Webdesign mit Adobe Muse

Muse ist der hauseigene «WYSIWYG»-Editor von Adobe und fester Bestandteil der Creative Cloud. Stafan Lamb zeigt auf, wofür der Editor verwendet werden kann.

Autor Stefan Lamb
Datum 20.02.2015
Lesezeit 6 Minuten

«Nicht schon wieder ein WYSIWYG-Editor («What You See Is What You Get») für Websites von Adobe», war mein erster Gedanke, als ich Ende 2011 von der Entwicklung von Adobe Muse erfuhr. Gab es da nicht schon vor Jahren mal «Page Mill» und «GoLive», die beide von Adobe wieder eingestellt wurden? Zwischenzeitlich sind vier Jahre vergangen und Adobe Muse ist fester Bestandteil der Creative Cloud. Doch viele Creative-Cloud-Nutzer kennen oder nutzen dieses Tool nicht. Woran liegt das?

Die Frage, ob es besser ist, HTML/CSS klassisch zu programmieren oder diese Arbeit einem WYSIWYG-Editor zu überlassen, ist in der Werbebranche so alt wie das Internet selbst – regelrechte Glaubenskriege wurden zu diesem Thema schon geführt. Dabei haben beide Methoden ihre Berechtigung. Schauen wir uns zwei wichtige Faktoren an.

Wer sollte mit Adobe Muse arbeiten?

Zum einen gibt es den professionellen Webentwickler, der in seiner täglichen Arbeit an Webprojekten zahlreiche Anforderungen miteinander in Einklang bringen muss:

  • Anbindung an Datenbanken
  • Mehrsprachigkeit
  • Lokalisierte Versionen
  • Interaktive Funktionalität
  • Implementierung von Content-Management- oder Shop-Systemen
  • Suchmaschinen-Optimierung (SEO)
  • Responsive Webdesign (damit die Website auf unterschiedlichen Endgeräte optimal wiedergegeben wird)

Für den professionellen Webentwickler ist eine klassische Programmierung und Entwicklung von Hand unabdingbar und er wird daher nicht mit einem WYSIWYG-Editor wie Adobe Muse arbeiten.

Zum anderen gibt es jedoch viele Grafiker, Designer und andere Kreative, die neben ihrer klassischen Arbeit zunehmend vor neue Herausforderungen gestellt werden:

  • Eine kleine Website oder Landing-Page gestalten und umsetzen
  • Eine Mikroseite für eine geplante Werbeaktion/Kampagne erstellen
  • Einen Mock-up (Prototyp) für einen Webauftritt kostengünstig erstellen

Diese Projekte gilt es oft, sehr schnell umzusetzen; gleichzeitig haben sie meistens keine lange Lebensdauer oder es steht nur ein geringes Budget zur Verfügung.

Die Zielgruppe für Adobe Muse ist hiermit also klar definiert: Grafiker und Designer, die in kleinen Werbebüros arbeiten, Angestellte in der unternehmenseigenen Grafik-, Marketing- und Kommunikations-Abteilung oder einfach Freiberufler in der Medienbranche.

Alle hier genannten Kreativen sind Gestaltungsprofis, haben aber meistens wenig oder fast keine Kenntnisse in der klassischen HTML-, CSS- oder Script-Programmierung. Genau diese Lücke schliesst Adobe Muse perfekt.

Was kann ich alles mit Adobe Muse machen?

Der Markt für Webdesign ist vielfältig. Es gibt hochkomplexe Websites wie grosse Firmenpräsentationen, internationale Unternehmensportale, Social Networks, Webshops etc. Diese werden mit Datenbanken, Content-Management- oder Shop-Systemen programmiert und mit speziellen Serveranforderungen oder unterschiedlichen Datenschnittstellen versehen. Hier ist wie zuvor erwähnt der klassische Webentwickler und Webdesigner gefragt, der das Projekt klassisch programmiert.

