Was Community Manager von Eichhörnchen lernen können

Autor Administrator
Datum 28.01.2013
Lesezeit 4 Minuten

Vor Jahren erhielt ich von einem älteren Redaktor den weisen Rat, eine Schuhschachtel mit auf Zetteln notierten Geschichtsideen anzulegen. Gäbe es einmal gar nichts zu berichten, würde die Schachtel gute Dienste leisten.

Diese simple Methode, die mir auch als Community Managerin dient, nenne ich das “Eichhörnchen-Prinzip“. Weil die putzigen Viecher schlau sind und wissen: irgendwann kommt der Winter – unausweichlich. Und weil sie deshalb einen Notvorrat anlegen.

Mir scheint, Community Manager und Eichhörnchen haben eine Gemeinsamkeit: Sie hören nie auf Community Manager oder Eichhörnchen zu sein. Nie. Auch nicht nach Feierabend. Und weil die leckersten Nüsse nur selten in ihrem Futternapf landen, respektive die spannendsten Themen auf dem Silbertablett serviert werden, müssen sie hellwach durchs Leben gehen. Fündig werden sie abseits der gewohnten Trampelpfade, ausserhalb der definierten Aufgabe, vor oder nach der geregelten Arbeitszeit.

Wie der Notvorrat aufbewahrt wird, ist nicht entscheidend. Glücklicherweise stehen uns mit Evernote & Co. heute  weitaus bessere Sammelmöglichkeiten zur Verfügung als die gute alte Schuhschachtel. Entscheidend ist, dass überhaupt ein Notvorrat vorhanden ist. Fehlen Ideen, fehlt auch die Zeit zum suchen.

Was gehört in die Themen-Reserve der Community Manager? Natürlich ist dies abhängig davon, wie viel Freiraum oder Initiative ihnen zugestanden wird. Kommunikationsleiter denken gerne strategisch, und deshalb primär in offiziellen Verlautbarungen und Unternehmensinformationen.

Die Erzähldramaturgie, die Argumentation, mögliche Fragen und Antworten, Details und Hintergrund eines jeden einzelnen konkreten Posts – das ist Sache der Community Manager. In der Regel können sie sich nicht darauf verlassen, dass ihnen genügend Inhalte zur Verfügung gestellt werden.

Sie tun also gut daran, goldene Nüsschen vorrätig zu halten: Geschichten, die überraschen, verblüffen, den öden Alltag ihrer Fangemeinde würzen und vor allem – Lust machen auf mehr.

Hier ein paar Vorschläge, wo und wie Notnüsse zu finden sind:

  • Ein zielloser Rundgang durchs Unternehmen kann zu Entdeckungen führen: die Maschine, an denen alle vorbei gehen und ohne die doch gar nichts geht („Ratet mal, was das ist…“), der Lieferwagen aus Grossmutters Zeiten ( „Wer erinnert sich…?“), die fröhlichste Kantinen-Mitarbeiterin der Welt („Heldin des Tages, weil sie sogar am Montag lacht“);
  • Wer Zugang hat zu Schränken und Archiven, suche dort alte Kundenmagazine, Briefe, Rechnungen, Verpackungen – wem die firmeneigenen Schätzkammern verwehrt sind, besuche Flohmärkte und Brockenhäuser.
  • Fachmagazine sind eine Quelle der Inspiration – aber nicht diejenigen aus dem eigenen, sondern Zeitschriften aus völlig „artfremden“ Bereichen. Das Staunen über die Leidenschaften anderer kann inspirierend wirken. Und manchmal ergeben sich Querbezüge zum eigenen Unternehmen oder den eigenen Produkten.
  • Fremdsprachige Podcasts zum eigenen Thema – weil die fremde Sprache eine ganz andere Perspektive auf das Thema erlaubt.
  • Volksfeste können zu Horizonterweiterung oder zumindest Aha-Erlebnissen führen – bringen sie einem doch die (fremde?) Welt der Kunden und deren Anliegen näher.
  • Roadshowsunternehmenseigene oder -fremde geben Einblick in Produktpräsentation, Verkaufsargumente, Kundenanliegen.

Klar, dass Community Manager das Smartphone stets griffbereit halten. Ihnen geht es ja mit Bildern, wie den Eichhörnchen mit Nüssen: Es gibt nie genug davon.

Gewiss: Der Notvorrat ist letztlich eine sehr individuelle, von persönlichen Vorlieben und von den Anforderungen des Unternehmens geprägte Angelegenheit.

Für Community Manager könnte aber ebenso wie für Eichhörnchen gelten: Nur diejenigen überleben, die ihre Verstecke garantiert wiederfinden – auch im kältesten, schneereichsten Winter.


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