Effizient Arbeiten mit Musik – Mozart geht (n)immer

Autor Beni Stöckling
Datum 27.09.2018
Lesezeit 8 Minuten

Individuelles Musikhören am Arbeitsplatz ist heute selbstverständlich, und auch dass Musik die Arbeitsleistung negativ beeinflussen könnte, wird kaum mehr befürchtet. In diesem Beitrag gehe ich der Frage nach, ob das schon immer so war, ob sich gewisse Musik zum Arbeiten objektiv besser eignet und welche Musik tatsächlich bei den Digicomp Mitarbeitenden unter den Kopfhörern spielt. Zur Inspiration gibt’s am Ende noch ein paar thematische Spotify-Playlisten zum Arbeiten.

Individualität am Arbeitsplatz wurde früher, ich spreche hier vom letzten Jahrhundert, noch nicht so gross geschrieben; New Workplace bedeutete musikalisch, dass neben DRS 1 bis 3 nun auch einer der damals neu aufkommenden privaten Radiosender gewählt werden konnte.

Doch was heisst hier wählen?

An den Arbeitsplätzen herrschte die Diktatur der Mehrheit, Widerstand zwecklos! «Könnten wir nicht mal…äh.. einen Radiosender ohne Werbung…»? Gar ohne Moderation? Mit mehr als 200 Songs im Repertoire? Indie, Alternative, HipHop? Nein, nein, nein und nochmals nein! Mindestens wurde der Arbeitsalltag alle gefühlte 5 Minuten von einem Zmorgen-, Znüni-, Zmittag- oder weiss ich was für einem Quiz in immer gleiche, leicht verdauliche Häppchen geschnipselt.

Sich mit Kopfhörern auszuklinken, egal ob gross oder klein, galt am Arbeitsplatz lange als asozial. Soviel Individualität wurde dann erst den «Computer-Nerds», Geeks, IT-Freaks gestattet, da mit denen ja eh «keine normale Konversation» möglich war. Mittlerweile haben die Programmierer und Entwickler aus der Freak-Ecke herausgefunden und sind als erfolgreiche Gründer von Gesichtsbuch- oder Streaming-Audio-Firmen im Zentrum der Gesellschaft angekommen. Mit ihnen hat sich auch das Image der Kopfhörer radikal gewandelt und diese sind unterdessen beinahe Status-Symbol, modisches Accessoire, High-Tech-Gadget und in dieser Funktion von Micro- bis XXL-Ausführung erhältlich, und aus dem Strassen- und Büroalltag nicht mehr wegzudenken.

Musik zum Arbeiten? Ja, aber …

Ein weiterer Paradigmenwechsel hat zudem in der Bewertung des konzentrierten Arbeitens/Lernens mit Musik stattgefunden. Konzentration und Musik wurde quasi als Widerspruch in sich betrachtet. Vor drei bis vier Jahrzehnten (heisst, als auch ich noch an Hausaufgaben gesessen bin) war Musik zum Lernen kein Thema, nicht mal ein Gedanke wert. Vor rund 10 Jahren räumte ich, wenn auch zähneknirschend, meinem Nachwuchs mindestens das gleiche Recht ein, das auch ich mir zum Arbeiten nahm.

«Ja, Musik zum Lernen ist erlaubt! ABER: Nein, Skrillex ist zum Lernen nicht erlaubt!»

Das heisst, ich erlaubte mir zu bestimmen, was für andere objektiv «geeignete» Lernmusik ist. Ruhig soll es sein, aber sicher kein nervöses Elektro-/Hip-Hop-/Techno-Gepolter! Denn ich habe doch gelesen, dass …

… die Forschung herausgefunden hat, dass klassische Musik den sogenannten Mozart-Effekt (Wikipedia) bewirken kann. Gesetzte Klavier-Melodien in fröhlichem D-Dur, mit vielen auf- und absteigenden Arpeggios. Leuchtet ein, macht Sinn! Ich wollte eh schon lange etwas für meinen E-Kultur-Level machen.

… und dann sind da noch die nicht zu unterschätzenden Alpha-Wellen! Die A-Wellen-Theorie (Wikipedia) besagt, dass der Mensch bei einer Hirnwellen-Frequenz zwischen 9 und 13 Hertz am konzentriertesten, also aufnahmefähigsten ist. Und es gibt Alpha-Wellen-Musik. Wer zum Beispiel vor dem Fernseher einschläft und nach 5:30 aufwacht, hat grosse Chancen dass er sanft von «Space Night»-Klängen des Bayrischen Rundfunks (Wikipedia) geweckt wird. Dieses Musik-Genre ist auch unter dem Namen Chill-Out sehr beliebt. Aber länger als eine Stunde damit arbeiten?

Also, Wissenschaft, Forschung und gesunden Menschenverstand habe ich schon mal auf meiner Seite. Aber habe ich auch recht?

