Wie können wir uns in einer VUCA-Welt zurechtfinden?

VUCA steht für eine Welt im Wandel. Jedoch ist es einfach, eine Lösung zu finden, indem Teamarbeit, Innovation, Diversität und vor allem Flexibilität und ein offenes Auge für Neuerungen zum Tragen kommen. Ein Beitrag darüber, worauf Mitarbeitende in einer VUCA-Welt achten können.

Autor Roger Basler
Datum 02.08.2018
Lesezeit 15 Minuten

Kennen Sie den Begriff VUCA? VUCA steht für «volatility» (Volatilität), «uncertainty» (Unsicherheit), «complexity» (Komplexität, Vielfalt) und «ambiguity» (Mehrdeutigkeit, Vieldeutigkeit).

Die heute vorherrschende neue VUCA-Welt ist eine Welt, in der Sicherheit nicht mehr gegeben ist und man sich ständig neu erfinden muss, um relevant zu bleiben. Flexibilität und knallharte Problemlösung müssen ständig angewandt werden. Es kann keine starre Jobbeschreibung mehr geben und Teams und Firmen müssen sich jeden einzelnen Tag weiterentwickeln. Die Frage, die dabei entsteht ist, welche Rolle Führungskräfte ergreifen können und wie Teams dazu motiviert werden können, nach wie vor Leistung zu erbringen. Dies bedeutet, dass in unserer heutigen digitalen Umgebung immer mehr Chaos vorherrscht und immer weniger planbar und vorhersehbar ist.

Wie kann und soll also dieses Chaos in Angriff genommen werden und wie können digitale Lösungen entwickelt werden, die zukunftssicher sind?

Die VUCA-Welt ist eine Welt voller Unsicherheit. Gerade in der heutigen Welt des Internet – mit immer mehr Automatisierung und künstlicher Intelligenz – entstehen immer neue Probleme. Lösungen, die noch vor wenigen Jahren wirksam waren, gelten heute nicht mehr. Es müssen ständig neue Ansätze gefunden werden, um relevant zu bleiben und der Unsicherheit entgegenzuwirken.

Volatilität zeigt sich darin, wie schnell Märkte und Situationen sich verändern können. Wenn Änderungen passieren, tun sie dies nun innerhalb von wenigen Jahren – oft sogar innerhalb weniger Monate – statt Jahre oder Jahrzehnte zu brauchen. Mit der Ankunft des interaktiven Internet (Web 3.0) und AI verändert sich die online Welt immer rasanter. Das Internet selbst und unsere Vernetzung weltweit wächst exponentiell. Jedes Jahr verdoppelt sich die Computerleistung. Das Internet der Dinge vernetzt jeden Gegenstand und jeden Aspekt der menschlichen Existenz. Wir leben schon lange nicht mehr in einer Welt, die mit menschlichem Verstand und menschlicher Intelligenz zu verstehen und unter Kontrolle zu halten ist. Wir leben in einer digitalen, von Maschinen gesteuerten und chaotischen Welt.

Dies klingt sehr dystopisch, muss jedoch nicht bedeuten, dass in dieser Welt keine Erfolge zu erzielen sind. Es muss nur umgedacht werden. Die VUCA-Welt braucht neue Ansätze, neue Ideen und vor allem Flexibilität.

Digitale Transformation – wie kam es dazu?

Die digitale Transformation begann mit Beginn des Internet in den späten 80er-Jahren und den 90ern. Damals entwickelte sich aus wissenschaftlicher Notwendigkeit ein Netzwerk, das der Kommunikation und der Verbreitung von Wissen dienen sollte. Seither hat sich die Welt komplett verändert.

Das Internet und unsere digitalen Medien dienen schon lange nicht mehr nur zur Verbreitung von Nachrichten und Wissen. Vielmehr ist das Internet zu einer intelligenten Vernetzung geworden, die eigenständig gewisse Prozesse leiten, bahnen und sogar planen kann. Künstliche Intelligenz (AI) hat es uns ermöglicht, eine vollkommene Globalisierung zu realisieren, in der jede Ecke und jedes Detail unserer Welt online widergespiegelt ist.

