Schreib-Bloggade

Autor Teilnehmer_in - Manuela von Ah
Datum 13.11.2015
Lesezeit 3 Minuten

Der Weltöffentlichkeit etwas mitteilen zu wollen, kann zu einer Denk- und Schreibbarriere führen. Wie die Idee eines Tagebuches mithilft, Schreibblockaden aufzulösen.

Selbst erfahrenen Journalisten und Schriftstellerinnen passierts: Die Schreibe blockt. Was im Kopf noch als Idee funkelte, als raffinierte Dramaturgie aufblitzte, zerfällt auf dem Bildschirm zu strukturlosem Gepixel. Es fehlen plötzlich die Worte, der rote Faden, überhaupt die Geschichte. Dass auch Blogger Schreibblockaden kennen, liegt wohl in der Natur der Sache. Gerade weil der Blog in seinem Ursprung als persönliches Protokoll oder Tagebuch (Web + Log) verfasst wurde, scheint die Schere im Kopf besonders gross. Wieso soll ich halbgare Gedankengänge der Welt offenbaren? Innerstes nach aussen kehren? Mich vor einer diffusen Menschmenge zum Affen machen?

Nichtsdestotrotz hilft ausgerechnet die Idee eines Tagebuches, eine Schreibblockade zu überwinden. Zumindest mir. Einem Tagebuch darf man Sturzbäche unausgegorener Gedanken aufbürden und dabei eine orthografische Dreckspur hinterlassen. Keiner siehts, keinen interessierts. Die Sprache auf meinem privaten Doku darf die meinige sein, weit weg von gestelztem Akademikerdeutsch oder literarischem Blendwerk. Im Tagebuch darf ich mir die Wut von der Seele schreiben, mit Beleidigungen um sich schmeissen, mich über das eigene (Schreib-)Unvermögen ärgern. Ich bin niemandem Rechenschaft schuldig.

Und siehe da: Oft genug nimmt das unstrukturierte „In die Tasten hauen“ den Druck, jemandem gefallen, jemanden beeindrucken zu müssen. Und mündet in einem vor sich hinplätschernden Wörterbach, in welchem die Geschichte erkennbar wird. Die Blockade hat sich aufgelöst. Das Papier ist nicht mehr weiss, es stehen nun Buchstaben, Worte, manchmal sogar gute Sätze darauf. Auch wenn ich jeweils am nächsten Tag nochmals auf das Geschreibsel gucke und es von Wortbalast entrümple und vielleicht ganze Abschnitte umstelle – irgendwie scheint es nun meist brauchbar.

Und damit ich mich mit meinem ersten Blog nicht zum Affen vor aller Welt mache, lasse ich ihn vor dem Hochladen natürlich noch von netten und klugen Menschen gegenlesen.


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Teilnehmer_in - Manuela von Ah