Learning Design: Wie erreicht man ein nachhaltiges Lernerlebnis?

Am Beispiel des ITIL® Expert Lehrgangs möchten wir aufzeigen, wie Digicomp schon seit einigen Jahren erfolgreich sowohl die Phase vor als auch nach dem Präsenzteil in das Seminargeschehen einbindet und wie die Teilnehmenden dieses Learning Design wahrnehmen.

Autor Barbara Fricke
Datum 19.03.2017
Lesezeit 9 Minuten

Leider ist das Learning Design von Präsenzseminaren oftmals so ausgelegt, dass nur die Zeit für den Lernprozess genutzt wird, während die Teilnehmenden vor Ort sind. Das ist bedauerlich, bietet doch die Zeit vor und nach einem Training zahlreiche Möglichkeiten, den Lernerfolg der Teilnehmenden nachhaltig positiv zu beeinflussen. Am Beispiel des ITIL® Expert Lehrgangs möchten wir aufzeigen, wie Digicomp schon seit einigen Jahren erfolgreich sowohl die Phase vor, während und nach dem Präsenzteil in das Seminargeschehen einbindet und wie die Teilnehmenden dieses Learning Design wahrnehmen.

Der ITIL® Expert Lehrgang ist modular aufgebaut, er besteht aus sechs Kursen mit einer Dauer von zwei bis drei Tagen. Jedes Seminar schliesst mit einer offiziellen Prüfung (fallstudienbasierte Multiple-Choice-Prüfung) ab. Der Stundenplan ist so konzipiert, dass die Lehrgangsteilnehmenden über eine Dauer von sechs Monaten jeweils einmal im Monat bei Digicomp vor Ort sind.

Obwohl in der Zeit zwischen den Präsenzphasen der Lernprozess nicht stagniert und die offizielle ITIL®-Literatur zum ständigen Begleiter an den Wochenenden wird, hat sich gezeigt, dass sich diese Weiterbildung gut berufsbegleitend vereinbaren lässt. Solange die Absenzen und die zusätzliche Belastung im Job und in der Familie (sehen Sie dazu auch den Beitrag Begleitung des Bildungsprozesses durch den Vorgesetzten) im Vorfeld der Weiterbildung diskutiert und organisiert wurden.

Das Learning Design des Lehrgangs nutzt aktiv die Phase vor den einzelnen Seminaren, jene während der Präsenzphase und jene nach Abschluss der Weiterbildung. Damit werden unter anderem folgende Ziele verfolgt:

  • Einstimmung der Teilnehmenden auf das Thema
  • Homogenes Basiswissen und dadurch mehr Raum für Praxisinputs & Diskussionen im Seminar
  • Sicherung des Prüfungserfolgs am Ende des Seminars
  • Transfer des Gelernten in die Praxis
  • Aktive Reflexion des eigenen Handelns

Die Phase vor dem Seminar

Vier Wochen vor jedem Kurs erhalten die Teilnehmenden die offizielle Literatur. Hier ist der gesamte Lehrstoff des offiziellen Rahmenlehrplans enthalten. Das Studium der Bücher trägt massgeblich zum Prüfungserfolg bei.

Zwei Wochen vor Kursstart erhalten die Teilnehmenden per E-Mail konkrete Arbeitsaufträge und offizielle Musterprüfungen, um die letzte Phase der Vorbereitung zielgerichtet zu gestalten. Die Messlatte für das Ziel «Bestehen der offiziellen Teil-Prüfung» ist somit klar kommuniziert. Mit der Leseliste wird der kleinste gemeinsame Nenner für die Gruppe kommuniziert, das Wissen, das im Seminar vorausgesetzt und auf dem aufgebaut wird. Die Kenntnis der Musterprüfungen trägt massgeblich dazu bei, dass sich die Teilnehmenden mit dem Vorbereitungsmaterial im Vorfeld des Seminars auseinandersetzen. Und sollte es doch mal jemand nicht für nötig halten, sich im Vorfeld mit diesem Material auseinanderzusetzen, weiss er spätestens nach der ersten Prüfung, dass die Vorbereitungsphase massgeblich zum Prüfungserfolg beiträgt.

Die Phase während des Seminars

Bereits im Vorfeld zum Lehrgang wissen die Teilnehmenden, dass sie an den Abenden während des Kurses 1 bis 2 Stunden für Repetition (je nach Lerntyp) und zur Bearbeitung der Hausaufgaben einplanen sollen. Nicht jeder Lerner verfügt über die gleiche Auffassungsgabe und das gleiche Lernverhalten. Schon zu Schulzeiten gab es Mitschüler, denen der Lehrstoff nur so zugeflogen ist und andere, die diesen mühsam pauken mussten. In einer Weiterbildung ist das nicht anders. Daher gibt es Teilnehmende, die abends den Stoff des Tages repetieren, um ggf. am folgenden Kurstag offene Punkte zu besprechen.

Zudem haben wir Übungsaufgaben erstellt, deren Bearbeitung wir allen Teilnehmern ans Herz legen, um sich praxisorientiert mit dem Unterrichtsstoff auseinanderzusetzen und diesen zu vertiefen. Die Lösungen werden am kommenden Tag in der Klasse diskutiert. Vergleichbare Übungen & Diskussionen sind auch in den Präsenzunterricht integriert. Hier wechseln sich Impulsreferate, Übungsteile und Diskussionen laufend ab, um zum einen den Unterricht methodisch-didaktisch ansprechend zu gestalten und die Teilnehmenden beim Vertiefen und Festigen des Lehrstoffes und beim Praxistransfer zu unterstützen.

