«Agile» richtig und nachhaltig im Unternehmen einführen

In diesem Beitrag erfahren Sie, was bei der nachhaltigen Einführung von agilen Methoden in einem Unternehmen unbedingt zu beachten ist.

Autor Ralph Jocham
Datum 20.06.2017
Lesezeit 4 Minuten

Im Herzen aller agilen Vorgehensweisen befindet sich die Praxis von Inspektion und Adaption. Diese Prinzipien, die für Softwareentwicklung funktionieren, können ebenfalls für eine firmenweite Einführung von agilen Praktiken angewendet werden.

Leider zeigt die Realität, dass die Gefahr, in die Falle einer plangesteuerten Transformation zu fallen, sehr gross ist. In diesem plangesteuerten Vorgehen ist die Einführung von Agilität ein Ziel an sich, das jedoch das wichtigere Ziel verfehlt, nämlich die Geschäftsergebnisse zu verbessern.

Dazu kommt, dass bei einem plangesteuerten Vorgehen die Transformation von Teams und Firmenkultur ignoriert werden, da Selbstorganisation und Verantwortung nicht gefördert werden.

Eine empirische, nicht plangesteuerte Einführung erlaubt hingegen eine Verbesserung der Value-Metriken. Die Anwendung spezieller Praktiken ermöglicht den Teams und Organisationen, die betroffenen Bereiche zu identifizieren und sich gezielt darauf zu fokussieren. Sie lernen, eigenverantwortlich zu handeln, um langfristig und fortlaufend die Ergebnisse zu verbessern.

Und was ist das Gegenteil von plangesteuert?

Evidence-Based Management (EBM), ein offenes Konzept, das sogar in Stanford Anwendung findet, ist eine Antwort auf diese Frage. Die Value-Metriken aus EBMgt™ von Scrum.org sind:

  • Current Value
  • Time to Market
  • Innovation Rate

agile richtig einführen

Der Zweck dieser Value-Metriken ist es, einer Organisation zu erlauben, sich auf Bereiche zu fokussieren, in denen eine Verbesserung aktuell am notwendigsten ist.

Ein Beispiel: Sagen wir mal, dass die ‹Time to Market› nicht zufriedenstellend und die durch Messungen erhaltene ‹Cycle Time› zu lange ist.

agil richtig einführen

Welche Praktiken bieten sich an, um die ‹Cycle Time› positiv zu beeinflussen?

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Die hier aufgelisteten Praktiken aus verschiedenen Domänen und Praktikbereichen (Practice Area) haben sich in der Industrie bewährt und sind somit gute Optionen, die ‹Cycle Time› zu optimieren. Ob alle oder nur einzelne Praktiken ausgewählt werden, ist vom Kontext abhängig.

Wichtig ist zu erkennen, dass sich einige dieser Praktiken nicht von heute auf morgen einführen lassen. Oft ist ein temporärer Zwischenschritt notwendig.
Wenn sich bei der nächsten Messung die ‹Cycle Time› positiv verändert hat, dann haben wir den Beweis (Evidence), dass sich die Situation verbessert und somit unsere ‹Time to Market› verkürzt hat.

Wahre Agilität ist ein Pfad, eine Denkweise, die eingeschlagen und jeden Tag gelebt werden muss, damit sie in die Firmenkultur gelangen kann. Wahre Agilität findet also nie ein Ende, sie ist immer gegenwärtig. Nur auf diese Art und Weise kann eine fortlaufende Verbesserung der Geschäftsergebnisse erreicht werden.

Ihr Agility Path

Betrachten wir Ihre Organisation als einen grossen Tanker. Das Meer ist stürmisch – mit hohen Wellen und vielen Gefahren. Sie sehnen sich jedoch nach einem besseren Ort mit ruhigem Wasser und viel Sonnenschein.

Bevor wir uns auf den Weg machen können, müssen wir erst einmal unsere momentane Position bestimmen. Dafür verwenden wir die Metriken aus EBM (Evidence-Based Management). Aufgrund dieser Daten ist es uns möglich, den momentanen Standpunkt genau zu definieren und unsere Richtung zu korrigieren. Dafür bedienen wir uns in der Practice Library, die über 300 Praktiken aus den Bereichen Enterprise, Process, Productivity, Quality und Value beinhaltet. Die als wertvoll betrachteten Praktiken werden implementiert und im folgenden Produktrelease reflektiert. Nun können wir unsere neue, aktuelle Position bestimmen und so feststellen, ob wir uns weiterhin auf dem richtigen Weg befinden.

Einige Praktiken aus den Domänen Process und Productivity steigern zusätzlich die Produktivität der Development Teams. Dies führt zu einer Erhöhung der Geschwindigkeit des Tankers und ein schnelleres Erreichen des Ziels. Gehen Sie die Herausforderung an. Es lohnt sich.


Über den Autor

Ralph Jocham

Ralph Jocham hat über 15 Jahre globale (DE, UK, USA, CH) Entwicklungserfahrung in verschiedenen Technologien und Geschäftsdomänen. Seit er im Jahr 2000 mit XP zum ersten mal in Kontakt kam, betrachtet sich Ralph als Agilist und ist davon überzeugt, dass 'State of the Art'-Entwicklungsmethoden und ein klar ausgeprägter Wertschöpfungsfokus für den ROI unerlässlich sind. Im Jahr 2003 kombinierte Ralph XP mit Scrum und ist seitdem ein agiler Evangelist für dieses sehr effektive Vorgehensmodel. Bevor er effective agile. gründete, arbeitete Ralph für Zühlke in der Schweiz, ThoughtWorks in San Francisco, USA, und für Oracle in England. Seit 2010 ist Ralph Jocham Europas erster Scrum Trainer bei Scrum.org, wo er eng mit Ken Schwaber zusammenarbeitet.