Interview mit Othmar Bienz, Director Alps Region, VMware Switzerland

Othmar Bienz, Director Alps Region, VMware Switzerland, stand Digicomp Red und Antwort zum Thema Desktop-Virtualisierung.

Autor Christine Mäder
Datum 29.08.2013
Lesezeit 8 Minuten

Digicomp sprach mit Othmar Bienz, Director Alps Region von VMware Switzerland, über das Thema Desktop-Virtualisierung.

Digicomp: Gemäss der Studie «State of the VDI and SBC union 2013» des Projekts «Virtual Reality Check» vom Herbst 2012 befindet sich der Markt für Desktop-Virtualisierung immer noch in einer frühen Phase. Wie schätzen Sie den Markt insgesamt ein? Gibt es europäische oder gar schweizerische Besonderheiten?

Othmar Bienz: Wir sind mit der Entwicklung äusserst zufrieden; im Vergleich zum übrigen Europa sehen wir in der Schweiz ein schnelleres Wachstum. Der Lösungsansatz VDI hat sich in den vergangenen zwei Jahren besonders gut entwickelt in den Segmenten Gesundheitswesen, öffentliche Verwaltung und Schule. Hier kommt der Mehrwert von VDI besonders gut zur Geltung in Form von Effizienzsteigerung beim Personal, Erhöhung der Mobilität, Vereinfachung der Abläufe. Viele Kunden weiten nun Ihre bisher limitierte produktive Initialumgebung über verschiedenste Anwendungsfälle im grossen Stil aus.

Wenn der Markt sich immer noch in einer frühen Phase befindet, werden sich die Anforderungen an die Lösungen in Zukunft ändern. Wie schätzen Sie die Marktreife Ihres Produkts ein und wie wird sich Ihre Technologie in Zukunft an den Markt anpassen?

Bienz: Das Feedback unserer Kunden zeigt eindrücklich, dass View in der nun bereits 5. Generation die heutigen Anforderungen hinsichtlich Performance, Skalierbarkeit, Anwender-Experience, Robustheit, Einfachheit in Installation und Betrieb etc. absolut erfüllt. Andererseits wissen wir, dass sich die Bedürfnisse im Bereich End User Computing durch die mobilen Geräte massiv verändern. Diese adressieren wir mit unserer Gesamtlösung «Horizon Suite» schon heute. Sie deckt Anwendungsfälle wie zentrales Image-Management für physische oder virtuelle Desktops, Unterstützung mobiler Geräte, File Sharing, BYOD, offline Arbeiten mittels Laptop, D/R für Laptops etc. ab. VDI sehen wir als Teil unserer End-User-Computing-Strategie, aber nicht für jeden Anwendungsfall.

 

Die Studie erwartet ein hohes Wachstum im Bereich der Gross- und Mittelunternehmen. Kein Wachstum dafür im Bereich Kleinunternehmen. Sehen Sie diese Entwicklung gleich und was bringt Ihre Lösung für Gross- und Mittelunternehmen an Vorteilen?

Bienz: In der Schweiz sehen wir das Wachstum primär im mittleren Bereich, d.h. Unternehmen mit 250–2500 Mitarbeiter. Die stechenden Vorteile der Gesamtlösung VMware Horizon Suite haben wir in den ersten beiden Fragen bereits skizziert. Ein Zusatznutzen der VMware-Lösung liegt natürlich auch in den Synergien aus der fast immer bestehenden Server-Virtualisierung. Das Know-how und die bestehenden Betriebskonzepte können genutzt werden. Unsere VMware-Horizon-View-Lösung wird von Kunden aufgrund ihrer geringen Komplexität geschätzt. Eingeschränkte Proof of Concepts können wir oft in einem Arbeitstag erledigen.

 

Was müsste geschehen, dass auch Kleinunternehmen von virtuellen Desktops profitieren können? Und was bietet Ihre Lösung für diese Unternehmen bereits jetzt an?

Bienz: Ob eine VDI-Lösung für ein Kleinunternehmen (weniger als 250 Mitarbeiter) attraktiv sein kann, hängt nicht von der Anzahl Mitarbeiter ab. Andere Themen wie z.B. Remote-Niederlassungen, Integration von externen Arbeitskräften, BYOD, Mobility, Homeoffice etc. können eine Entscheidung für VDI positiv beeinflussen. Und nicht zuletzt: Arbeitgeber wollen gegenüber Mitarbeitern attraktiv sein!

