Virtualisierung mit Hyper-V - Microsoft-Spezialist Oliver Ryf im Interview

Wer hat beim Preis-Leistungs-Verhältnis bei den Virtualisierungsprodukten VMware, Citrix und Microsoft die Nase vorn? Oliver Ryf, Kursleiter bei Digicomp und Microsoft-Spezialist, ist überzeugt: «Ganz klar Microsoft.» Lesen Sie das ganze Interview.

Autor Christine Mäder
Datum 26.02.2013
Lesezeit 5 Minuten

Virtual Deep-DiveVMware, Citrix oder Hyper-V – welches Produkt bietet das beste Preis-Leistungs-Verhältnis? Was sind die Vor- und Nachteile und wie könnte die Zukunft der drei Virtualisierungslösungen aussehen?

Oliver Ryf, Kursleiter Digicomp Microsoft Server und Betriebssysteme, stand uns Red und Antwort zu Hyper-V.

Digicomp: Welches ist die grösste Stärke von Microsoft?

Der Umstand, dass für die Installation und Verwaltung der Virtualisierungslösung das vorhandene Know-how auf Basis von Windows genutzt werden kann. Somit muss sich der System Engineer nicht zuerst mit einer Linux-ähnlichen Plattform vertraut machen.

Was kann Microsoft, was andere Virtualisierungstechniken nicht können?

Windows Server 2012 stellt neue Möglichkeiten in der Bereitstellung des Storage zu Verfügung. Es handelt sich dabei um Storage Pools und Scale-Out File Cluster, die die Verfügbarkeit des Storage, auf dem die virtuelle Maschine (VM) gespeichert werden, erheblich verbessern, ohne dass man in teure Storage-Lösungen investieren müsste. Ansonsten ist es schwierig, hier eine Aussage zu machen, die mehr als einen Monat Gültigkeit hat. Mittlerweile agiert Microsoft auf Augenhöhe mit VMware und Citrix und bringt auch neue Funktionalitäten mit; z.B. die Möglichkeit, eine virtuelle Maschine auf einfache und kostengünstige Art und Weise zu replizieren. Die anderen Anbieter ziehen jedoch nach und bauen diese Funktionen ebenfalls in ihre Produkte ein.

Was ist deiner Meinung nach die grösste Schwäche von Microsoft?

Vielleicht der Umstand, dass Microsoft noch relativ neu im professionellen Virtualisierungsmarkt mitmischt. Es fehlen noch die eine oder andere Real-Life-Erfahrung.

Wie sieht es mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis aus? Wer hat dort die Nase vorn?

Ganz klar Microsoft. Da zumindest im Bereich Server-Virtualisierung die Firmen aus lizenztechnischen Gründen die Datacenter-Version kaufen, hat Microsoft natürlich einen entscheidenden Vorteil. Im Preis des Windows Server 2012 Datacenters ist die Virtualisierungstechnologie bereits enthalten. Die Nutzer von Citrix und VMware bezahlen noch zusätzlich für deren Hypervisor-Technologie. In einem Preisvergleich sollte aber immer auch der System Center Virtual Machine Manager berücksichtigt werden, der als Managementplattform für mehrere Hyper-V Server ein Muss darstellt.

Für wen (KMU, Grosskonzern etc.) ist die Lösung ausgelegt?

Mittlerweile skaliert Hyper-V so gut, dass es nach oben keine Grenzen mehr gibt. Da sich Hyper-V aber erst gegen die arrivierten Mitstreiter behaupten muss, werden sicherlich zuerst die KMU über eine Hyper-V-Installation nachdenken.

Für welche Probleme wurde das Produkt ursprünglich konzipiert, wie hat es das gelöst und wie hat es sich weiterentwickelt?

Bei Microsoft wurde wie schon oft in der Vergangenheit dass Potenzial von Virtualisierungen unterschätzt. Ich behaupte jetzt mal, dass die ersten Produkte (Microsoft Virtual Server, VirtualPC) lediglich ins Portfolio aufgenommen wurden, damit man überhaupt etwas hat. In der Zwischenzeit haben aber die Konkurrenz, namentlich ESX, und der Markt aufgezeigt, wohin die Reise geht. Mit Windows Server 2008 wurde die Hypervisor-Architektur von Mircosoft übernommen, um konkurrenzfähig zu sein.

Wie schätzt du die zukünftige Strategie von Microsoft ein? Wohin geht die Reise? Was wird verbessert? Was kommt neu dazu?

Die Strategie des Produkts geht Hand in Hand mit der Strategie von Microsoft, wie zukünftig Datacenters aus der Sicht der Software konzipiert und betrieben werden. Die Basis geht in praktisch jedem Szenario von einer Hyper-V-Installation aus. Im Zusammenspiel mit der Managementlösung System Center Virtual Machine Manager (SCVMM) gehe ich davon aus, dass insbesondere die Einbindungen von Hardware-Ressourcen (Network, Storage, CPU, Memory) alles direkt aus der Virtualisierungslösung bereitgestellt und administriert wird. SCVMM bietet heute bereits Schnittstellen für das schnell an Bedeutung gewinnende «Software Defined Networking (SDN)». Damit müssen z.B. die neuen Probleme gelöst werden, die im Bereich Networking entstehen.

Du bist Spezialist im Bereich Microsoft und sicherlich davon überzeugt, dass dies die richtige Lösung ist. Wird dies auch in drei Jahren deine Meinung sein?

Absolut. Microsoft ist im Server-Umfeld nach wie vor eine Macht und beweist das mit all seinen Server-Produkten. Nicht in jedem Bereich ist Microsoft führend, was Innovation und Technologie anbelangt, aber das Gesamtpaket ist und bleibt überzeugend. Mit Hyper-V als Fundament für die Cloud-Konzepte (Private oder Public), den einfachen Möglichkeiten diese zu kombinieren und der Einfachheit der Bedienung, wird Hyper-V ein essentieller Faktor darstellen.

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Über den Autor

Christine Mäder

Christine Mäder verfügt über einen Bachelor of Arts ZFH in Übersetzen der ZHAW und einen Master of Advanced Studies in Marketing Management der Uni Basel. Nach der Ausbildung zur Buchhändlerin stiess sie 2008 während dem Übersetzerstudium zu Digicomp und sorgte als Lektorin für den sprachlichen Durchblick. Nach einem Abstecher in den Sprachdienst eines Schweizer Konzerns, unterstützte sie bei Digicomp das Marketing-Communications-Team in sämtlichen Bereichen.