«Publisher sollten Neuem gegenüber aufgeschlossen sein»

Wie bleibt man bei den ständigen Weiterentwicklungen im Publishing am Ball? Darüber hat der Publisher, das Schweizer Fachmagazin für Publishing und Druck, mit Isil Günalp gesprochen. Als Produktmanagerin der Digicomp Academy hat sie ein zeitgemässes Weiterbildungskonzept entworfen und mit The Publishing Group ein zwangloses Branchentreffen auf die Beine gestellt.

Autor Laurent Gachnang
Datum 04.05.2020
Lesezeit 7 Minuten

Dieses Interview ist zuerst im Publisher erschienen, dem Schweizer Fachmagazin für Publishing und Druck.

Was sind die grossen Themen im Publishing?

Das Publishing-Business ist ein Kampf um Aufmerksamkeit. Ob am Kiosk, auf Google oder Facebook, überall nehmen die Reichweiten ab. Deshalb ist jetzt eine der wichtigsten Aufgaben, die Markenbindung zu stärken. Verlage, Agenturen und Unternehmen müssen in visuelle Kommunikationsformen investieren, die die Unverwechselbarkeit und das Vertrauen in die Marke stärken. Und natürlich geht es im Publishing weiter um die grossen Digitalisierungsthemen. Viele repetitive Aufgaben werden künftig mithilfe von künstlicher Intelligenz automatisiert, Workflows werden effizienter und die Tätigkeiten im Publishing-Bereich anspruchsvoller.

Hast du dazu ein Beispiel?

Eine schöne Herausforderung ist das Multi-Media-Publishing, wo wir künftig wahrscheinlich noch einen stärkeren Push in den Web- und Mobil-Sektor und einen grösseren Stellenwert von UI und UX Design erwarten können. Auch der Trend zum Bewegtbild bleibt stark.
Gibt es Trends, die dich überrascht haben? Persönlich freue ich mich über die anhaltend grosse Nachfrage nach vielfältigen Formaten, wie Videos, Animationen, Illustrationen oder Podcasts, und dass trotz steigender technischer Anforderungen neue Medienprodukte entwickelt werden, bei denen die persönliche Kreativität zum Tragen kommt.

Wenn du dieses Jahr nur drei Design-Programme empfehlen dürftest, welche wären dies?

Sketch, Adobe Animate und Adobe XD. Apple, Google und Facebook nutzen Sketch bereits, und ich würde auch jedem, der Web und Mobile Apps designed, raten, sich gute Kenntnisse in Sketch anzueignen, weil es momentan keine Anwendung gibt, die so intuitiv zu bedienen ist. Wer die User Experience im Blick hat, sollte dazu XD lernen, und wer in Adobe Animate ein Profi wird, kann interaktiven Rich Content von HTML-Bannern bis animierten Figuren realisieren.

Isil Günalp

Über Isil Günalp

Isil Günalp arbeitet bei der Digicomp Academy als Produktmanagerin und ist Gründerin der Meetup-Gruppe «The ­Publishing Group». Nach ihrer gestalterischen ­Berufsmaturität hat sie Betriebswirtschaft an der ZHAW studiert und freut sich, dass sie Kreativität und Wirtschaft heute in ihrem Beruf ­verbinden kann.

Isil Günalp arbeitet bei der Digicomp Academy als Produktmanagerin und ist Gründerin der Meetup-Gruppe «The ­Publishing Group». Nach ihrer gestalterischen ­Berufsmaturität hat sie Betriebswirtschaft an der ZHAW studiert und freut sich, dass sie Kreativität und Wirtschaft heute in ihrem Beruf ­verbinden kann.

Spielt Print denn überhaupt keine Rolle mehr?

Natürlich dürfen wir das Print-Publishing nicht unterschätzen. Print wird auch noch in den nächsten fünf Jahren wichtig bleiben. Aber die Branche digitalisiert sich weiter und es wird mehr technisches Spezialwissen gefragt sein.

Wie schafft man es als professioneller Publisher, all diesen Neuentwicklungen auf hohem Niveau gerecht zu werden?

