Existenz der Indie-Radios bei Annahme der «No Billag»—Initiative bedroht

Ein Ja zur «No Billag»-Initiative am 4.3.2018 bedeutet für viele Schweizer Indie-Radios das Ende – auch für beliebte Musiksendungen wie den «Indie-Block».

Autor Leo Niessner
Datum 09.12.2017
Lesezeit 4 Minuten

Am 4. März 2018 befindet das Schweizer Stimmvolk über die No-Billag-Intiative. Bei einem Ja droht vielen Nicht-kommerziellen Radios das Aus.

Damit wären auch Sendungen wie der «Indie-Block» Geschichte. Sie stellen Musik abseits des Mainstream vor.

DJLeo im Radio auf Sendung.
DJLeo im Radio auf Sendung.

Vordergründig richtet sich der Unmut der «No Billag»-Befürworter gegen die SRG. Und sie soll mit der Initiative in die Schranken gewiesen werden. Oder, um es mit den Worten der «NZZ am Sonntag» vom 26. November auszudrücken: «Da gibt es einmal einen Grundstock an Wutbürgern, die einfach schon deshalb gegen sie wettern, weil sie mit fast 6000 Mitarbeitern so gross ist. Zahlreich sind auch jene Bürger, die mit der einen oder anderen Sendung unzufrieden sind und mit einem Ja der SRG einen Denkzettel verpassen wollen.» Diese Wähler gehören zu den Befürwortern der Initiative.

Nicht nur die SRG ist betroffen

Doch etwas wird dabei vergessen. Die Schweizer Medienlandschaft besteht nicht nur aus der SRG. Die Annahme der No-Billag-Initiative hätte weitreichendere Folgen. Ein Ja würde unzählige weitere Medienunternehmen treffen. Allen voran die nicht-kommerziellen Radios. Zusammen mit allen privaten TV- Radiosendern erhalten sie jährlich 67,5 Millionen Franken aus dem Gebührentopf. Geld, das sie für den Betrieb dringend benötigen. Bei einer Annahme der «No Billag»-Initiative würden sie diesen Betrag vollkommen verlieren. Das hielt das Medienmagazin «LINK» im September fest. Für die meisten dieser Sender würde das das Ende bedeuten.

Das Ende für viele private und nicht-kommerzielle Radios

Besonders hart träfe ein Ja zu «No Billag» die neun nicht-kommerziellen Radios, die in der UNIKOM («Union nicht-kommerzorientierter Lokaradios») zusammengeschlossen sind und die Geld aus dem Gebührentopf erhalten. Im Gegesatz zu den Privatradios dürfen diese Sender keine – oder nur in sehr beschränktem Masse – Werbung machen. Entsprechend knapp bemessen ist ihr Budget. Finanziert wird ihr Betrieb vornehmlich durch Spenden, Mitgliederbeiträge, Soli-Veranstaltungen, Freiwilligenarbeit – und einem Beitrag aus dem Gebührentopf. Fallen die Beiträge aus dem sogenannten Gebührensplitting weg, lässt sich der Sendebetrieb nicht mehr finanzieren.

Kahlschlag: Die Medienlandschaft bei einem Ja zu No Billag am 4. März 2018.

Gravierende Folgen für Kulturschaffende

Das Ende der nicht-kommerziellen Radios hätte für die Kulturszene gravierende Folgen. Sie würde die Plattformen verlieren, die künsterisches Schaffen abseits des Mainstream würdigen und fördern. Aus wäre es somit auch für Radioshows wie den «Indie-Block». Er ist auf diversen nicht-kommerziellen Sendern zu hören und erfreut sich grosser Beliebtheit. In ihm haben viele derjenigen Bands ein Zuhause, die nicht zur Gilde der Top-40-Acts zählen und die keine Musikkonzerne mit grossen Werbe-Etats im Hintergrund haben.

Gerade in einer Zeit, in welcher ebendiese Charts in den Mainstream-Medien ein immer grössere Rolle spielen, wäre der Verlust der Indie-Sender umso schmerzhafter. In Sendungen wie dem «Indie-Block» spielen regelmässig Musikgruppen live im Studio. Damit folgt die Radioshow der Tradition des verstorbenen englischen Kult-Radiomanns John Peel. Zugleich deckt der «Indie-Block» ein musikalisches Spektrum ab, das in den anderen Medien kaum Platz findet. Die Bandbreite reicht von Indie, Gothic, Punk, Metal bis zu Ambient und Neoklassik.

Kahlschlag in der Schweizer Medienlandschaft verhindern

Bisher haben sich die Privat- und Indie-Radios in der «No Billag»-Debatte vornehm im Hintergrund gehalten. Denn vorerst konzentriert sich die Polemik auf die SRG. Doch das dürfte sich in den nächsten Wochen und Monaten ändern.

Informationen darüber, weshalb ein «Nein zu No Billag» am 4. März die einzige Möglichkeit ist, einen Kahlschlag der Schweizer Medienszene zu verhindern:

http://nonobillag.ch/argumente/

https://sendeschluss-nein.ch/

Nein zu No Billag
Nein zu No Billag

Über den Autor

Leo Niessner

Leo Niessner besucht den Social Media Strategie Manager-Lehrgang