Scrum-Weiterbildung – und jetzt?

Was passiert, nachdem Mitarbeitende eine Scrum-Weiterbildung besucht haben? Sehen sie in der Methode Vorteile für ihren Arbeitsalltag? Eine Umfrage dazu.

Autor Sheila Karvounaki
Datum 07.02.2019
Lesezeit 7 Minuten

Was passiert, nachdem Mitarbeitende eine Scrum-Weiterbildung besucht haben? Sehen sie in der Methode einen Vorteil für ihren Arbeitsalltag? Und wie erleben sie mit dem neuen Wissen als Grundlage die Umsetzung in ihren Unternehmen? Diese und weitere Fragen haben wir unseren Kursbesucherinnen und Kursbesuchern von 2018 gestellt. Und die Rückmeldungen zeigen ein durchaus spannendes Bild.

Scrum als Methode ist mittlerweile in so vieler Munde, dass es schon nicht mehr zu den Big News gehört. Was insbesondere Startups schon länger vorleben, übernehmen mittlerweile auch immer mehr Unternehmen: Agile Methoden sollen zu Organisationsformen führen, in denen sich Teams selbst organisieren und so zur dynamischen Organisation beitragen.

Von grosser Wichtigkeit dabei ist, den Mitarbeitenden die entsprechende Befähigung mit auf den Weg zu geben – und zwar durch alle Hierarchie-Ebenen hindurch. Im Idealfall kennt nicht nur jeder und jede einzelne Mitarbeitende die zu Grunde liegende Theorie hinter Scrum – vielmehr sollte ein Mehrwert in der Methode gesehen werden. Für die erfolgreiche Umsetzung sollten alle Mitarbeitenden am «Scrum-Strang» ziehen und die damit verbundene Kultur willkommen heissen und leben – oder im Minimum nicht boykottieren.

Eben dieses theoretische Gerüst, als auch die darunterliegende Kultur, werden in verschiedenen Weiterbildungen aufgezeigt und eingeübt. Digicomp bietet dazu zusammen mit Scrum.org unter anderem die weltweit anerkannten Zertifizierungen zum Scrum Master und Scrum Product Owner an.

Die Ergebnisse der Scrum-Umfrage

An der Umfrage haben bis dato insgesamt 65 Personen teilgenommen. Nach ihrem Beruf gefragt zeigt sich, dass viele von ihnen aus dem IT-und Projekt-/Produkt Management-Bereich kommen. Nach ihrer Motivation zur Teilnahme an einer Scrum-Weiterbildung gefragt, haben 79% angegeben, aus persönlichem Interesse heraus zu handeln oder/und die Weiterbildung als Vorgabe des Unternehmens besucht zu haben.

scrum-beweggruendeDie Mehrheit der Teilnehmenden selbst hält Scrum für eine spannende, gute und der Zeit entsprechende Methode. Jedoch weisen einige der Umfrageteilnehmenden darauf hin, dass sich die Methode ihrer Meinung nach nicht für alle Projekte eignet und der Aufwand zur Schaffung der notwendigen Rahmenbedingungen relativ hoch sein kann. Insgesamt empfanden sie die Methode jedoch inspirierend und positiv.

Nach den Vorteilen der Methode gefragt, ist ebenfalls ein gemeinsamer Tenor auszumachen:

Scrum bietet schnelle Resultate und rasche Rückmeldungen, ermöglicht damit eine höhere Flexibilität und Reaktion in Projekten.

Zudem schafft die Methode schafft Transparenz und erhöht und verbessert die Zusammenarbeit der Mitarbeitenden.

Nach den Herausforderungen befragt, werden die Schwierigkeit zur Schaffung der notwendigen Ressourcen und des entsprechenden Mindsets, die Implementierung insgesamt und die Erreichung der Akzeptanz auf allen Stufen genannt. Auch die Anzahl der Meetings wird als potentielle Herausforderung gesehen: «Zu Beginn geht gefühlt sehr viel Zeit für Meetings (Scrum Events) drauf (Planning, Refinements, Review, Retrospektive). In Wahrheit hat man allerdings vorher wahrscheinlich genau gleich viel Zeit investiert (einfach in einzelnen Meetings bzw. aufgrund von Leerläufen etc.)», meldet z.B. eine Person zurück.

