Digitalisierung von Lernangeboten – Wie kommen neue Schulungsinhalte schnell zum Teilnehmer?

Die Digitalisierung von Lerninhalten bietet enorme Möglichkeiten für die Gestaltung, Aufbereitung und Zugänglichkeit von Wissen. Digital-Expertin Nicole Taylor verrät uns ihre besten Tools, aber auch die Stolperfallen, die Sie vermeiden sollten.

Autor Nicole Taylor
Datum 07.02.2019
Lesezeit 9 Minuten

Als Learning Designerin habe ich bereits vor über 5 Jahren auf die Digitalisierung von Lerninhalten gesetzt. Im Fokus steht dabei die effiziente, effektive und nachhaltige Bereitstellung von Wissen und Informationen für Mitarbeitende in Unternehmen. Ich werde oft gefragt, warum Unternehmen Inhalte digitalisieren sollen, denn Lernen vor Ort hat Jahrzehnte lang gut funktioniert. Welche Voraussetzungen haben sich geändert, dass Inhalte digitalisiert werden sollten? Und was hat das Ganze mit «schnell» zu tun?

Ist Digitalisierung in der Bildung Segen oder Fluch?

Viele Firmen stehen vor der Herausforderung, Lerninhalte «schnell» bereitzustellen. Schlagwörter wie Agilität und Digitalisierung prägen die künftige Zusammenarbeit mit Menschen und beschreiben Methoden, die versuchen, viele unserer Tätigkeiten zu vereinfachen. Die Digitalisierung ist unaufhaltsam. Sie verändert uns als Menschen, als Gesellschaft sowie auch die Art und Weise, wie wir Bildung verstehen.

Technologien bestimmen unseren Alltag: Sei es Zuhause, im Büro oder unterwegs – sie sind zu unserem ständigen Begleiter geworden. Ist «schnell» die richtige Beschreibung oder geht es eher um Geschwindigkeit und Speed? Erfahren Sie, was damit gemeint ist.

Was verstehen wir unter Digitalisierung?

Für den Begriff «Digitalisierung» existiert keine eindeutige Definition. Abhängig vom Kontext kann der Begriff mehrere Bedeutungen haben. Im ursprünglichen Sinne bedeutet Digitalisierung das Umwandeln von analogen Werten in digitale Formate.

Warum digitalisieren Unternehmen ihre interne Bildung?

Dafür gibt es aus meiner Sicht verschiedene Gründe. Der meistgenannte Grund, warum Unternehmen ihre Bildung digitalisieren wollen, ist die daraus erhoffte Kosteneffizienz. Der feste Glauben daran, dass digitale Lernangebote den schnellen Wissensaufbau unterstützen und dabei kosteneffizient sind, ist aus meiner Sicht jedoch eine einseitige Betrachtungsweise. Der lernerzentrierte Ansatz geht dabei oft verloren.

digitalisierung lerninhalte

Als Learning Designer müssen wir mehr Speed entwickeln, um Wissen und Inhalte in die Köpfe unserer Zielgruppen zu bringen!

Der Beitrag der Digitalisierung für Lernangebote ist somit, dass mit weniger Aufwand eine höhere Geschwindigkeit in die Verbreitung von Wissen erreicht werden kann!

Was kann alles schief gehen?

Ich digitalisiere bereits seit mehreren Jahren meine Lernangebote. Wie ich im Intro erwähnte, können jedoch einige Dinge schief laufen, wenn Angebote digitalisiert werden:

digitalisierung lerninhalte
Meine Tipps, welche Sie bei der Digitalisierung Ihrer Lernangebote beachten sollten:

