Faktencheck zur Stärkung der Glaubwürdigkeit

Autor Ricardo Schranz
Datum 12.10.2016
Lesezeit 5 Minuten

Auseinandersetzungen, Schlachten, Kämpfe und auch Kriege werden seit jeher nicht nur auf dem Felde ausgetragen. Die Propaganda Maschinerie läuft meistens mit – und zwar auf Hochtouren. Nicht selten ist es gar das Ergebnis überhitzter Propaganda, wenn der entscheidende Funken mal eben zur Explosion führt.

Während des zweiten Weltkriegs wurden Radiosender zu Sprachrohren der jeweiligen Machthaber. Unser Landessender Beromünster mutierte in dieser Zeit zu einer unabhängigen „Stimme der Wahrheit“. Und zu Zeiten des kalten Krieges waren sie genauso unentbehrlich: Die Stimme der DDR, Radio Moskau, aber auch die Voice of America. Sie verkündeten wortwörtlich, was ihnen ihr Regime buchstäblich vorgeschrieben hat.

Heute gibt es sie immer noch. Je autoritärer die Machtverhältnisse, umso augenfälliger ist deren Präsenz. Generell scheinen die Mächtigen ganz gerne nach den Medien zu greifen. Italiens ehemaliger Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat gezeigt, wie man mit Hilfe eines privaten Medienimperiums an die Macht kommen kann. Und kaum dort angekommen, hat er prompt auch Einfluss auf die staatliche RAI ausgeübt. Nicht anders verhält es sich in Ungarn, Polen und auch in der Türkei, wo in Ungnade gefallene Sender kurzerhand geschlossen werden und bei Bedarf auch einmal Zensur bei Social Media angesetzt wird, indem der Zugang zu Twitter für ein paar Tage gesperrt wird.

Insofern können wir uns hierzulande noch richtig glücklich schätzen. Die Unabhängigkeit unserer Medien ist noch einigermassen gewährleistet, obschon auch hier gewisse Kreise weder Kosten noch Mühen scheuen, um die öffentlich-rechtliche SRG zu schwächen und nach Möglichkeit die elektronischen Medien ganz in private Hand zu geben. Die Debatte, ob oder zumindest in welchem Umfang sich die SRG im Online Umfeld betätigen darf, ist zudem ebenfalls noch nicht ausgestanden. Ist die SRG einmal geschwächt, muss nur noch die Kontrolle über die stärksten privaten Massenmedien gewonnen werden, damit der Weg zur uneingeschränkten Macht weitgehend ungestört beschritten werden kann.

Noch sind wir nicht soweit. Aber dennoch stimmen die Entwicklung und das Verhältnis zur Wahrheit ziemlich nachdenklich. Wir müssen nicht nur über den Atlantik blicken, um zu sehen, wie Anwärter auf das US Präsidentenamt am Laufmeter falsche Tatsachen in die Luft setzen und permanent Angehörige ethnischer Minderheiten sowie Leute mit anderer Meinung verunglimpfen. Nein, auch in Europa und hier in der Schweiz wird diese Kultur allmählich salonfähig. Köppels Dauerpräsenz als Gast im deutschen Fernsehen führt beispielsweise dazu, dass nicht wenige deutsche Bürger ernsthaft glauben, in der Schweiz würden wir alle so wie dieser Herr denken. Und dann gibt es noch Exponenten wie den Gemeindepräsidenten von Oberwil-Lieli, welche nachweislich kreuzfalsche Informationen verbreiten können, es aber nicht für nötig halten, diese Desinformation auch wieder richtig zu stellen.

In eben diesem Klima bildet Social Media bedauerlicherweise einen fruchtbaren Nährboden, damit sich derartige Falschpropaganda ungebremst ausbreiten kann. In Deutschland bedienen sich einschlägige Kreise des Begriffs der Lügenpresse. Verschwörungstheoretiker haben Hochkonjunktur.

Die Bedeutung von Social Media ist zu wichtig geworden, um hier die Augen zu verschliessen. Die Betreiber von Plattformen wie Facebook oder Twitter werden nicht müde, ihren Willen zu bekräftigen, keine Zensur ausüben zu wollen und sich für uneingeschränkte Meinungsfreiheit stark zu machen. Aber was bringt’s? In diesem Stil weitergehen kann es jedenfalls bestimmt nicht. Plattformen wie Facebook und Twitter können falsche oder irreführende Inhalte zwar stehen lassen, doch setzen sie damit über kurz oder lang zumindest deren eigene Glaubwürdigkeit aufs Spiel. Sie wären daher gut beraten, ein Qualitätslabel mit einer Art „Faktencheck Ranking“ einzuführen. Die Pflege dieses Labels wäre zwar mit erheblichem Aufwand verbunden, doch würden dies die Nutzer_innen der Netzwerke ohne Zweifel zu schätzen wissen.


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Ricardo Schranz