Wie sieht denn das bei Digicomp aus? Welche Musik läuft unter all den Kopfhörern und Earphones meiner Kolleginnen und Kollegen? Bewege ich mich, ohne es zu wissen, in einem Umfeld von Leuten, die von Beethoven ebenso viel verstehen wie von Agilität, digitaler Transformation & Big Data? Oder driften sie tiefenentspannt mit 10 Hirnwellen pro Sekunde durch die Tiefen des Universums der Kundenbedürfnisse? Oder läuft bei Der-mit-dem-Kopf-wackelt vom Support nicht etwa doch Stevie Wonder?

Ich wollte es wissen und habe die Umfrage «Effizient Arbeiten mit Musik» gestartet.

«Mozart, zero points, nul points …»

Soviel vorne weg: Bei Digicomp ist alles ganz «normalverteilt»! Digicomp ist weder Hipster-Bude noch konzentrierte Interessenlosigkeit, sondern bunte Schafe und Normalhörer in guter Mischung. Wie langweilig oder anstrengend wäre das denn, wenn sich alle als Musik-Nerds bezeichnen würden.

Hier die Resultate:

Arbeitet ihr mit Musik?

Eine Überraschung? Eigentlich nicht, ausser dass jeder Fünfte immer (!) Musik hört.

Von «es hilft mir beim Konzentrieren» bis «ohne Musik geht’s besser…» ist hier alles dabei.

Wenn ich Musik höre, dann höre ich…

Einem Grossteil scheint es wichtig zu sein, was man hört und erstellt eigene Playlisten, die klassischen Radiohörer sind jedoch knapp auf den Fersen.

Ich höre mit …

Das hätte ich so deutlich nicht erwartet! Erstens scheint sich (bei Digicomp) Spotify gegen die grossen IT-Firmen Google, Apple und Konsorten doch langsam entscheidend durchzusetzen. Und Platz 2 für Youtube Music, der Musikdienst von Google, der in der Schweiz offiziell noch gar nicht verfügbar ist?

Ich bin ein Musik- …

Das freut mich! Leidenschaft und Interesse sind wichtige Motoren, egal in welchem Gebiet. Bei Digicomp scheint das bei einer ausgeprägten Mehrheit der Fall zu sein.

Das sind die bevorzugten Musikstile der Digicomp Mitarbeiter

Pop, weil «populär». Macht Sinn, aber sonst nichts Neues im Westen. Mehrfachnennungen waren möglich. Weitere Stile mit Einzelnennung war Indie/ Folk, Singer Songwriter, Easy Listening, esotherische Musik, Mood,Punk, 90’s Trash, Chillout, Country, Funk, Jazz, Synthie-Wave.

Witzig ist, dass sich für «Geht gar nicht» beinahe dieselbe Rangliste ergibt, ausser dass sich zusätzlich noch Elektro unter die Top 3 mischt.

Fazit

Eine Erkenntnis dieser Umfrage ist sicher, dass es DIE universelle Musik nicht gibt! Unsere Hörgewohnheiten sind zu individuell, als dass man sich bei der Arbeit auf diesen gemeinsamen, «wissenschaftlichen» Nenner einigen könnte. Die Tatsache, dass rund drei Viertel privat und zum Arbeiten die gleiche Musik hören, lässt darauf schliessen, dass «Gewohnheit» das wichtigste Kriterium darstellt.

Und was ist nun mit Mozart? Obwohl Mozart in den Antworten nirgends namentlich erwähnt wird, hat er mit dem italienischen Komponist und Pianist Ludovico Einaudi einen Stellvertreter erhalten, der den Mozart-Effekt in beinahe prototypischer Reinheit bedient (Spotify Künstlerlink Ludovico Einaudi).

Playlists für verschiedene Gelegenheiten

Wie versprochen noch ein paar Playlisten:

» Die «klassische» Mozart-Effekt-Liste

» Die «alternative» Konzentrations-Playlist

» Die Digicomp-Mitarbeiter-Playlist; individuell, unzensuriert, zum Entdecken

» Die Apéro-Liste; wenn’s mal was zum Anstossen gibt

» Zum Runterfahren vor oder nach einem Meeting

» Kreative Flaute? Vielleicht hilft diese Liste auf die Sprünge

» Grad etwas antriebslos? Walk this way!


Über den Autor

Beni Stöckling

Beni Stöckling ist seit 2017 Mitglied des Digicomp Online Marketing-Teams und in dieser Funktion unter anderem verantwortlich für den «Drive the Change»-Blog und die AdWords-Aktivitäten. «Eine Meinung zu haben ist gut, eine Ahnung zu haben besser. Lernen und Weiterbilden heisst neugierig sein auf die Zukunft. Und jeden Tag ist morgen Zukunft.»