Kultur 2.0 - Warum sich Social Media auch für die klassische Kultur lohnt

Autor Administrator
Datum 01.01.2013
Lesezeit 4 Minuten

Kommunizieren über Social Web gehört inzwischen zum (Arbeits-)Alltag dazu und viele Branchen nutzen das Web 2.0 erfolgreich. Nur die Kulturszene tut sich derzeit noch etwas schwer. Dabei liegt genau darin das Potenzial ein grosses Publikum für Kultur zu begeistern. Einige Schweizer Institutionen haben das bereits verstanden.

“Klassische Orchester und Opernhäuser haben ein Problem: Wenn sie kein neues Publikum finden, dann haben sie demnächst gar keines mehr”, schrieb 2006 das Wirtschaftsmagazin brandeins. Neue Besuchergruppen müssen erschlossen werden, gemeint sind vor allem Kinder und Jugendliche. Wer diese für sich begeistern will, der sollte sich da aufhalten, wo sie sind: auf Social Media Plattformen. Doch “ungepflegte” Fanpages, die auf Wikipedia-Einträge verweisen oder Updates, die an Medienmitteilungen erinnern, dürften für die Mehrheit der (jugendlichen) User weniger interessant sein. Facebook, Twitter und Co. sind Plattformen, über die ein konkreter Mehrwert angeboten werden muss. Das Engagement der Fans und Follower – das kann man gutheissen oder nicht – muss verdient werden.

Opernhaus Zürich macht’s vor

Auf Platz 1 eines Klout-Rankings, das Kuble für die Schweizer Kulturszene erstellt hat, liegt das Opernhaus Zürich. Nicht ohne Grund: Das Redesign der Website passt zum neuen Image des Hauses – modern, jung und für Jedermann offen. Zudem ist die Oper nun multimedial und social: Auf FacebookTwitterYoutube und Storify werden Interviews, Wettbewerbe, News, Fotos, Feedbacks und Vieles mehr publiziert. Eine Schlüsselrolle nimmt der Tumblr-Blog ein, der Produktionen (derzeit: Der fliegende Holländer) und Personen porträtiert und Hintergrundinfos mit Bildern und Videos liefert. Diese Inhalte wecken das Interesse eines breiten Publikums, machen Hochkultur zugänglich und verleihen dem Traditionshaus nicht nur Ansehen, sondern auch Persönlichkeit. Auch der Kundenservice stimmt: Wer eine Frage hat, bekommt sie beantwortet, wohlwollende aber auch kritische Stimmen werden kommentiert.

Technologie bringt Vorteile für Institutionen und Besucher

Das Opernhaus Zürich zeigt die Richtung auf, in die sich auch Institutionen in anderen Kultursparten bewegen sollten. QR-Codes, die mit Smartphones gelesen werden, können Zusatzinformationen bieten, die auf einer Museumstafel vielleicht keinen Platz mehr haben. Und der traditionelle Audioguide kommt einfach schicker (und kostengünstiger) als Podcast für das eigene iPhone daher.

Wer auf mobile Anwendungen setzt, liegt goldrichtig, wie die Erhebungen von NET-Metrix  zeigen: 2012 sind in der Schweiz 3 Millionen User mobil im Netz unterwegs, 780’000 Schweizerinnen und Schweizer nutzen Tablets und eReader. Mobile Apps, die über Ausstellungen und Events informieren, bieten zum Beispiel das Landesmuseum Zürich oder die Kathedrale in Lausanne an. Der Vorteil von mobilen Anwendungen ist, dass sie nicht nur im Museum, sondern auch ausserhalb genutzt werden können. Denkbar ist auch der interne Gebrauch.

Der Schritt zu mehr Kundenorientierung und Dialog scheint angesichts der Omnipräsenz von Social Media notwendig. Er birgt viele Potentiale, aber auch Kosten- und Zeitaufwand: WLAN-Netzwerke und Geräte müssen zur Verfügung gestellt werden, die Marketingabteilungen Social Media und Community Manager beschäftigen oder eigene Mitarbeiter schulen.

Doch auch das beste Social Media Marketing garantiert noch keine verkaufte Eintrittskarte. Richtig eingesetzt, können Social Media jedoch die Informationsquelle für ein heterogenes Publikum sein und den Dialog mit dem Kunden ermöglichen. Tolle Beiträge verbreiten sich über Share This schnell und erreichen so auch latente Zielgruppen. Rezipienten werden zu Produzenten wenn es um Empfehlungen von Theateraufführungen oder Ausstellungen geht, die auf dem eigenen Social Media Profil gepostet und verlinkt werden. Auch Crowdsourcing und Crowdfunding sind Möglichkeiten, die von Kulturschaffenden bislang wenig genutzt werden.


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