Modernes Publishing – vom Medienbruch zur digitalen Einheit

Auch das Publishing unterliegt dem digitalen Wandel: schnellere Prozesse, mehr Daten und aufwändigere Tools. Im Publishing sind also neue Skills gefragt.

Autor Joely Tafanalo
Datum 12.12.2016
Lesezeit 5 Minuten

Der Titel des Digicomp-Publishing-Blogs «Gut zum Druck» verrät es bereits. Lange Zeit und auch heute noch vielerorts, bedeutete Publishing das Gestalten und Veröffentlichen für den Druck – auf Papier. 

Als ich vor 23 Jahren meine Erstausbildung in der traditionsreichen Medienbranche antrat, war es schlicht unvorstellbar, welch tragende Rolle dem Computer zu Teil werden sollte. Was wir allgemein einen Medienbruch nennen, war überall an der Tagesordnung. Manuskripte wurden handgeschrieben oder per Fax eingereicht. Erfasst wurden sie dann in Handarbeit, auf der Tastatur. Im Satzsystem wurden die Zeichen formatiert und auf Film belichtet.

Layoutelemente mussten mit handwerklichem Geschick ausgedruckt, gezeichnet und zusammengefügt werden. Alles, um das Layout oder das Bild nachher auf das lichtempfindliche Trägermaterial zu übertragen. Macintosh-Systeme mit Farbdisplay waren teuer und hatten Götterstatus – das WYSIWYG-Prinzip hat sich erst Schritt für Schritt etabliert. Die meisten Mitarbeiter, wie auch die Lernenden, mussten mit Code-Befehlen auf Monochrom-Bildschirmen erfassen und publizieren.

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Wo sich heute die Spreu vom Weizen trennt

Seit dieser Zeit hat sich zum Glück Vieles getan. Jeder mittelmässige PC ist auch ein multifunktionales Desktoppublishing-System. Mit der notwendigen Kenntnis der Kreativsoftware und einem bescheidenen Budget kann so gut wie jeder mit dem Publizieren starten. Der Weizen trennt sich dann von der Spreu, wenn es um Fachausbildung und Erfahrung geht – zwei nach wie vor sehr wichtige Bestandteile für professionelles Publishing.

Medienbrüche sind heute gewollt und häufig ein erwünschter Teil des gestalterischen Prozesses. Insofern befeuert heutzutage das Analoge auch das Kreativpotenzial. Finalisiert wird schliesslich immer digital am Bildschirm. Die Ausgabe geschieht direkt mit digitalen Druckverfahren oder am Bildschirm.

Gestalten mit mobilen Publishing Apps

Für mich als selbstständiger Designer und Trainer sind kreative Mobile Apps zu einem wichtigen Bestandteil meines Arbeitsalltags geworden. Sei es zur Erfassung von Inspirationsquellen, grafischen Elementen oder dem Entwurf für eine Website. Wo früher der Computer nur an bestimmten Stellen im Workflow zum Einsatz kam, ist er nun von A bis Z massgeblich beteiligt. Als Computer sind hier sowohl fixe Desktopstationen wie auch Smartphones oder Tablets gemeint.

Wenn es um die Kreativität an sich geht, sollten digitale Geräte jedoch bloss einen von vielen Wegen abbilden, um zum Ziel zu gelangen. Keinesfalls sei es geraten, sich direkt und gedankenlos ins Gestaltungsprogramm zu stürzen.

Was sich seit der damaligen Zeit geändert hat, ist die für Kreativität verfügbare Zeit. Dank den sehr viel performanteren Computern und vielseitigen Programmen gelingt die Umsetzung schneller und der eigentlichen Kreation kann mehr Zeit gewidmet werden.

Zunehmende Anforderungen durch die Digitalisierung

Die Kundenbedürfnisse sind über die Jahre hinweg mehr oder weniger gleich geblieben – es müssen Probleme gelöst und Termine eingehalten werden. Damit ich diese Bedürfnisse in einer zunehmend digitalen Welt befriedigen kann, ist eine stabile und verfügbare Internetverbindung zwingend. Die Kommunikation und Abstimmungsprozesse laufen fast ausschliesslich über E-Mail und diverse Cloud-Dienste. Wo früher die Expertise in einem Bereich oder Programm ausreichte, müssen heute mehrere Dienste und Anwendungen parallel beherrscht und angewendet werden. Eine spontane Zählung brachte mich auf über 25 davon. Publishing im 2017 ist definitiv nichts mehr für Computer- oder Internetmuffel.

Heute wie damals geht es in der visuellen Kommunikation darum, Ordnung in Bilder und Texte zu bringen, die dem Verwendungszweck entspricht. Die Zusammenarbeit zwischen Dienstleister und Kunde erfordert in Zeiten des digitalen Wandels eine starke Vernetzung und Agilität auf allen Ebenen. Solange man die neuen Werkzeuge zu seinen Gunsten nutzt und diese nicht den Anwender beherrschen, entstehen dem heutigen Publisher nur Vorteile.

Ich auf jeden Fall bin froh, keinen Chemikalien und Schneidewerkzeugen ausgesetzt zu sein und trotzdem noch schöne Produkte publizieren zu dürfen.


Über den Autor

Joely Tafanalo

Joely Tafanalo ist selbstständiger Gestalter HF Kommunikationsdesign/Interactiondesign und gelernter Typograf und Multimediaproducer. Als Trainer für Creative Cloud unterstützt er Firmen und Bildungsinstitute und leitet seit 2015 den Fachbereich Publishing bei Digicomp.