Wir haben den Anspruch, die Teilnehmenden optimal auf die Prüfung vorzubereiten und ihnen vor allem wertvolle Inputs für die Umsetzung in der Praxis zu liefern. Aus diesem Grund kommen auch alle Digicomp Trainer direkt aus der Praxis. Wenn sie nicht als Trainer im Klassenraum stehen, leben sie das, was sie unterrichten. Sie sprechen die Sprache unserer Teilnehmenden und tragen damit massgeblich zum Lernerfolg bei.

Die Phase nach dem Seminar

Neben der Phase vor und während dem Seminar nutzen wir für den erfolgreichen Praxistransfer und die Selbstreflexion die Phase nach Beendung des Lehrgangs. Die Teilnehmenden sind aufgefordert, das Gelernte mit der Praxis zu verknüpfen, einen persönlichen Praxiscase zu dokumentieren und bewusst ihr tatsächliches Handeln gegenüber dem Gelernten zu reflektieren.

Diese Arbeit wird von einem Dozenten kommentiert und bewertet. Mit einer Note von 4.0 ist der Transferauftrag bestanden und die Teilnehmenden erhalten neben dem internationalen ITIL®-Expert-Zertifikat ein CAS in IT Service Management und 15 ECTS-Punkte der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) verliehen. Der ITIL®-Expert-Lehrgang der Digicomp ist einer von sechs Wahl-CAS der vier modularen Master-Studiengänge Business Analysis, Business Consulting, Business Engineering und Business Innovation. D.h., die Teilnehmenden können bei Erfüllung der Studienvoraussetzungen ihre Weiterbildung an der HWZ fortsetzen.

Fazit

Das Learning Design dieses Lehrgangs zeigt auf, wie die einzelnen Lernphasen kombiniert werden können und im Zusammenspiel zur Sicherung des Lernerfolgs und der Nachhaltigkeit einer Weiterbildung beitragen. Digicomp baut dies unterstützt durch Chatter, Webinare und Virtual Classrooms konsequent dort aus, wo es für die Lernenden einen Mehrwert im Lernprozess darstellt.

 

Wie erleben die Teilnehmenden unser Learning Design? Teilnehmerin Alexandra Meyer im Interview

Alexandra Meyer
Alexandra Meyer, Teilnehmerin ITIL Expert Lehrgang bei Digicomp

Lesen Sie abschliessend das Feedback von Alexandra Meyer, die den oben beschriebenen Lehrgang zum ITIL® Expert besucht hat:

Digicomp: Wie haben Sie die Selbst-Studium-Phase vor dem Seminar wahrgenommen?

Alexandra Meyer: Zusammen mit den Büchern habe ich Leselisten fürs Selbststudium vor den Kursen erhalten. Anfänglich war ich ziemlich überwältigt von diesem riesigen Berg an Lesestoff, dann habe ich mir aber doch die Zeit genommen, alle Bücher komplett zu lesen und nicht nur das Wichtigste auf der Leseliste. Durch das vorgängige intensive Auseinandersetzen mit den Inhalten, konnte ich dann aus dem Präsenzunterricht das Maximum herausholen. Für mich persönlich ist dies die optimale Kombination für erfolgreiches Lernen.

Inwieweit haben die Musterprüfungen Sie bei der Vorbereitung unterstützt?

Die Musterprüfungen habe ich meistens direkt anschliessend ans Lesen der Bücher gemacht. Dies ist zwar nicht ganz Sinn der Sache, doch war mir wichtig zu wissen, wo ich im Verständnis der Themen stehe. Entdeckte Lücken und offene Fragen konnte ich dann während dem Unterricht gezielt aufarbeiten und schliesslich die Prüfungen erfolgreich absolvieren.

Inwiefern haben die Hausaufgaben im Seminar zur Vertiefung und/oder Repetition des Unterrichtsstoffs beigetragen?

Zum Verknüpfen von Theorie und Praxis (Fallstudie) zwischen den Unterrichtstagen enthielten die Kursunterlagen Hausaufgaben, die sich auf die Themen des vergangenen Tages bezogen. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich hier nicht viel Zeit investiert habe und die Hausaufgaben nur selektiv gelöst habe.

Welchen Beitrag leistete die Reflexionsarbeit dabei, dass das «Gelernte» den Weg in die Praxis gefunden hat?

Die Reflexionsarbeit war für mich DER entscheidende Test, ob ich das Gelernte wirklich so gut verstanden habe, dass ich nicht nur Multiple-Choice-Fragen beantworten, sondern es korrekt auf eine reale Situation aus meiner Arbeitswelt anwenden kann. Spätestens an diesem Punkt war ich sehr froh darüber, dass ich mich intensiv mit den Büchern auseinandergesetzt und sie mit vielen bunten Post-Its für mich «sortiert» habe. Ich konnte die für mich relevanten Informationen schnell wiederfinden und in die Arbeit einfliessen lassen. Durch das Korrektur-Feedback des Experten wusste ich dann: Dieser Digicomp Lehrgang war ein voller Erfolg für mich!


Über den Autor

Barbara Fricke

Barbara Fricke ist Product Manager bei Digicomp. Nach einer Bankausbildung und Abschluss des Betriebswirtschaftsstudiums war Barbara Fricke als General Manager für einen Lernmedien-Verlag tätig. Hier entwickelte und betreute sie das marktführende Blended-Learning-Angebot für die Bankausbildung und realisierte zahlreiche E-Learning-Konzepte und Lernprogramme für unterschiedlichste Unternehmungen und Branchen. Seit 2008 ist Barbara Fricke bei Digicomp als Product Manager für das Management-Portfolio (ITIL®, Projekt-, Riskmanagement und weitere), Seminare für Kommunikation und Produktivität, Anwenderschulungen im SAP®-Umfeld sowie Microsoft Project und Microsoft Visio zuständig.