SOMEXCLOUD goes re:publica 2016 – Tag 3

Autor Sheila Karvounaki Marti
Datum 06.05.2016
Lesezeit 6 Minuten

Schwups – und schon war er angebrochen, der dritte und letzte Tag der re:publica! Es ist jedes Mal wieder erstaunlich wie schnell die Konferenz einerseits gefühlt vorüber ist und wie froh man irgendwo aber auch darüber ist. Das rege Treiben, der andauernde Austausch, das Netzwerken und die schiere Menge an Information, die auf einen einprasselt, ermüden. Sodass der dritte Tag auch meist der entspannteste ist. Es sind sind schon einiges weniger Leute da, auch weil die Media Convention bereits nach zwei Tagen endet, alle sind schon etwas müde und entsprechend breitet sich eine gemächlichere Stimmung über dem Konferenzgelände aus.

Herding Trolls

Obschon die Wahl des Begriffs Troll zur Annahme verleitet, es handle sich um ein inexistentes Phänomen, wissen alle, die auf Social Media aktiv sind, dass es sich dabei um ein real existierendes, oft ärgerliches Phänomen handelt. Ganz legitim und angebracht also, sich Gedanken darüber zu machen, wie mit diesem Phänomen umgegangen werden soll, wie die Troll-Herde am gescheitesten gehütet werden kann. Das war das Thema des Talks „Herding Trolls, Legitimately: The Ethics of Online Community Management” mit Kelly Bourdreau, Nele Heise, Roland  Panter und Thorsten Busch.

Was aus den Inputs und der Diskussion klar hervorgekommen ist: Der Grundgedanke von Social Media und insbesondere Community Management kann nicht (länger) nur marketingorientiert sein. Auch im Umgang mit Trolls. Es kann nicht heissen „Solange wir keinen Einbruch im Absatz haben oder die öffentliche Empörung sich in Grenzen hält, müssen wir nichts gegen Trolls unternehmen“. Vielmehr gilt es – und das wurde an der diesjährigen re:publica immer wieder thematisiert – Haltung zeigen.

Kundinnen und Kunden sollten nicht nur als solche, sondern vielmehr als Menschen behandelt werden. Gleichzeitig sollten Unternehmen einem normativen Ideal folgen und sich aktiv am Diskurs über ethische Grundsätze in der digitalen Welt beteiligen. Auch weil sie selbst oft die Möglichkeit für trolling schaffen, so z.B. Twitter.

Im Rahmen des Talks wurde auf einige top-down-Lösungsansätze hingewiesen, welche zurzeit Gebrauch finden. Wobei auch aufgezeigt wurde, wo deren Verbesserungspotential liegt. Wichtig dabei ist insbesondere zu bedenken, dass die Zielgruppe je nach dem aus mehreren Sub-Gruppen besteht (z.B. das Alter oder die Kultur betreffend) und darauf einzugehen. All-in-one-Lösungen, die auf copy-paste basieren, sind da selten die angebrachte Lösung.

Eine Community aufzubauen, so die Diskutanden, ist relativ einfach, insbesondere wenn das Produkt stimmt. Viel schwieriger ist es eine Community aufzubauen, die ähnlich eine „gute Nachbarschaft“ darstellt. Erschwerend kommt hier noch hinzu, dass Communities bzw. Community-Mitglieder heutzutage Teil mehrerer Communities sind. Umso wichtiger wäre es, dass sich Unternehmer_innen und Anbieter_innen aufgrund der immer grösser werdenden Scale fundierte Gedanken über die von ihnen angewendeten und festgelegten ethischen Grundsätze machen.

Im konkreten Fall von „Troll-Attacken“ gilt zudem: Es geht nicht nur darum, die Trolls loszuwerden sondern auch darum, den „Getrollten“ zur Seite zu stehen.

Nix mehr Session – dafür ganz viele Gespräche

Als nächstes…ja als nächstes hatte ich nichts mehr geplant. Was sich als glücklicher Zufall entpuppte, lief ich doch in 2-3 spannende und interessante Gespräche rein, für die ich sonst keine Zeit gehabt hätte. Und so kam der geliebte Effekt der re:publica voll zum tragen. Unter anderem durfte ich einem sehr guten Gespräch über Arbeit, ihre identitätsstiftende Seite und die Abstimmung zum Grundeinkommen in der Schweiz lauschen, bei dem Dr. Max Neufeind sich als eloquenter Gesprächspartner und Vertreter des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales herausstellte. Das Gespräch  zeigte klar auf, dass wie notwendig es ist, das wir uns als Gesellschaft auf allen Ebenen Gedanken dazu machen, wie wir künftig Arbeit organisieren und bewerten wollen. Summa summarum ist Neufeind jedoch recht optimistisch und stellt die These, dass in 30 Jahren kaum mehr Arbeit für Menschen vorhanden sei, stark in Frage. Folgt man seinen Ausführungen, so ist es stark auch eine Frage der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Diese sollten angepasst, ausgebaut und insbesondere allen zugänglich gemacht werden. Mehr zur Arbeit in diesem Bereich findet man auf der Website des Bundesministeriums.
Wie jedes Jahr gab es in der grossen Halle der Station Berlin noch ganz viel anderes zu entdecken, vom Stand von Zalon, der Outfittery-Version von Zalando, über ein 3D-gedrucktes Kleid bis hin zum Hinweis auf Timecall, einer App, über die Expertinnen und Experten aus allen Bereichen Ihre Dienste anbieten und via Call leisten können. Ein Blick darauf lohnt sich sicherlich.

Alle Jahre wieder – schön war’s!

Und so versammelten sich zum Abschluss alle re:publicaner_innen wie es sich gehört zur Abschlusssession auf Stage 1 und sangen gemeinsam aus vollster Kehle Bohemian Rhapsody – immer wieder herrlich.

Für mich gilt: Ich komme wieder, und wieder, und wieder, und wieder…

 


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Sheila Karvounaki Marti