Exchange 2013: KISS-Prinzip

Viele der Exchange-Installationen, die ich bei Kunden antreffe, sind unnötig komplex und dadurch fehleranfällig. Folgen davon können langwieriges Troubleshooting, Probleme bei Migrationen oder Schuldzuweisungen zwischen mehreren Produktherstellern sein – die Liste ist nicht abschliessend.

Autor Markus Hengstler
Datum 09.04.2015
Lesezeit 4 Minuten

Viele der Exchange-Installationen, die ich bei Kunden antreffe, sind unnötig komplex und dadurch fehleranfällig. Folgen davon können langwieriges Troubleshooting, Probleme bei Migrationen oder Schuldzuweisungen zwischen mehreren Produktherstellern sein – die Liste ist nicht abschliessend.

Ein paar Beispiele

Eine Exchange-2007-Umgebung sollte auf die Version 2013 migriert werden. Kaum waren die Server mit dem damals ca. einen Monat alten CU6 installiert, veröffentliche Symantec eine Technote, die besagte, dass Enterprise Vault in keiner Version mit CU6 unterstützt würde. Die Database Availability Group mit zwei Knoten musste nochmals komplett neu mit CU5 installiert werden.

Der gleiche Kunde setzte auch Blackberry Enterprise Server Express ein. Auch dieses Produkt musste zuerst auf einen unterstützten Stand gebracht werden. Bei der Konfiguration trat dann ein Problem auf, das trotz Support durch zwei Dienstleister (einer für Exchange, einer für Blackberry) und Blackberry Support selbst erst nach einigen Tagen gelöst werden konnte. Einzelheiten dazu in diesem Blogartikel (Englisch).

Ein anderer Fall betrifft einen Dienstleister im Hosting-Geschäft, der sich an mich wandte. In der Umgebung eines seiner Kunden trat in Outlook eine merkliche Verzögerung bei der Verbindung zum Exchange 2013 Server auf. Der Connection-Status zeigte über 200 ms Latenz im internen Netz. Die Clients waren nicht-dedizierte virtuelle Desktops mit Windows 7 und Office 2013 im Online Mode. Nach mehreren Tagen Troubleshooting zeigte sich dann der Fehler in Form der Konstellation aus Treibern der virtuellen Netzwerkkarte auf dem Exchange Server, TCP/IP-Stack in Windows 7 und der Anwendung Outlook. Mehr dazu hier in Englisch.

Die Lösung

Natürlich gibt es keine wundersame Lösung von Problemen, wie sie in den vorherigen Abschnitten beschrieben wurden. Allerdings lässt sich die Komplexität verringern, wenn während Design und Umsetzung explizit auf Einfachheit geachtet wird. Schon seit Jahren bekannt ist das sogenannte KISS-Prinzip. Das Akronym lässt sich mit verschiedenen Bedeutungen im Internet finden, aber die gebräuchlichste ist wohl «Keep It Simple and Stupid». Dabei ist sinngemäss gemeint: «Mach es so einfach wie möglich.»

Zugeschrieben wird es dem Lead Engineer Kelly Johnson, der bei Lockheed Flugzeuge entwarf, unter anderem die berühmte SR71 Blackbird.

Seither wird das KISS-Prinzip sowohl im Militär als auch in der IT – insbesondere in der Softwareentwicklung – verwendet.

Ich selber bin ein grosser Verfechter von KISS und sehe grosse Exchange-Installationen wie zum Beispiel in Office 365 als ein gutes Beispiel bezüglich Einfachheit:

  • Direct Attached Storage mit JBOD statt SAN
  • Physische Server statt Virtualisierung
  • Keine 3rd Party Software auf den Servern installiert
  • Klar definierte Schnittstellen (EWS, ActiveSync, SMTP)
  • Backup in-place (Native Data Protection)
  • Update auf bestehenden Servern werden nie durchgeführt, sondern neue Server installiert und die Mailboxen verschoben

Es ist klar, dass das KISS-Prinzip nicht in jedem Szenario konsequent umgesetzt werden kann, aber es sollte als Ideal nie aus den Augen gelassen werden.

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Über den Autor

Markus Hengstler

Markus Hengstler arbeitet bei der UMB AG als Senior Systems Engineer in den Bereichen Exchange, Windows und Citrix. Dank seiner Erfahrungen in diesen Bereichen ist er zertifizierter «MCSE: Server Infrastructure». Ausserdem ist er einer von drei «MCSM: Messaging» in der Schweiz. Seit 2001 unterrichtet er als Microsoft Certified Trainer und seit 2010 als Citrix Certified Instructor bei Digicomp.