Für Kleinfirmen sind oft auch die notwendigen Microsoft Software Assurance und VDA (Virtual Desktop Access) jährlich wiederkehrenden Lizenzkosten ein Blocker für einen VDI Rollout! Aus diesem Grund sehen wir in VMware Horizon Mirage eine echte Alternative, welche ebenfalls zentrales Image-Management bietet – im Gegensatz dazu aber lokal läuft. Diese Lösung reduziert die Lizenz- sowie die Infrastrukturkosten enorm und macht so die TCO-Rechnung sehr attraktiv.

Ausserdem sehen wir laufend mehr Angebote für virtuelle Desktops durch Service Provider, welche auch ein Grundset an Anwendungen beinhalten und auf die Bedürfnisse von Kleinfirmen zugeschnitten sind.

 

Als Hauptgründe für den Einsatz von VDI wurden Manageability und Business Flexibility genannt. Was bietet Ihre Lösung in diesen beiden Bereichen? Was können Sie besser als die Marktbegleiter?

Bienz: «Manageability» und «Business Flexibility» sind Projektziele, welche die Unternehmen durch die Einführung von VDI erreichen wollen und sicherlich auch erreichen. Hier eine Differenzierung auf Produktebene mit dem Mitbewerber herzustellen, ist m.E. nicht sinnvoll. Eine produktorientierte Feature-Liste kann übergeordnete Business-Zielsetzungen nicht entscheidend beeinflussen.

 

Auf die Frage, welche Treiber ein zukünftiges Wachstum beschleunigen, war die meistgenannte Antwort: User Experience. Was macht Ihre Lösung im Bereich User Experience (Performance, Mobile, VoIP, Rich Media) und was ist für die Zukunft auf der Roadmap?

Bienz: Es ist in der Tat so, User Experience ist für VDI mehr als die halbe Miete. Ich freue mich für unsere Kunden, dass wir in diesem Bereich in den letzten Jahren grosse Fortschritte gemacht haben. Ein Beispiel: Unser Protokoll PcoIP, welches gemeinsam mit Teradici für VMware View entwickelt worden ist. Heute spricht unsere Konkurrenz nicht mehr darüber, weil die Performance ausgezeichnet ist.

User Experience wird mit jedem neuen Release adressiert. Inzwischen können z.B. Hardware beschleunigte 3D-Graphikkarten im vSphere Host eingesetzt werden, wodurch CAD im virtuellen Desktop möglich wird. Zusätzliche Optimierungen sind im WebCam, Video, Audio, MMR, Rich Media Services, Unified Communication/VOIP, HTML Access, Touch Based Mobile Devices und einfacheres Applikationsmanagement geplant.

 

Im Bereich VDI ist die Marktreihenfolge im Moment Citrix vor VMware und Microsoft. Wie sieht diese Reihenfolge Ihrer Meinung nach in fünf Jahren aus und wieso?

Bienz: «Die IT-Industrie ist bekannt für die verschiedenen Wellen, die sie bisher durchgemacht hat. Von der Mainframe-Welle der Grossrechner über die PC-Welle bis hin zur Internet-Welle», sagte unser CEO Pat Gelsinger kürzlich gegenüber der FAZ. «Aktuell beobachte ich vier Trends: Die Durchdringung mit sozialen Internetangeboten, das mobile Internet, das Cloud Computing und Big Data. Diese Trends scheinen gleichzeitig zusammenzufliessen. Und ein Resultat dieses Zusammenflusses ist ein Tsunami auf der Spitze einer Flut. Dies wird die jetzige Periode zur disruptivsten in der Geschichte der IT machen, in der althergebrachte Geschäftsmodelle auseinanderfallen können.» Ich bin überzeugt, mit Pat Gelsinger einer der profiliertesten IT CEOs an der Spitze von VMware zu wissen. Wir werden sehen, wer wo stehen wird, wenn der Tsunami vorbei ist.

 

Carte Blanche: Wieso sollte ein CIO auf Ihre Technologie setzen?

Bienz: Es hat in den letzten Jahren keine Technologie im Data Center gegeben, die so effizient und kosteneffektiv war wie VMware. VMware steht für innovative, zuverlässige, robuste und smarte Lösungen, besonders auch im Bereich End User Computing.

 

Herzlichen Dank, Herr Bienz, für das Gespräch.


Über den Autor

Christine Mäder

Christine Mäder verfügt über einen Bachelor of Arts ZFH in Übersetzen der ZHAW und einen Master of Advanced Studies in Marketing Management der Uni Basel. Nach der Ausbildung zur Buchhändlerin stiess sie 2008 während dem Übersetzerstudium zu Digicomp und sorgte als Lektorin für den sprachlichen Durchblick. Nach einem Abstecher in den Sprachdienst eines Schweizer Konzerns, unterstützte sie bei Digicomp das Marketing-Communications-Team in sämtlichen Bereichen.