  • Überzeugen Sie ihre Stakeholder, dass Digitalisierung um jeden Preis keinen Sinn macht;
  • Nutzen Sie Möglichkeiten und Techniken, Inhalte einfach und unkompliziert wiederzugeben;
  • (Be-)Fragen Sie so oft Sie können Ihre Zielgruppe, denn Feedback bringt Sie weiter;
  • Nutzen Sie verschiedene Formate (analog und digital), um die Attraktivität Ihrer Inhalte zu fördern – unterschätzen Sie jedoch niemals die Medienkompetenz Ihrer Stakeholder – begleiten Sie sie;
  • Vergessen Sie bei der Digitalisierung die Trainer nicht, denn richtig eingesetzt, werden Trainer zu Lernbegleitern und werden in ihrer Rolle als Partner unersetzbar;
  • Vor allem: Zerkleinern Sie Ihre Inhalte in kleine Häppchen (sog. Learning Nuggets).

Grenzen der Digitalisierung in der Bildung

Obschon die Digitalisierung viele Vorteile mit sich bringt, gibt es Grenzen, die beachtet werden müssen. Einige Herausforderungen, die Sie auf Ihrem Weg antreffen werden:

  • Die Digitalisierung von Lerninhalten fördert das selbstverantwortliche Lernen. Dieser Ansatz ist für viele Mitarbeitende neu – sie müssen begleitet werden, um aus der Konsumhaltung herauszufinden und das Steuer für Ihre Weiterentwicklung selber in die Hand zu nehmen.
  • Online-Learning braucht ein hohes Mass an Konsequenz beim Lernenden. Dies bedeutet, dass Lernzeiten vom Lernenden selber geplant werden müssen. Der Aufbau dieser neuen Kompetenz ist nicht zu unterschätzen.
  • Trainer sehen die Digitalisierung von Inhalten oftmals als Feind. Der Grundsatz, dass alles digitalisierbar ist, ruft Ängste und Unsicherheiten hervor. Dabei sind es genau die Trainer, die bei der Digitalisierung von Lernangeboten eine wichtige Rolle spielen.
  • Mit den Auftraggebenden muss eine Balance gefunden werden, wie die Investition (Zeit, Geld) und die erwartete Wirkung (Nutzen, Transferierbarkeit, Nachhaltigkeit) in Einklang gebracht werden können.

Tools in der Anwendung

Word, Excel oder das gute, alte Powerpoint haben unseren Alltag Jahrzehnte lang geprägt und sind heute kaum wegzudenken. Ist diese Ära vorbei? Aus meiner Sicht nein – die Office-Palette ist heute immer noch Bestandteil meines Alltags. Trotz meiner Begeisterung für Word oder Powerpoint, die oftmals die Basis meiner Learning Designs bilden, nutze ich aus der digitalen Welt andere Tools oder Apps, die meine Tätigkeiten erleichtern und Kreativität fördern. Einige meiner Lieblingshersteller habe ich Ihnen hier zusammengefasst:

  • Adobe
    Die Creative Cloud von Adobe umfasst viele sog. Apps, welche einzeln oder in der Suite bezogen werden können. Die Creative Cloud bietet vollumfängliche, professionelle Lösungen für die Produktion, Bereitstellung sowie das Publishing von digitalen Inhalten.
    Lizenzkosten pro App beginnen ab 11.85 CHF/Monat. Die Lizenzen müssen monatlich oder jährlich erneuert werden. Für die gesamte Creative Cloud müssen jährlich fast CHF 1000.- bezahlen.
  • Articulate
    Articulate Storyline ist eine Software für die Erstellung von Online-Lernprogrammen. Mit Articulate Storyline erstellen Sie raffinierte E-Learning-Erlebnisse von absolut neuer Qualität.
    Pro User muss eine Lizenz bezogen werden, welche einmalig rund CHF 1391.- kostet. Aber Achtung: Articulate Storyline ist nur für PC-User verfügbar.
  • Sparkol
    VideoScribe öffnet Ihnen die Tür zu einem visuellen und interaktiven Lernportfolio, das Ihren Mitarbeitenden eine Möglichkeit bietet, mittels Videos zu lernen.
    Ein diversifiziertes Lizenzmodell bietet viele Möglichkeiten und kann monatlich, jährlich, einzeln oder für Teams bezogen werden. Ein einmaliger Kostenbeitrag um die EUR 480.- für eine Einzellizenz ist erschwinglich.