Aber es gibt auch viele kleine Websites, die nicht solche hohen technischen Anforderungen stellen. Meistens bestehen sie aus ein paar wenigen Seiten und dienen hauptsächlich der einfachen Webpräsenz, Imagepflege oder Information. Hierzu bedarf es keines grossen Programmieraufwands oder komplexer technischer Anpassungen. Diese Aufgabe können die «klassischen» Kreativen nun mit Adobe Muse bewerkstelligen und damit ihr Dienstleistungsportfolio stark erweitern.
Muse ermöglicht es, dank einer «grafischen Oberfläche» anspruchsvolle Websites ohne Programmierkenntnisse zu gestalten. Dabei wird im Hintergrund automatisch standardisiertes HTML5, CSS und JavaScript erzeugt.

In einigen Werbeagenturen wird Adobe Muse für das Erstellen von Mock-ups verwendet. Hier kann der Designer eine Website gestalten, die sofortige Funktionalität bietet. Dies spart enorme Kosten bei der Vorbereitung für die Präsentation beim Kunden. Bisher wurde das Design vom Grafiker erstellt und dann von einem Programmierer aufwendig umgesetzt. Erst wenn der Kunde die Idee kaufte, wurde im Anschluss die Gestaltung mit einem ordentlichen Content-Management-System oder mit einer Datenbankanwendung umgesetzt.

Der Einstieg in Adobe Muse ist ganz einfach!

Wer die klassischen Adobe-Produkte wie InDesign, Photoshop oder Illustrator kennt, wird sich sehr schnell in der Oberfläche zurechtfinden. Werkzeuge und Bedienfelder sind in vielen Bereichen identisch. Zusätzlich gibt es wichtige Arbeitsbereiche wie beispielsweise «Planung» und «Entwurf».

Im Arbeitsbereich Planung organisieren Sie Ihre Website-Hierarchie. Zusätzlich haben Sie die Möglichkeit, mit Musterseiten verschiedene Seitenlayouts zu erstellen, die Sie auf unterschiedliche Seiten in Ihrem Webprojekt anwenden können.

Für den Entwurf Ihrer Website haben Sie alle klassischen Werkzeuge zur Verfügung: Vektor-Tool, Farbfelder, Objektattribute, Schriften, Zeichen und auch Absatz- und Zeichenformate. In Muse können Sie mit einfachem Aufwand Bilder und Grafiken platzieren und diese mit Text umfliessen lassen.

Wenn es um die Gestaltung von Navigationen und interaktiven Elementen geht (zum Beispiel Social Network-Buttons, Formulare, Bedienfelder oder Diashows), stehen Ihnen zahlreiche Plug-ins, sogenannte Widgets zur Verfügung. Diese lassen sich einfach platzieren, konfigurieren und gegebenenfalls mit wenig Aufwand an das eigene Design anpassen. Genauso können Sie YouTube-/Vimeo-Videos oder einen Kartenausschnitt aus Google Maps in die Website integrieren.
Des Weiteren bietet Adobe Muse die Möglichkeit, verschiedene Effekte auf Objekte anzuwenden, die zur parallaxen Bewegungen oder Transparenzänderungen beim Scrollen führen können.

Zum Schluss, wenn Ihre Website fertig ist, unterstützt Sie Muse dabei, die Seite direkt auf Ihren Webserver zu laden oder sie als HTML5, CSS und Java-Scripte zu exportieren.

Überzeugende Websites ohne Grenzen

Die Gestaltungsmöglichkeiten mit Adobe Muse sind fantastisch. Schauen Sie sich doch einfach ein paar Beispiele an!
Auf der Webseite muse.adobe.com/site-of-the-day finden Sie eine schöne Übersicht über Webprojekte, die mit Adobe Muse erstellt wurden. Täglich werden hier neue Muse-Websites vorgestellt. Lassen Sie sich inspirieren!


Über den Autor

Stefan Lamb

Nach einer Ausbildung zum Druckformhersteller wechselte Stefan Lamb in die Werbebranche. In einer Werbeagentur war er mehr als fünf Jahre als Layouter und Produktioner tätig. Er verfügt über etwa 25 Jahre Erfahrung in der Druckvorstufe und über 17 Jahre im Bereich Webdesign. Er machte sich vor 15 Jahren als Softwaretrainer selbstständig und ist unter anderem für Adobe Systems regelmässig als Produktspezialist unterwegs. Zusätzlich arbeitet er als freier Mediengestalter für namhafte Unternehmen aus den Bereichen Kommunikation, Datenverarbeitung und Pharmaindustrie.