Diese digitale Transformation ist noch nicht abgeschlossen. Der Veränderungsprozess, der vor allem in der Geschäftswelt und Wissenschaft besondere Auswirkungen zeigt, betrifft alle Branchen und Nischen. Dieser Prozess ist vergleichbar mit einem Stein, der ins Wasser fällt: Aus jeder Welle ergeben sich mehr und breiter gestreute Wellen, bis der gesamte Teich in Bewegung ist. Jede technische Innovation führt zur nächsten. Eine Sättigung ist nicht absehbar und es ist umstritten, ob diese Transformation jemals ein Ende findet – oder gar finden kann.

Es gilt, jeden Prozess, der digitalisiert werden kann, zu digitalisieren. Jeder Prozess, der automatisiert werden kann, wird automatisiert werden. Jeder Ablauf, der von künstlicher Intelligenz übernommen werden kann, wird davon übernommen werden. Wo das Ende liegt, ist unklar.

Da diese digitale Welt also ein Abbild unserer eigenen, «echten» Welt ist, ist es nur klar und natürlich, dass auch die digitale Welt zu einer VUCA-Welt wird bzw. bereits geworden ist. Digitale Probleme sind sogar oft noch schnelllebiger und komplexer als ihre Entsprechungen in der echten Welt, da online oft viel mehr Faktoren eine Rolle spielen und ein globaler Hintergrund beachtet werden muss.

Chaos in einer digitalen Welt schaffen

Wie der sprichwörtliche Flügelschlag eines Schmetterlings, kann eine Aktion online ganze Lawinen von Folgen mit sich bringen. Es ist beispielsweise nach wie vor unklar, welche Dynamik sich hinter einem viralen Social Media Post verbirgt und wie bestimmte Inhalte sich organisch so weit ausbreiten, während andere Inhalte, die scheinbar denselben Parametern entsprechen, vollkommen in der Nachrichtenflut versinken. Zwar wird diese Dynamik von immer mehr Wissenschaftlern und Soziologen untersucht, jedoch kann nach wie vor nicht klar gedeutet werden, wie das soziale Netzwerk des Internet auf bestimmte Inhalte reagiert.

Wie der amerikanische Geschäftsmann Eric Schmidt einst sagte:

Das Internet ist das grösste Experiment in Anarchie, das wir je hatten.

Genau diese Anarchie, diese vollkommene Demokratie, die Philosophie, dass jeder Mensch genau dieselben Möglichkeiten haben kann – zumindest theoretisch –, die eigene Stimme kund zu tun, schürt natürlich Chaos. Man stelle sich einen Raum vor, in dem 100 Leute stehen und vor sich hin sprechen – ohne Moderation oder Halt. Das Internet und das soziale Netzwerk sind eben dies – nur mit 7 Milliarden Menschen.

Diesem Chaos kann mit digitalen Lösungen begegnet werden, ebenso wie mit menschlichen. Man ist nicht vom Internet überwältigt, da man selektiv nur das konsumiert, was man konsumieren will. User schaffen sich eine eigene Online-Welt, in der die eigene Weltanschauung widergespiegelt wird. Dies bringt eigene Probleme mit sich, aber das Chaos einer vollkommen offenen Bühne, auf der jeder nur das eigene Theaterstück spielt, bleibt damit im Zaum.

Wie kann also diesem Chaos in der Geschäftswelt begegnet werden? Die Antwort lautet Netzwerke. Wenn sich Netzwerke und vertrauensvolle Communities bilden, kann Kommunikation vereinfacht und auf den Punkt gebracht werden.

Volatilität und Chaos mit digitalen Lösungen bekämpfen

Wenn Chaos ausbricht und das Umfeld volatil wird, haben wir alteingesessene Lösungen parat, die wir seit langem im Geschäftsleben verfolgen: Neustrukturierung, Neuplanung, Abänderung des Geschäftsmodells oder die Entwicklung eines neuen Konzepts. Wenn diese Volatilität aber in einem Medium ausbricht, über das man keine Kontrolle hat, wird die Sache etwas problematischer: Wie kann also eine digitale Lösung für digitale Probleme gefunden werden? Die Antwort lautet: durch Neugier und Innovation.

