ein zukünftiges Wachstum beschleunigen, war die meistgenannte Antwort: User Experience. Was macht Ihre Lösung im Bereich User Experience (Performance, Mobile, VoIP, Rich Media) und was ist für die Zukunft auf der Roadmap?

Bernal: Das Thema User Experience steht bei uns auch ganz oben auf der Agenda. Die beste Technologie nützt unserer Erfahrung nach nämlich gar nichts, wenn die Mitarbeiter sie nicht gerne benutzen. IT-Projekte und damit auch die CIOs werden künftig nicht mehr nur daran gemessen werden, wie schnell oder wie reibungslos sie neue Lösungen implementieren. Ein weiteres Kriterium, das immer mehr Gewicht bekommt, ist darüber hinaus die Akzeptanz in der Belegschaft. Mit unserer HDX-Technologie sind die IT-Verantwortlichen dabei aber auf der sicheren Seite. Damit adressieren wir eine grosse Herausforderung, die in modernen IT-Infrastrukturen entsteht: Eine einheitliche Landschaft, in der jeder mit dem gleichen Endgerät an ein LAN angebunden ist, gibt es nicht mehr. Stattdessen arbeiten die Anwender mit unterschiedlichen Geräten, teilweise im Firmennetzwerk, aber auch von zu Hause per DSL oder von unterwegs über Mobilfunkverbindungen. Trotzdem müssen sie alle ihre Arbeitsumgebung immer so vorfinden, dass sie produktiv arbeiten können. Mit HDX erreichen wir das schon sehr gut. Mit dem Citrix NetScaler haben wir ausserdem einen der führenden Application Delivery Controller im Programm, mit dem Unternehmen ihre Netzwerke für die Zukunft fit machen können. Diese Technologien und Produkte entwickeln wir kontinuierlich weiter. Gerade im Bereich Grafikbearbeitung oder Konstruktion geht die Entwicklung ja hin zu 3D, da ist eine ganz andere Performance gefragt als bisher. Solche Trends beobachten wir sehr genau und haben die richtige Lösung parat, sobald unsere Kunden danach fragen.

 

Im Bereich VDI ist die Marktreihenfolge im Moment Citrix vor VMware und Microsoft. Wie sieht diese Reihenfolge Ihrer Meinung nach in fünf Jahren aus und wieso?

Bernal: Ich bin optimistisch, dass wir die Führungsposition weiterhin behaupten können. Unsere Produkte sind bereits jetzt sehr ausgereift. Wir arbeiten trotzdem kontinuierlich daran, sie weiterzuentwickeln und kooperieren, wie auch schon erwähnt, mit starken Partnern, um den Kunden einen einheitlichen und performanten Ansatz bieten zu können. Dadurch können wir uns sehr gut auf die Dinge konzentrieren, die wir am besten können. Daher mein Optimismuus, dass wir den Vorsprung an der Stelle sogar noch ausbauen können.

 

Carte Blanche: Wieso sollte ein CIO auf Ihre Technologie setzen?

Bernal: Das sollte er tun, weil er bei uns auf der einen Seite eine erprobte, durchgängige Lösung bekommt, die auf offenen Architekturen und Industriestandards basiert. Das sorgt für die nötige Seelenruhe in Sachen Investitionsschutz und Zukunftssicherheit. Auf der anderen Seite sind wir ständig bestrebt, unser gutes Angebot noch besser zu machen und hören dabei sehr genau auf die Anregungen, die wir von Kunden und Partnern bekommen. Deshalb sind wir mit unserer Technologie optimal in der Lage, bestehende Wünsche zu erfüllen. Zugleich blicken wir aber auch über den Tellerrand und beobachten ganz genau, wo in Zukunft die Herausforderungen liegen werden. Darauf reagieren wir so früh wie möglich und machen unsere Kunden fit für die IT der nächsten Generation.

 

Herzlichen Dank, Herr Bernal, für das Gespräch.


Über den Autor

Christine Mäder

Christine Mäder verfügt über einen Bachelor of Arts ZFH in Übersetzen der ZHAW und einen Master of Advanced Studies in Marketing Management der Uni Basel. Nach der Ausbildung zur Buchhändlerin stiess sie 2008 während dem Übersetzerstudium zu Digicomp und sorgte als Lektorin für den sprachlichen Durchblick. Nach einem Abstecher in den Sprachdienst eines Schweizer Konzerns, unterstützte sie bei Digicomp das Marketing-Communications-Team in sämtlichen Bereichen.