Interview mit Petra Jenner, General Manager Switzerland bei Microsoft

Lesen Sie im Interview von Digicomp, wie Petra Jenner, General Manager Switzerland bei Microsoft, den Markt in der Desktop-Virtualisierung beurteilt.

Autor Christine Mäder
Datum 29.08.2013
Lesezeit 8 Minuten

Digicomp sprach mit Petra Jenner, General Manager Switzerland bei Microsoft, über den Markt in der Desktop-Virtualisierung.

Gemäss der Studie «State of the VDI and SBC union 2013» des Projekts «Virtual Reality Check» vom Herbst 2012 befindet sich der Markt für Desktop-Virtualisierung immer noch in einer frühen Phase. Wie schätzen Sie den Markt insgesamt ein? Gibt es europäische oder gar schweizerische Besonderheiten?

Wir sehen durchaus Kunden, die Lösungen im Bereich zentralisierter Desktops prüfen oder bereits einsetzen. Ob man dabei VDI oder SBC betrachtet – bei Microsoft sprechen wir bei letzterem von Remote Desktop Services, RDS – spielt dabei eine untergeordnete Rolle. So hat beispielsweise der Flughafen Zürich kürzlich eine VDI-Lösung auf Basis von Microsoft-Technologie installiert. Ziel dabei war es, die Produktivität der Mitarbeiter zu erhöhen sowie das IT-Management zu vereinfachen. Darüber hinaus werden jährlich Energiekosten von rund CHF 38‘000 eingespart. Interessierte finden hier eine genauere Beschreibung des Projekts. Aus sicherheitstechnischen Gründen sind zentralisierte Desktop-Umgebungen immer eine interessante Option. Bei VDI oder SBC kann die Datenhoheit des Unternehmens gegenüber Mitarbeitern und Dritten verbessert werden. Dies ist gerade am Finanzplatz Schweiz ein besonders wichtiges Thema.

Wenn der Markt sich immer noch in einer frühen Phase befindet, werden sich die Anforderungen an die Lösungen in Zukunft ändern. Wie schätzen Sie die Marktreife Ihres Produkts ein und wie wird sich Ihre Technologie in Zukunft an den Markt anpassen?

Microsoft führte Terminal Services bereits Mitte der 90er Jahre mit Windows NT 4.0 ein. Seither wurde die Technologie fortlaufend angepasst und verbessert und wir können selbstbewusst von einer sehr hohen Marktreife sprechen. Bereits seit längerem werden natürlich Touch-Geräte unterstützt und gerade auch mit Windows 8 in Verbindung mit Windows Server 2012 wurden grosse Fortschritte im Bereich der User Experience erzielt. Dies ist zentral für eine fortschreitende Adaption dieser Technologien. Für die Zukunft werden wir sicherlich Entwicklungen im Bereich Natural User Interface sehen, wie dies auch bei „traditionellen“ Benutzerumgebungen zu erwarten ist. Ausserdem strebt man natürlich weiterhin nach Optimierung des Hardwareeinsatzes und wir werden Fortschritte bezüglich Virtualisierungsdichte bzw. Anzahl Sessions pro Server sehen.

 

Die Studie erwartet ein hohes Wachstum im Bereich der Gross- und Mittelunternehmen. Kein Wachstum dafür im Bereich Kleinunternehmen. Sehen Sie diese Entwicklung gleich und was bringt Ihre Lösung für Gross- und Mittelunternehmen an Vorteilen?

VDI und SBC gaben Gross- und Mittelunternehmen ursprünglich die Möglichkeit Hardware effizienter zu nutzen. Heute sehen Sie sich zudem zunehmend mit dem Bring-Your-Own-Device-Trend konfrontiert. Sie erhalten durch die erwähnten Technologien verschiedene Möglichkeiten, Arbeitsumgebungen für ihre Mitarbeiter bereitzustellen und werden dadurch flexibler. Insbesondere Fragen der Datensicherheit sowie BYOD werden das Wachstum für grosse und mittlere Unternehmen antreiben. Ich erwarte aber auch Marktwachstum im Segment der KMU. Eine zentrale Rolle dabei spielt die Cloud.

 

Was müsste geschehen, dass auch Kleinunternehmen von virtuellen Desktops profitieren können? Und was bietet Ihre Lösung für diese Unternehmen bereits jetzt an?

Ich denke da ist bereits vieles geschehen. Wie eben angedeutet denke ich, dass gerade kleinere Unternehmen von den Entwicklungen im Cloud Computing profitieren. So können Remote Desktop Sessions seit 1. Juli diesen Jahres durch Service Provider bzw. Hoster angeboten werden oder aber auch direkt auf der Cloud Plattform von Microsoft – Windows Azure – betrieben werden. Dies gibt KMU die Gelegenheit, den Betrieb der eigenen IT stark zu vereinfachen und Kosten einzusparen.