Im heutigen Businessumfeld sollte niemals eine Lösung oder ein Prozess langfristig unverändert angewandt werden, da die restliche Welt nicht langfristig unverändert bleibt. Alles in der digitalen Welt – von Geschäftsmodellen bis hin zu Produktionsketten – verändert sich fortlaufend. Daher müssen auch die Lösungen zu diesen Herausforderungen beständig wachsen.

Prozesse sollten mindestens einmal jährlich, besser noch einmal pro Quartal, auf den Prüfstand gestellt werden, um herauszufinden, ob sie noch immer dem gewünschten Stand entsprechen.

Probleme müssen vorhergesehen werden.

Software kann hierbei immens nützlich sein. Wer gute, stabile und vor allem flexible Softwarelösungen entwickelt, die vor allem immer wieder veränderbar sind, hat auf jeden Fall einen Vorteil. Der wichtigste Punkt hierbei ist, dass es einfach sein muss, neue Anwendungen einzubauen oder neue Wege zu erschliessen. Auf keinen Fall sollte die Entwicklung stagnieren.

Diversität in Teams ist ebenso wichtig. Wenn ein Team aus Mitarbeitern mit vielen verschiedenen beruflichen Hintergründen besteht, können Lösungen besser erarbeitet werden, da nicht immer derselbe Weg eingeschlagen wird.

Eine Organisation kann nur mit einem strukturierten und gut ausgebauten Netzwerk funktionieren. Wenn also die digitale VUCA-Welt chaotisch oder unübersehbar wird, muss das Geflecht und der innere Aufbau der Firma dem Stand halten können. Auch hier können online Lösungen geschaffen werden, indem beispielsweise die Verwaltung oder die Personalabteilung online abgewickelt werden können und so eine klare Definition von Rollen und Aufgaben gegeben ist, die jedem Mitarbeiter zugänglich gemacht werden können.

Digitale Lösungen können also dem digitalen Chaos gut entgegenwirken, wenn die Menschen gewillt sind, immer wieder neu daran zu arbeiten.

Digitale Ergebnisse in menschlich komplexen Prozessen

Künstliche Intelligenz spielt hierbei eine immer grössere Rolle. AI wickelt heute bereits einen Grossteil der allgemeinen Prozesse in grossen Betrieben ab. Selbst Filme könnten heute ohne AI nicht mehr gemacht werden – die meisten modernen Blockbuster lassen deren CGI (computer generated imagery) von künstlicher Intelligenz umsetzen. Man sieht also, es gibt kaum einen Aspekt des heutigen Lebens, der nicht von künstlicher Intelligenz und den damit einhergehenden komplexen und komplizierten Prozessen gesteuert oder zumindest berührt wird.

Es ist für Laien als auch für Spezialisten immer schwerer, mit diesen unglaublichen und schnellen Entwicklungen mitzuhalten. Wie kann eine Unternehmensstruktur aufgebaut werden, wenn in fünf Jahren viele Aufgabenbereiche bereits automatisiert werden könnten? Und wie soll jemand vorhersehen können, welche Prozesse dies in Zukunft betreffen wird? Wie kann eine Firma zukunftsorientiert handeln, wenn niemand weiss, was die Zukunft bringen wird?

Welche Ergebnisse müssen erzielt werden, wenn ein Prozess digitalisiert wird? Und wie kann dabei der menschliche Teil erhalten bleiben, ohne Profit zu verlieren? Auf welches Pferd sollte man in diesem Rennen setzen, wo alle Pferde statt langsamer zu werden, bald mit Lichtgeschwindigkeit galoppieren werden?

Bei der ersten Mondlandung musste per Hand ausgerechnet werden, wo die Erde sich befinden wird, wenn die Astronauten den Mond verlassen. Der Computer in dem Shuttle, das genutzt wurde, hatte weniger Rechenleistung als ein heutiges Smartphone. Der menschliche Prozess stand im Mittelpunkt, Daten wurden von Menschen eingetragen, von Menschen errechnet und von Menschen analysiert. Dann wurden Daten von Menschen eingetragen, von Computern errechnet, um anschliessend wieder von Menschen analysiert zu werden. Derzeit befinden wir uns in einer Phase, in der Daten immer noch von Menschen eingetragen werden, die Errechnung und Auswertung dieser Daten jedoch bereits automatisiert ist. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz kommt es nun soweit, dass gar kein Input mehr nötig ist. Maschinen erkennen automatisch, welche Datensätze gebraucht werden und wo die benötigten Informationen zu holen sind.