Digitalisierung muss nicht teuer sein: Best Practice-Beispiele

Wie bereits erwähnt, nutze ich für meine Tätigkeiten nicht nur Office-Produkte, welche mir von meinem Unternehmen kostenlos zur Verfügung gestellt werden, sondern auch noch die kostenpflichtigen Produkte meiner Lieblingshersteller. Ich bin davon überzeugt, dass die Digitalisierung von Lernangebote nicht teuer sein muss. Es gibt daher keinen Grund, mit der Digitalisierung von Lerninhalten zu warten. Einige dieser Tools verwende ich für unterschiedliche mehrere meiner Tätigkeiten und oftmals sind es webbasierte Apps oder für Smartphones und/oder Pads resp. Tablets zur Verfügung stehende Programme.

Hier einige Anwendungsbeispiele:

  • Beim Zusammentragen von Workshop-Informationen nutze ich die kostenlose App «Office Lense». Office Lense beschneidet und verbessert Bilder von Whiteboards und Dokumenten und macht sie lesbar.
  • Snag-It ist eine Desktop-Anwendung, um Bildschirm-Inhalte zu beschneiden und/oder Bildschirmaufnahmen (sog. Screen-Casts) durchzuführen.
  • Um Trainings oder Workshops aufzulockern, empfehle ich die kostenlose App «Kahoot». Einfache Quizes können erstellt und in das Training eingebunden werden. Die App eignet sich vor allem dazu, sich gegenseitig herauszufordern.
  • Mac-User haben einen Vorteil, denn mit Hilfe der App «iMovie» können aufgenommen Video-Dateien einfach geschnitten werden. Eine Alternative für PC User ist Moavi.
  • Um Präsentationen in den Trainings attraktiver oder auf eine andere Art zu gestalten, können Präsentationen mit Prezi umgesetzt werden.

Legen Sie einfach los und probieren Sie es aus. Mit kleinen Schritten beginnen Sie bald Ihre Inhalte zu digitalisieren – es braucht manchmal nicht viel, um die Attraktivität Ihres Lernportfolios zu steigern.

Trainings bei Digicomp

Die Digitalisierung in der Bildung schreitet voran. Lernen Sie mediendidaktische Aspekte näher kennen und in Ihrem Unternehmen zu etablieren. Begeben Sie sich auf die digitale Reise …

Digitalisierung von Lernangeboten («DIGILE»)

In diesem Kurs lernen Sie einfache Digitalisierungsmöglichkeiten kennen, welche Sie in Ihrem Alltag anwenden und einsetzen können. Sie erhalten Grundlagen und Werkzeuge, um eigene Unterrichtsinhalte mediendidaktisch und einfach zu erstellen.

Nächster Termin: 9. September 2020

Weitere Informationen und Anmeldung 

In diesem Kurs lernen Sie einfache Digitalisierungsmöglichkeiten kennen, welche Sie in Ihrem Alltag anwenden und einsetzen können. Sie erhalten Grundlagen und Werkzeuge, um eigene Unterrichtsinhalte mediendidaktisch und einfach zu erstellen.

Nächster Termin: 9. September 2020

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Über den Autor

Nicole Taylor

Nicole Taylor ist seit über 15 Jahren in der Erwachsenenbildung tätig. Sie fokussiert sich auf den optimalen Einsatz digitaler Medien in ihren Lerndesigns. In ihrem ersten Blog zeigt sie uns erste einfache Möglichkeiten, wie Inhalte digitalisiert werden können. Wir lernen dabei, dass Digitalisierung nicht teuer sein muss, und dass es Einschränkungen und Grenzen gibt. Sie gibt uns einen ersten Einblick in einfach anzuwendende Tools, um eigene Unterrichtsinhalte mediendidaktisch und einfach zu gestalten.