 

Als Hauptgründe für den Einsatz von VDI wurden Manageability und Business Flexibility genannt. Was bietet Ihre Lösung in diesen beiden Bereichen? Was können Sie besser als die Marktbegleiter?

Die Zentralisierung, Konsolidierung und Vereinfachung der IT ist in den meisten Unternehmen ein aktuelles Thema. Microsoft bietet genau da verschiedenste Vorteile und für das Management sehr starke Lösungen an. Windows Sessions sind auf allen gängigen Betriebssystemen problemlos möglich und die Form, Marke und Leistung der Client-Hardware wird rückt dabei in den Hintergrund.
Ein grosser Vorteil von Microsoft ist es meiner Meinung nach, dass Kunden die Möglichkeit haben, eine komplette Lösung aus einer Hand zu erhalten. Wir bieten von Rich Clients über VDI bis hin zu SBC alles an, letzteres sowohl on-premise, gehosted oder in der Public Cloud. Mit System Center können alle Szenarien gemeinsam verwaltet werden und die von Ihnen zitierte Studie unterstreicht ja genau die Stärke von System Center im Bereich des Client Managements. Überdies sind wir auf der Server-Seite wir mit Windows Server sehr stark positioniert und Windows Intune komplettiert bei Bedarf die Palette der Management-Werkzeuge.

 

Auf die Frage, welche Treiber ein zukünftiges Wachstum beschleunigen, war die meistgenannte Antwort: User Experience. Was macht Ihre Lösung im Bereich User Experience (Performance, Mobile, VoIP, Rich Media) und was ist für die Zukunft auf der Roadmap?

Das sehe ich auch so. Die User Experience steht ganz klar im Zentrum. Zu den von Ihnen genannten Punkten kann ich folgendes sagen: das Remote Desktop Protocol (RDP) wurde über die Jahre derart optimiert, dass heute auch über das Mobilenetz problemlos Desktopsessions ausgeführt werden können. Darüber hinaus existieren Clients für alle gängigen Betriebssysteme. Performance und Mobilität sind somit gegeben. VoIP wird selbstverständlich voll unterstützt und gleiches kann man sagen für Full HD Videos beziehungsweise. Rich Media Experiences. Wenn Sie die Roadmap ansprechen kann ich Ihnen sagen, dass die nächste Welle der Fortschritte mit Windows 8.1, Windows Server 2012 R2 sowie System Center 2012 R2 bereits in den Startlöchern seht und ab 18. Oktober 2013 verfügbar sein wird.

 

Im Bereich VDI ist die Marktreihenfolge im Moment Citrix vor VMware und Microsoft. Wie sieht diese Reihenfolge Ihrer Meinung nach in fünf Jahren aus und wieso?

Ich sehe die VDI-Zukunft für Microsoft sehr positiv und das hat verschiedene Gründe: Erstens sind wir die einzigen auf dem Markt, die eine komplette Lösung aus einer Hand anbieten können. Zweitens sehen wir mit Hyper-V eine sehr positive Entwicklung im Virtualisierungsumfeld, was uns natürlich auch hinsichtlich VDI hilft. Drittens basieren auch Citrix-SBC-Lösungen auf Microsoft-Technologie und somit kann man Citrix durchaus als Ergänzung zu Microsoft betrachten und nicht zwingend als Konkurrenz. Viertens sind wir der einzige Anbieter der SBC in grossem Umfang in seiner eigenen Public Cloud anbieten kann und fünftens stehen wie eben erwähnt bereits wieder zahlreiche Verbesserungen mit den kommenden Releases von Windows, Windows Server und System Center ins Haus. Dies wird unsere Position zusätzlich stärken.

 

Carte Blanche: Wieso sollte ein CIO auf Ihre Technologie setzen?

VDI bzw. SBC sind heute selten Gesamtlösungen für ein Unternehmen. Vielmehr stellen sie ein mögliches Bereitstellungsmodell für Arbeitsumgebungen dar. Ich denke, dass insbesondere die Tatsache, dass Microsoft alle möglichen Szenarien, Management, Backend und Cloud-Plattform zur Verfügung stellen kann – hoch integriert und aus einer Hand – ein zentraler Pluspunkt für einen Entscheid für Microsoft darstellt. Dies ist auch aus Sicht der Kosteneffizienz ein sehr wichtiger Punkt.

 

Herzlichen Dank, Frau Jenner, für das Gespräch.


Über den Autor

Christine Mäder

Christine Mäder verfügt über einen Bachelor of Arts ZFH in Übersetzen der ZHAW und einen Master of Advanced Studies in Marketing Management der Uni Basel. Nach der Ausbildung zur Buchhändlerin stiess sie 2008 während dem Übersetzerstudium zu Digicomp und sorgte als Lektorin für den sprachlichen Durchblick. Nach einem Abstecher in den Sprachdienst eines Schweizer Konzerns, unterstützte sie bei Digicomp das Marketing-Communications-Team in sämtlichen Bereichen.