Im Mittelpunkt dieser Entwicklung steht nach wie vor das Internet und dessen fortschreitende Intelligenz (Web 4.0).

Von Aussen betrachtet, herrscht in diesem Ablauf komplettes Chaos. Wir können in voll automatisierten Prozessen kaum noch einsehen, wie genau Ergebnisse errechnet werden. Automatisierung hat es uns zwar möglich gemacht, komplexere Probleme in Angriff zu nehmen, jedoch auf Kosten des menschlichen Prozesses und der menschlichen Einflussnahme.

Dies muss aber nicht unbedingt negativ gewertet werden: Automatisierte Prozesse sind gute und stabile Lösungen. Wo jedoch die menschliche Hand immer noch gebraucht wird und enorm wichtig ist, ist in der Innovation und in der kreativen Problemfindung. Problemfindung deshalb, da nun nach Problemen proaktiv gesucht werden muss, bevor diese überhaupt erst entstehen, um potenzielle Lösungen bereits in der Hinterhand zu haben. Dies ist die neue Aufgabe in der digitalen VUCA-Welt: proaktive Neugier und die Suche nach potenziellen Bugs im System. So kann dem Chaos und der Unsicherheit ein Gewinn abgerungen werden.

Ambiguität mit digitaler Kommunikation verhindern

Bei all den Prozessen, die parallel laufen und die so viele verschiedene Aufgaben automatisch erfüllen, entstehen immer wieder Missverständnisse. Egal, ob diese aus künstlichen Problemen entstehen (eine Software tut nicht das, was sie soll und liefert daher verfälschte Ergebnisse) oder aus menschlichen Fehlern (eine Kommunikation war zweideutig und wurde falsch ausgelegt). Das Problem ist, dass in der VUCA-Welt nichts mehr eindeutig und klar definiert ist. Alternative Fakten sind ein politisches Spielwort, das jedoch echte und grundierte Implikationen in der Geschäftswelt haben kann.

Diese Ambiguität kann am Besten durch Kommunikation verhindert und bekämpft werden. Auch hier können digitale Lösungen helfen. Software muss in klar definierten Parametern walten. Zwischenmenschliche Kommunikation muss häufig in verschiedenen Bahnen stattfinden. Oft ist es besser, per Video-Chat zu kommunizieren, um so Körpersprache und Verhalten mitbeurteilen zu können. Netzwerke, soziale Medien und Protokolle können verfälschte Kommunikation liefern, da in den meisten Fällen Intentionen missverstanden werden können. Um dies zu vermeiden, sollte in Firmen darauf geachtet werden, menschliche und direkte Beziehungen nicht aus den Augen zu verlieren, selbst wenn diese online stattfinden muss. Dabei werden Schnittstellen zwischen Kulturen, Lebenseinstellungen und sogar politischen Einstellungen immer mehr zu Reibungen führen. Aus diesen Reibungen heraus können und werden jedoch immer neue Innovationen und Lösungsansätze entstehen. Dies bedeutet, dass die Suche nach Problemen weitaus wirksamer sein wird, wenn ein Team aus Menschen mit verschiedenen Hintergründen besteht.

Die VUCA-Welt wirkt wesentlich weniger chaotisch und komplex, wenn sie aus verschiedenen Gesichtspunkten durchleuchtet und analysiert werden kann.

VUCA steht für eine Welt im Wandel. Die digitale Transformation verändert die Welt noch schneller und rasanter. Jedoch ist es einfach, eine Lösung zu finden, indem Teamarbeit, Innovation, Diversität und vor allem Flexibilität und ein offenes Auge für Neuerungen zum Tragen kommen.

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Über den Autor

Roger Basler

Roger Basler ist Betriebsökonom FH und «Unternehmens-Architekt». In dieser Funktion leitet, begleitet und investiert er in Startups, die in den Bereichen High-Tech, E-Commerce und Social Entrepreneurship unterwegs sind. Seine Fachspezialisierungen sind E-Commerce, Social-Commerce, digitales Marketing, ROI on Social Media, klassisches Marketing und Startups.