Durch die sich ständig verändernden Berufsbilder und Anforderungen im Publishing empfiehlt es sich, neugierig zu bleiben und sich regelmässig fortzubilden. Eine Grundausbildung vermittelt zwar wichtige Basiskenntnisse, kann aber mit den technischen Innovationen nicht Schritt halten. Um ein vielfältiges Produktportfolio und eine hohe Qualität in der Medienproduktion anbieten zu können, ist es unerlässlich, sich aktuelles Fachwissen immer wieder selbständig anzu-eignen oder durch Kooperationen mit erfahrenen IT-Dienstleistern zu ergänzen.

Wie wissen Publisher, was gerade angesagt ist?

Sicher lohnt es sich, der Fachpresse und einschlägigen Blogs und Vlogs zu folgen, aber auch Events und der Austausch mit Kollegen und Experten bieten wertvolle Inspirationen. Die soziale Komponente wird oft unterschätzt. Dabei wissen wir aus der Forschung, dass man am besten durch Beziehungen und soziale Interaktion lernt. Deshalb habe ich mit «The Publishing Group» ein Meetup gegründet, wo sich professionelle Publisher, Quereinsteiger und Interessierte bei Impuls-vorträgen zu brandheissen Themen updaten können. Sie sind übrigens alle herzlich eingeladen beizutreten!

Mit guter Kenntnis der branchenüblichen Software kann heute jeder mit dem Publi-zieren starten. Wer nicht weiter kommt, schaut sich ein Video-Tutorial auf Youtube an. Braucht es da überhaupt noch fachlich anerkannte Aus- und Weiterbildungen?

Halbwissen kann viel Zeit, Geld und Nerven kosten. Um konkurrenzfähig zu sein, sollte man über ein aktuelles und fundiertes Basiswissen verfügen, das man sicher und professionell anwenden kann. Zudem geniesst man mit einer fachlich anerkannten Aus- oder Weiterbildung ein höheres Ansehen bei Kunden und Arbeitgebern. Das Networking mit Branchenkollegen und der direkte Austausch mit erfahrenen Trainern sind weitere Vorteile von Aus- und Weiterbildungen.

Was sind die wichtigsten Fähigkeiten, die ein Publisher braucht, um auch in Zukunft erfolgreich auf dem Jobmarkt zu sein?

Publisher sollten Neuem gegenüber aufgeschlossen sein, da sich die Berufsbilder, die Tools aber auch die Prozesse und Medien-produkte ständig verändern. Wir befinden uns mit der Digitalisierung in einem dynamischen Veränderungsprozess, der viel Potenzial hat, und allen grosse Chancen bietet, die Lust darauf haben, sich immer wieder weiterzuentwickeln.

Sie haben ein pyramidales Weiterbildungskonzept für Publisher entworfen, das in der Breite grundlegende Kompetenzen vermittelt, aber an der Spitze hochspezialisiert ist. Warum?

Grundlegende Kompetenzen sind für jeden professionellen Publisher unerlässlich. Darauf aufbauend können sich Publisher nach ihrem Bedarf in verschiedene Richtungen spezialisieren und so hochprofessionelles und praktisches Wissen erwerben, um sich am Markt individuell zu positionieren und vom digitalen Wandel in der Branche zu profitieren. Spezialisierungskurse bei der Digicomp Academy sind Hands-on-Trainings, bei denen die Teilnehmer an eigenen Cases arbeiten und praktische Kompetenzen erwerben, die sie nach dem Kurs unmittelbar anwenden können.

Gibt es einen Spezialisierungskurs, auf den Sie besonders stolz sind und den Sie unbedingt empfehlen möchten?

Unser 6-tägiger Workshop «Ihr Video für die Unternehmenskommunikation» ist eine einzigartige Synergie aus Kreation und Technik. Hier arbeiten alle Teilnehmer an einem konkreten Projekt, bei dem nicht nur viel Fachwissen erlernt wird, sondern auch reale Filme entstehen, die anschliessend im Unternehmen eingesetzt werden können.

Vielfältiges Weiterbildungsangebot im Publishing

Während sich Kreativität und Kundenbedürfnisse kaum verändern, nehmen die technischen Anforderungen massiv zu. Lernen Sie in den Publishing-Kursen der Digicomp Academy, wie Sie mithilfe von Kreativ-Software überzeugende Medien gestalten und erwerben Sie branchenweit anerkannte Zertifikate, die Türen öffnen.

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Über den Autor

Laurent Gachnang

Verleger bei Publisher, dem Schweizer Fachmagazin für Publishing und Druck. www.publisher.ch