Troubleshooting: Fehlerbehebung mit Exchange

Am Beispiel einer fiktiven Firma zeigt unser Kursleiter Markus Hengstler auf, welche Probleme nach der Installation von Exchange Server 2013 entstehen können. In diesem Fall treten Probleme mit der Outlook Web App auf. Lesen Sie die Tipps zur Fehlersuche.

Autor Markus Hengstler
Datum 21.01.2014
Lesezeit 6 Minuten

Anhand von Supportfällen aus meinem Praxisalltag möchte ich Ihnen verschiedene Möglichkeiten aufzeigen, in einer Exchange-Umgebung Fehler zu finden und zu beheben.


Szenario

Der Beispiel-Kunde Fabrikam hatte ursprünglich eine Exchange-2010-SP2-Umgebung mit mehreren Servern pro Rolle: 4 Mailbox Server in einer Database Availability Group, 4 Client Access Server in einem Array mit Loadbalancer, 2 Hub Transport und 2 Edge Transport Server. Neu sollten 4 Exchange 2013 Server mit konsolidierten Rollen zum Einsatz kommen. Die alten Server wurden mit SP3 auf den benötigten Softwarestand gebracht, das AD vorbereitet (Schema und Domänen) und die neuen Server installiert. Somit bot sich prinzipiell folgendes Bild: Exchange Fehlerbehebung Grafik 1 Die Mailboxen waren noch in der Exchange-2010-Umgebung und Autodiscover noch nicht angepasst für die Verwendung von Exchange 2013 CAS. Ich habe für die folgenden Screenshots die wichtigsten Komponenten in meinem Lab nachgebaut, allerdings beschränkt auf einen DC, je einen Exchange 2010 und 2013 Server und einen Client mit Outlook 2010. Statt des Loadbalancers kommen angepasste DNS-Einträge zum Zug. Die Mailbox des Testuser1 wurde migriert, diejenige des Testuser2 noch nicht.

Das Problem

Nach der Umstellung des Autodiscover DNS Records von der virtuellen IP des Exchange 2010 Arrays zu derjenigen des Exchange 2013 Arrays konnten die Benutzer, deren Mailboxen noch nicht migriert waren, Autodiscover nicht mehr Autodiscover. Dies fiel auf, weil der Abwesenheitsassistent nicht mehr funktionierte: Exchange Fehlerbehebung Grafik 2 Ausserdem war logischerweise auch die Frei/Gebucht-Anzeige nicht mehr verfügbar: Exchange Fehlerbehebung Grafik 3

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Die Outlook Web App (OWA) funktionierte hingegen tadellos, wie der nächste Screenshot zeigt. Die URL zeigte auf Exchange 2013 (cas.fabrikam.com), die Mailbox des Benutzers lag aber auf Exchange 2010. Der Zugriff wurde also nicht umgeleitet, sondern weitergeleitet. Exchange Fehlerbehebung Grafik 4 Umgekehrt funktioniert das natürlich nicht. Hier das zu erwartende Resultat mit der URL des Exchange 2010 (casarray.fabrikam.com) und der Mailbox des Benutzers Testuser1 auf Exchange 2013: Exchange Fehlerbehebung Grafik 5 Auch Frei/Gebucht und Abwesenheitsassistent funktionierten in OWA: Exchange Fehlerbehebung Grafik 6 Exchange Fehlerbehebung Grafik 7

