Warum Sie Ihr Bett machen sollten, wenn Sie etwas verändern wollen

Sue Ruf gibt uns drei Praxistipps, wie Sie grosse Veränderungen angehen und mit den dazugehörenden Unsicherheiten umgehen können.

Autor Suzanne Ruf
Datum 20.09.2017
Lesezeit 7 Minuten

Kürzlich habe ich in den sozialen Medien ein Video eines US-Navy-Seal-Kommandanten gesehen, der zur Abschlussklasse einer Universität sprach. Seine Botschaft war: «Ihr wollt die Welt verändern? Startet damit, morgens Euer Bett zu machen!» Was hat denn «das Bett machen» damit zu tun, sich oder die die Welt zu verändern?

Lange bevor ich mich mit meiner Firma selbstständig gemacht habe, war ich in einer nicht sehr zufriedenstellenden Jobsituation. Ich konnte mich mit dem neuen Führungsstil, der in der Abteilung herrschte, gar nicht anfreunden. Jeden Tag investierte ich sehr viel Energie, um mit Gleichgesinnten über diesen Missstand ausgiebig zu jammern. Das tat mir gut. Ich fühlte mich verstanden und in meiner Meinung bestätigt. Es fand sich immer ein Vorkommnis, das beurteilt, verurteilt und bejammert werden konnte.

Rückblickend gesehen, hätte ich in dieser Phase besser etwas bewegt, anstatt in diesem Jammertal zu verharren. Doch damals dachte ich, es wäre die Aufgabe meines Chefs, die Situation zu verändern, oder die der übergeordneten Führung. Trotzig wartete ich in dieser Situation auf bessere Zeiten und suhlte mich im Selbstmitleid. Dabei habe ich die Verantwortung für eine Veränderung an mein Umfeld delegiert. Doch, wie sollte mein Umfeld wissen, welches die richtige Veränderung für mich ist? Irgendwann, nach langen Monaten des Jammerns und Wartens, hatte ich die Erkenntnis, dass nur ich selber etwas an meiner Situation verändern konnte und ich begann mir Gedanken zu machen, wie ich in Zukunft arbeiten wollte. Das war dann auch mein erster Schritt in mein heutiges Berufsleben.

Immer wieder begegne ich in meinen Coachings Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind. Entweder stecken sie im Jammertal fest oder sind gefangen in der Angst, dass sich etwas verändern könnte und somit wortwörtlich starr vor Angst und auf bessere Zeiten wartend. Ja, was hat es denn damit auf sich, wenn wir eine Veränderung angehen?


Wir müssen eine vertraute Situation verlassen und uns aufs dünne Eis des Neuen wagen.


Wie gerne hätte unser Verstand, dass wir eine Garantie dafür bekommen, dass das Eis hält und uns sicher und behütet in die neue, bessere Situation bringt. Doch für die neue Situation haben wir vielleicht noch zu wenig Erfahrung, wir sind nicht geübt darin oder wir wissen noch gar nicht so genau, wie sich das Neue anfühlen wird. Das kann schon mal Angst machen und führt zu einem Verharren in der alten Situation. Ja, diese ist unbequem, tröstet uns aber mit der Vertrautheit des Gehabten. Alles ist kalkulierbar und bekannt, auch wenn es weh tut.

Oft erlebe ich bei meinen Klienten, dass sie sich eine grosse Veränderung wünschen und diese dann auch am Liebsten von jetzt auf sofort umsetzen möchten. Doch diese grosse Veränderung steuert dann ebenso rasch die Angst vor dem Unbekannten an.


Es ist gar nicht nötig, alles sofort zu verändern. Viel wichtiger ist es, dass wir in einer solchen Situation wieder in eine Steuerposition kommen, aus der heraus wir die Schritte der Veränderung lenken können.


Eine grosse Veränderung besteht aus unzähligen kleinen Schritten. Die kleinen Schritte helfen uns, uns mit dem Zukünftigen vertraut zu machen und uns daran zu gewöhnen, wie es sein wird. Wenn ich mir meiner Gestaltungskraft bewusst bin und am Steuer meines Lebensdampfers sitze, dann kann ich diese Schritte gezielt lenken. Mir kleine Happen vornehmen, um zu üben und Sicherheit zu gewinnen. Dabei kann ich aus kleinen Fehlern lernen, brauche keine Angst vor dem Versagen zu haben und ich kann mit vielen kleinen Erfolgserlebnissen auf meine neue Zukunft zusteuern.

Und so komme ich wieder zum Marines-Kommandanten. Er sagt, am Morgen das Bett zu machen, führt dazu, aktiv zu werden und sich zu bewegen. Jeden Morgen hat man so schon eine Aufgabe erledigt, was einem das gute Gefühl des «Aktiv-Seins» gibt. Und egal, was einen an dem Tag für grosse und kleine Herausforderungen erwarten, zumindest eine Aufgabe wurde bereits erfolgreich erledigt.

Wenn Sie sich also verändern möchten, dann beachten Sie die folgenden drei Tipps:


Tipp 1

Werden Sie aktiv

Aktivität, egal ob Sport, Wohnung aufräumen oder einen Bastelkurs besuchen, bringt die verstockte Energie der alten Situation in Bewegung.

Tipp 2

Werden Sie sich Ihrer Gestaltungskraft bewusst

Bei jeder Aktivität werden Sie merken, dass Sie in irgendeiner Form gestalten und in der Steuerposition sind. Sie haben entschieden, Sport zu machen, aufzuräumen oder zu basteln. Und Sie sehen die Ergebnisse davon.

Tipp 3

Machen Sie kleine Baby-Schritte

Grosse Veränderungen lassen sich in viele kleine Schritte aufteilen. Durch das Aufteilen in kleine Schritte, sind Sie in der Veränderung sicherer und können auch viel schneller korrigieren, falls Sie merken, dass Ihnen der Weg nicht gefällt.


Führungsseminare bei Digicomp

In unseren Kursen werden Sie fit für die vielfältigen Führungsaufgaben in der Digitalisierung. Sie finden bei Digicomp Seminare für Einsteiger, in denen Sie die Grundlagen der Mitarbeiterführung erlernen und auch Seminare für spezielle Situationen – wie z.B. zum Thema Change Management oder Führung im agilen Projektumfeld.

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Über den Autor

Suzanne Ruf

Suzanne Ruf begleitet seit vielen Jahren und mit grossem Erfolg Menschen und Organisationen in Veränderungen. Sie ist Motivationscoach, Organisationsentwicklerin und erfahrene Trainerin. Mit ihrer breaksru gmbh unterstützt sie KMU in deren kontinuierlicher und nachhaltiger Weiterentwicklung. Dabei verliert sie nie aus den Augen, welche Auswirkungen die geplanten Veränderungen für die betroffenen Menschen haben. Die Verknüpfung der menschlichen Ebene mit den organisatorischen Fakten sind ihr Erfolgsrezept.