Von den Personen, die geantwortet haben, ist der Grossteil in einem Unternehmen tätig, das Scrum bereits anwendet.

scrum-im-unternehmen

Nach der Haltung des Unernehmens zu Scrum befragt, lassen sich die Antworten in drei Kategorien aufteilen:

  • Das Unternehmen steht der Methode positiv bis sehr positiv gegenüber und setzt die Methode bereits in grossen Teilen bis überall um;
  • Das Unternehmen steht der Methode grundsätzlich positiv gegenüber, setzt Scrum jedoch (erst) in einzelnen Abteilungen um;
  • Die Haltung des Unternehmens ist abwartend bis zögerlich oder die Methode  wird stiefmütterlich behandelt.

Betrachtet man gleichzeitig die Antworten nach dem Konsequenzgrad, nach dem Scrum ungesetzt wird, gibt es zwei Lager:

  • Scrum wird konsequent umgesetzt;
  • Scrum wird teilweise konsequent umgesetzt und wo «notwendig» angepasst.

Einige wenige Umfrageteilnehmenden wiesen bei der Beantwortung der Frage darauf hin, dass die Methode nicht durchgängig, sondern in einzelnen Teams umgesetzt wird. Die Antworten lassen ebenfalls den Schluss zu, dass der Umsetzungsgrad oft von der Überzeugung des Teams gegenüber der Methode abhängt.

Die Umsetzung von Scrum im Unternehmen haben einige Teilnehmende als heftig und als «nicht die leichteste Übung» erlebt. In diesem Zusammenhang werden oft Widerstände von Seiten des Managements aber auch von Seiten einzelner Mitarbeitenden genannt. In vielen der Unternehmen, wurden zu Beginn Scrum-Schulungen für die Belegschaft durchgeführt, was insgesamt zu einer positiveren Umsetzung geführt hat. Und in einigen Antworten liest sich das bereits vorhandene Scrum-Mindset heraus: «Sehr effektiv. 1. Scrum-Einführung für alle Mitarbeitenden 2. 1-Tages-Workshops mit Experte pro Produkt 3. Loslegen, Scheitern, Lernen und Besser machen!».

Die Vorteile von Scrum für das eigene Unternehmen sehen die Weiterbildungsteilnehmenden darin, dass Projekte schneller und näher am Kunden durchgeführt werden können. Auch in der Transparenz und der erhöhten Kommunikation aufgrund der interdisziplinären Teams erkennen die Befragten einen klaren Vorteil.

Auf die grössten Herausforderungen von Scrum für das eigenen Unternehmen sind sich die Befragten wiederum einig: Der meist notwendige Kulturwandel ist nicht immer leicht zu bewerkstelligen und stellt für die Unternehmen zu Beginn oft einen Stolperstein dar. Auch bei der Organisation von Scrum, insbesondere neben dem bestehenden Daily Business, wird eine Herausforderung erkannt.

Beim Blick in die Kristallkugel in punkto Scrum in 5 Jahren, gehen die Umfrageteilnehmenden zu einem grossen Teil davon aus, dass die Methode weiterhin angewendet wird und sich aufgrund der erhöhten Erfahrung eingependelt hat. Viele sehen ebenfalls voraus, dass es zu einer Konsolidierung der verschiedenen Methoden kommt.

Betreffen Weiterbildung sind sich dann zum Schluss alle einig: Es lohnt sich! Die gewonnen Informationen erleichtern das Verständnis der Methode und schärfen den Blick auf den möglichen Mehrwert. Dadurch können sowohl die Motivation als auch die Akzeptanz gegenüber Scrum erhöht werden.


Über den Autor

Sheila Karvounaki

Sheila Karvounaki Marti hat Journalismus und Organisationskommunikation studiert und hat sich über die Jahre auf Online-Kommunikation spezialisiert. Sie ist Community Managerin bei Digicomp und berät als Freelancerin verschiedene KMU bei ihren Online-Aktivitäten. Sie war Leiterin Kommunikation & Community Management an der SOMEXCLOUD GmbH und 10 Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, im Bereich der Projektleitung und -organisation sowie in der Forschung tätig.