Lean Startup – Fokussierung aufs Wesentliche

Beschäftige dich mit den grössten Risiken und nicht mit unsicheren Hypothesen. Diese These vertritt in etwa die Lean-Startup-Methode von Eric Ries. Ein Überblick.

Autor Eric Postler
Datum 21.09.2017
Lesezeit 7 Minuten

Spricht man mit Innovationsmanagern, Unternehmern oder Produktmanagern, heisst es häufig, dass der Grossteil der Innovationen und neuen Produkte am Markt scheitern. Doch warum ist das so? Dieser Frage gehe ich in diesem Beitrag nach.

Hatte man früher eine gute Idee, so hiess es häufig: Schreib mal einen Business-Plan! Dieser hatte in der Regel einen enormen Umfang und ziemlich viel Text. Hatte man diesen Plan anschliessend umgesetzt und ist trotzdem gescheitert, so wurde die Schuld der schlechten Planung zugeschrieben oder dem Umstand, dass man den Plan nicht exakt so umgesetzt hatte, wie ursprünglich angedacht. Doch befindet man sich in einem Umfeld wie Innovation, so hat man es mit sehr vielen Unsicherheiten zu tun. Beschreibt man beispielsweise seine Zielgruppe oder sein Produkt in einem Business-Plan, basiert dies in erster Linie auf unsicheren Hypothesen. Eric Ries, der Begründer der Lean-Startup-Methode, entdeckte die Prinzipien des Lean Managements für den Aufbau seines Startups und kombinierte diese zur Lean Startup Methode.

Bei Lean Management geht es im Kern um die Reduktion von Verschwendung im Produktionsprozess, sei es durch Liegezeiten, Ausschuss oder überflüssige Materialbewegungen.

Ressourcen richtig investieren

Bei einer Innovation oder einem Startup sind Verschwendungen zum Beispiel «Zeit» oder «finanzielle Mittel». Da beides nur beschränkt zur Verfügung steht, ist es wichtig, diese Ressourcen in die richtigen Dinge zu investieren.

Investiert man beispielsweise viele Ressourcen in die falsche Zielgruppe, kann dies zum Scheitern der Idee führen. Genau an diesem Punkt setzt die Lean-Startup-Methode an. Da die Geschäftsidee oder Innovation auf Hypothesen beruht, gilt es, diese prioritär zu überprüfen, bevor man weiter an der möglichen Lösung arbeitet. Üblicherweise beginnt man, indem man seine Idee auf einem CANVAS ModelBusiness Model CANVAS oder Lean CANVAS, skizziert. Der Vorteil eines CANVAS Models gegenüber einem Business-Plan besteht darin, das gesamte Geschäftsmodell auf einer einzigen Seite darzustellen. Nachfolgend sind die beiden CANVAS-Modelle unausgefüllt aufgeführt.

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Grafik: «Lean Canvas»-Modell

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Grafik «Business Canvas»

Für die erste Geschäftsidee sollte man nicht mehr als 15 Minuten zum Ausfüllen aufwenden. Da es sich ohnehin nur um Annahmen handelt und sich das Geschäftsmodell stetig weiterentwickelt, geht es darum, so wenig Aufwand wie möglich in den «theoretischen» Teil zu stecken und sich mehr um die Prüfung seiner Hypothesen zu kümmern.

Da das gesamte Geschäftsmodell auf Hypothesen beruht, ist es wichtig, nicht ziellos Hypothesen zu überprüfen, sondern sich mit denen zu befassen, die das grösste Risiko darstellen. Ziel ist es, das Risiko durch die Validierung zu minimieren. Sind beispielsweise die Kundensegmente sehr unsicher, so empfiehlt es sich, diese prioritär zu validieren.

Build-Measure-Learn-Feedbackschleife

Eines der Herzstücke der Lean-Startup-Methodologie stellt die «Build-Measure-Learn-Feedbackschleife» dar. Bei diesem Vorgehen geht es in erster Linie darum, ein iteratives Vorgehen sicherzustellen und sich lieber in kleinen Schritten zu entwickeln, anstatt die «Wasserfall-Methode» anzuwenden.

