Liberale Soziale Medien als Herausforderung

Autor Teilnehmer_in – Patricia Gnehm
Datum 21.09.2016
Lesezeit 3 Minuten

Die digitale Vernetzung über Social Media ermöglicht einen Dialog und kann über regionale Grenzen hinweg sogar internationale Aufmerksamkeit wecken. Doch zu welchem Preis?

In den klassischen Medien fährt der Verfasser_in in der Regel über einseitige Kommunikationswege. In den sozialen Netzwerken hingegen interagiert er dagegen mit Fans, Friends, Followers und einer Vielzahl Unbekannter. Diese kommentieren, teilen, verarbeiten und „sozialisieren“ das vom Verfasser_in Geschaffene dann umgehend weiter.

Die im Grunde liberalen sozialen Medien bieten so jedem Verfasser nicht nur die Freiheit, sich über alles und jedes zu Äußern, sondern auch die Freiheit, alles medial Verbreitete wiederum zu rezyklieren und weiter zu verbreiten.

Die individuellen Rechte der Verfasser_in und seine Ansichten werden damit innert Sekunden zum kollektiven Gut und wiederum Ausgangspunkt der individuellen Rechte weiterer Verfasser. Nur, ist sich der Verfasser_in der damit wirklich verbundenen Konsequenzen bewusst? Muss er diese liberale Grundhaltung bzw. jede beliebige „Sozialisierung“ seiner Beiträge wirklich in jedem Fall so hinnehmen. Müssten wir nicht „Dos and Don’ts“ Rahmenbedingungen für solch bewusste oder unbewusste, mediale Inszenierungen setzen?

In den sozialen Medien können Korrektheit und Qualität der Inhalte nicht in Sekunden beurteilt werden. Und so kann jeder originäre oder rezyklierte Beitrag eines Verfassers zur eigenen oder fremden Inszenierung von Wahrem oder Unwahren werden. Damit werden unweigerlich, individuelle wie auch kollektive Grundrechte und Interessen tangiert. Doch welche Interessen sind dies genau und welche Interessen sind schützenswert und welche überwiegen?

Die digitalen Beiträge und Daten in den liberalen, sozialen Medien können  auch kommerzialisiert werden. „There ain’t no such thing as a free lunch“. Nichts ist gratis, auch wenn die Datenbekanntgabe gemäss Anbieter „im Interesse des Kunden“ erfolgt. Zwar muss niemand den Sozial Media Liberalismus mitmachen, doch eine Teilnahme bezahlt jeder mit der Einschränkung seiner Rechte und Interessen. Damit werden diese nicht nur zu einem kollektiven sondern auch zu einem kommerziellen Gut.

Diese Wirkungen können auch Skepsis auslösen. Die sozialen Medien stellen meines Erachtens die Gesellschaft und deren Zusammenleben auf die Probe.

Wie soll dieser Herausforderung begegnet werden? Wäre, wiederum im Sinne einer liberalen Grundhaltung eine Selbstregulierung in den sozialen Medien der anzustrebende Weg? Oder wäre eine sozialpolitische Intervention von Nöten, um eine vernünftige Gratwanderung zwischen individuellen, kollektiven und kommerziellen Interessen zu ermöglichen.

Über die digitalen Herausforderungen liberaler, sozialer Medien sollte jedenfalls bewusster diskutiert werden.


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Teilnehmer_in – Patricia Gnehm