Mehr Stimme – mehr Wirkung

Erfahren Sie, wie die Stimme Ihre Botschaft beeinflusst, und wie Sie Ihrer Stimme mehr mit ein paar Tipps mehr Wirkung verleihen können.

Autor Ana Djordjevic
Datum 13.02.2018
Lesezeit 5 Minuten

Der sichere Umgang mit der eigenen Stimme, dem Sprechen und Auftreten ist für die Wirksamkeit der Botschaft bei jeder mündlichen Kommunikation, sei dies bei öffentlichen Auftritten, in der Lehre, bei einem Vortrag oder im Gespräch von zentraler Bedeutung. Lesen Sie, worauf Sie achten können.

«C’est le ton qui fait la musique»

Jeder Redner gibt über seine Tonlage, seine Redegeschwindigkeit und seinen Ausdruck etwas von seiner Persönlichkeit preis. Erst wenn das Gesagte mit der Stimme und dem nichtsprachlichen Verhalten übereinstimmt, erst wenn die persönliche Ausstrahlung überzeugt, finden Sie Anklang bei Ihrem Gegenüber.

Überlegen Sie sich deshalb gut, welche Tonalität dem Anlass und dem Publikum, vor dem Sie sprechen und auftreten, angepasst ist. Wählen Sie keine gekünstelte, inszenierte Tonlage. Das wirkt unecht und macht Sie unglaubwürdig.

Welche Parameter sind von Bedeutung?

  • Stimmklang (gesund? ungesund?)
  • Tonhöhe (angemessen? zu hoch? zu tief?)
  • Artikulation (klar? verwaschen?)
  • Atmung (ökonomisch? Schnappatmung?)
  • Lautstärke (dem Raum angepasst? zu laut? zu leise?)
  • Tempo (angemessen? zu schnell? zu langsam?)
  • Rhythmus (organisch? abgehackt?)
  • Betonung (natürlich? unecht?)

Für das professionelle Sprechen ist es unerlässlich, dass Sie Ihre individuell angemessene Stimmlage kennen und nutzen. In dieser Stimmlage schwingen die Stimmlippen locker und ausgewogen. Gefühlsmässig sprechen Sie dann mehr aus «Ihrer Körpermitte» und weniger «aus der Brust oder dem Hals». Das ermöglicht Ihnen, mühelos über längere Zeit zu sprechen. Auf Zuhörer wirkt Ihre Stimme dann angenehmer und überzeugender. Wie beeinflusst die Stimme den Erfolg eines Gesprächs?

Sprechen ist immer dialogisch! Mit der Art, wie Sie jemanden ansprechen, geben Sie nicht nur etwas von sich preis, sondern bringen auch zum Ausdruck, was Sie von ihm halten. Entsprechend fühlt sich Ihr gegenüber entweder akzeptiert und vollwertig oder herabgesetzt und nicht ernst genommen. Seien Sie sich deshalb im Klaren, zu wem Sie etwas sagen und mit welchem Ziel. Dadurch verändert sich sofort Ihr Ton. Wählen Sie eine natürliche Modulation und behandeln Sie Ihr Gegenüber immer, wie Sie selbst behandelt werden möchten.

Warm-up für einen guten Ton

  1. Bevor Sie sich Ihrem Gegenüber wirklich zuwenden, atmen Sie ruhig und gleichmässig. Atmen und vertiefen Sie Ihre Atmung, aber verkrampfen Sie sich nicht dabei. Ein guter Atemhaushalt fördert den Redefluss!
  2. Machen Sie Ihre Lippen weich, indem Sie mehrmals die Mundwinkel nach vorne schieben, um sie danach wieder loszulassen. Blasen Sie durch die Lippen, um sie zu entspannen. Sie werden sehen, wie die Lippen locker auf Ihre Gedanken reagieren.
  3. Nehmen Sie eine gute Körperhaltung ein und summen Sie vor sich hin, bis Sie Ihren natürlichen Eigenton gefunden haben. Stehen Sie sich dabei nicht im Wege. Öffnen Sie Ihre Lippen und seufzen Sie herzhaft. Variieren Sie die Tonhöhe durch Rauf- und Runtergehen der Stimme. Wichtig ist, dass die Töne nicht springen, sondern sich langsam steigern, locker und unangestrengt. So lernen Sie Ihren Stimmumfang kennen und nutzen.
  4. Lockern Sie Ihre Mittelzunge, indem Sie sie vor- und rückwärts rollen, während der Ton durch den Mund hinausseufzt. Die Zunge ist das wichtigste Sprechorgan! Sprechen Sie folgenden Testsatz: «Guten Morgen, es ist 7 Uhr, Sie wollten geweckt werden.» Überlegen Sie sich, was Sie mit dem Gesagten bewirken wollen. Wählen Sie den passenden Ton, ohne sich dabei zu verstellen! Wiederholen Sie die Übung, ohne dabei mechanisch zu werden. Versuchen Sie es auch mal mit einem eigenen Testsatz!

Es kann losgehen. Wenden Sie sich Ihrem Gegenüber wirklich zu und bringen Sie ihm echtes Interesse entgegen. Achten Sie nicht nur auf den Inhalt, sondern auch auf Zwischentöne. Erlauben Sie sich Pausen und Akzente. So strukturieren Sie das Gesagte und kommen besser bei Ihrem Gesprächspartner an. Sie werden sehen, wie leicht es ist, sinnbetont und mit emotionalem Ausdruck zu sprechen.

Ist Stimme lernbar?

Ja. Durch ein gezieltes, individuell angepasstes Stimm- und Sprechtraining können Sie Ihre Stimme und Wirkung jederzeit optimieren.


Über den Autor

Ana Djordjevic

Dipl. Sängerin, Stimm- und Sprechtrainerin Nach der Matura (Typus B, Latein) in Münchenstein studierte ich an der Musikhochschule Luzern Schulmusik und Gesang und schloss mit dem Lehrdiplom 1997 bei Barbara Locher und mit dem Konzertdiplom 2004 bei Brigitte Schweizer-Lang ab. Die Verbindung von Stimme, Sprache und Musik liegt mir seit jeher sehr am Herzen, weshalb ich mich aktiv für die Förderung und Schulung stimmlicher, sprachlicher und musikalischer Ausdrucksfähigkeit einsetze. Ich leite verschiedene Stimm- und Redetrainingskurse, die das Rhetoriktraining bereichern und ergänzen. Ich bereite Menschen für ihre ganz persönlichen Auftritte vor und unterstütze sie bei ihrer Stimmentwicklung.