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Grafik «Lean Startup Kunden-Feedbackschleife»

Üblicherweise beginnt man mit einem sogenannten Problem-Interview (nach der Methode von Ash Maurya), um festzustellen, ob das Kundensegment tatsächlich einen Mehrwert in der Geschäftsidee sieht.

Ziel ist es, so früh wie möglich herauszufinden, ob eine Geschäftsidee Potenzial hat oder nicht.

Das Motto dabei lautet: «Geh raus und sprich mit deinen Kunden!» – Teste deine Idee!

Dies vor allem, da dein Produkt einen echten Mehrwert für die Kunden bieten muss und man dies am besten herausfindet, indem man auf seine potenziellen Kunden zugeht. Dabei geht es nicht darum, bereits in einer so frühen Phase ein Top-Produkt zu haben. Eine Landingpage, ein Pretotyp oder ein Prototyp genügt, um wertvolles Feedback zu erhalten und Anpassungen vorzunehmen. Durch die vorgängige Entwicklung von einfachen Prototypen spart man nicht nur Geld, sondern auch Zeit. Dropbox bestand beispielsweise zu Beginn nur aus einem Video, das die Funktionalität simulierte, ohne dass eine einzige Zeile Code geschrieben war. Ziel ist es, mit solchen Prototypen von potenziellen Kunden zu lernen und seine Hypothesen zu prüfen.

Dieser Kreislauf ist nie abgeschlossen, sondern sollte stetig durchlaufen werden, um seine Annahmen zu hinterfragen und den Kunden immer im Fokus zu behalten. Dadurch bewahrt man sich zudem vor der verfrühten Skalierung. Viel zu oft denkt man zu früh an die Herausforderungen der Skalierung, noch bevor die vielen unsicheren Annahmen validiert worden sind. Hierfür helfen die drei Phasen von Ash Maurya.

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Problem/Solution Fit

Beim Problem/Solution Fit geht es in erster Linie um das Kundenverständnis. Darin versucht man die Probleme, die man dem Kunden zuspricht, zu validieren und herauszufinden, wie eine allfällige Lösung aussehen könnte. Man versucht in dieser Phase gezielt, einen Schritt vor der Lösung zu sein, um sich nicht blind von seiner Lösungsvorstellung leiten zu lassen, sondern auf die Kunden einzugehen. Hat man ein «Matching» zwischen den Problemen der Kunden und der potenziellen Lösung erzielt, kann man sich gezielter und effektiver um das Produkt kümmern.

Product/Market Fit

Beim Product/Market Fit geht es nun um die Entwicklung eines Produkts bis zur Marktreife. Bei der der Lean-Startup-Methodologie beginnt man üblicherweise mit einem «Minimum Viable Product» (MVP). Dies zeichnet sich dadurch aus, dass es nur mit wenigen Funktionen ausgestattet ist und lediglich die wichtigsten Probleme der Kunden löst. Ziel des MVP ist es, nicht schon zu Beginn ein ideales Produkt zu entwickeln, ohne dies vorher mit dem Kunden validiert zu haben. Hat man das MVP soweit entwickelt, dass es vom Zielmarkt angenommen wird, kann man sich um die dritte Phase, die Skalierung, kümmern.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Lean Startup auf den gezielten Einsatz knapper Ressourcen aus ist. Viel zu oft hat man Zeit, Arbeit und Geld in die falschen Produkte investiert, ohne diese mit den Kunden validiert zu haben. Durch die Lean-Startup-Methode schafft man es, innovative Ideen schneller, effizienter und effektiver in erfolgreiche Produkte umzuwandeln.

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Lernen Sie die Lean-Startup-Methode einzusetzen, um Projekte, Innovationsvorhaben oder Startup-Ideen schneller, effektiver und effizienter anzugehen und umzusetzen.

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Über den Autor

Eric Postler

Als Lead Avantgardist befasst sich Eric Postler bei der KPT Versicherung damit neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Als Lean Evangelist setzt er dabei voll auf Lean & Agile Methoden um die Vorhaben effizient und effektiv abwickeln zu können. Er ist Co-Organisator von Lean Startup Zürich & Lean Startup Bern, einer Meetup Gruppe für den Austausch zu Lean & Agilen Methoden im Unternehmertum und hat einen Master in Betriebswirtschaft mit dem Schwerpunkt Corporate/Business Development.