Fehlersuche

Abwesenheitsassistent und Frei/Gebucht-Informationen hängen von Autodiscover ab. Deshalb war der erste Schritt, festzustellen, ob Autodiscover überhaupt funktionierte. Dies geht am einfachsten mit Outlook und der Option «Test E-Mail AutoConfiguration…». Nicht vergessen CTRL zu drücken beim Aufrufen des Kontext-Menüs: Exchange Fehlerbehebung Grafik 8 Die Ausgabe des Tests zeigte sich wie folgt: Exchange Fehlerbehebung Grafik 9 Der Reiter «Log» gab auch nicht mehr Aufschluss: Exchange Fehlerbehebung Grafik 10 Allerdings sind hier die verschiedenen Methoden ersichtlich, mit denen nach Autodiscover gesucht wird: Service Connection Point in Active Directory, über DNS fabrikam.com und autodiscover.fabrikam.com. Der Eintrag autodiscover.fabrikam.com zeigte neu ja auf den Exchange 2013 Server und hätte somit funktionieren müssen. Für Testuser1 war das auch der Fall: Exchange Fehlerbehebung Grafik 11 HTTP-Status 500 in der Fehlermeldung des vorletzten Screenshots bedeutet «Internal Server Error», also war der nächste Schritt, die Logs auf dem Exchange 2013 zu konsultieren. Davon gibt es doch einige, weswegen die Gefahr besteht, dass man sich zu sehr darauf konzentriert, das richtige zu finden. Besser ist es, zuerst im Event Log nachzuschauen. Hier fand sich dann auch im Application Log der folgende Eintrag: Exchange Fehlerbehebung Grafik 12 Die Selbstüberwachung des Exchange 2013 hatte also den alten Server als ungesund taxiert und aus der Liste der zu kontaktierenden Server gestrichen. Das erklärte den «Internal Server Error». Warum konnte er aber den 2010-CAS nicht erreichen? «Operation timed out» konnte bedeuten, dass netzwerktechnisch etwas nicht in Ordnung war. Das Aufrufen der Autodiscover-URL vom neuen Server aus zeigte, dass die Kommunikation funktionierte: Exchange Fehlerbehebung Grafik 13 Da der Servername nicht im verwendeten Zertifikat ist, erscheint die Zertifikatswarnmeldung. Dies ist aber kein Problem, da sich die Exchange-Server einer Organisation vertrauen und die Zertifikate nur für die Verschlüsselung der Verbindung verwenden. Der Errorcode 600 ist auch normal, da Exchange anhand des Request Headers merkt, dass hier nicht Outlook die Anfrage stellt, sondern IE – deshalb «Invalid Request». Der nächste Schritt war die Suche nach einem Fehler auf Seite des Exchange 2010. Da hier das Event Log keine brauchbare Information lieferte, griff ich auf das Logfile des Webservers zurück: Exchange Fehlerbehebung Grafik 14 Es liessen sich keine Informationen finden zu den Abfragen für den Testbenutzer2, da ja Exchange 2013 die Requests gar nicht erst weiterleitete – für ihn war Exchange 2010 ja nicht funktionstüchtig. Aber es gab trotzdem Einträge im Log für Verkehr auf das Autodiscover virtual Directory: Exchange Fehlerbehebung Grafik 18 Quelle war der Exchange 2013 und aufgrund des Befehls «Head» eine Probe für die Überwachung. Der Statuscode war wie im Screenshot markiert 302. Also ein Redirect. Da dies nicht so sein sollte, überprüfte ich das Directory in der IIS-Management-Konsole und fand dies: Exchange Fehlerbehebung Grafik 15 Dies erklärte den unerwünschten Redirect. Darauf angesprochen erklärte der Kunde, den Redirect auf der Website konfiguriert zu haben, um eine Fehlfunktion eines anderen Produkts zu verhindern. Dieser wäre auf den Subdirectories nicht nötig gewesen, wurde aber automatisch vererbt. Ich konnte also den Eintrag für Autodiscover löschen, ohne zusätzliche Probleme in Kauf nehmen zu müssen: Exchange Fehlerbehebung Grafik 16 Danach funktionierte Autodiscover tadellos. Exchange Fehlerbehebung Grafik 17


Über den Autor

Markus Hengstler

Markus Hengstler arbeitet bei der UMB AG als Senior Systems Engineer in den Bereichen Exchange, Windows und Citrix. Dank seiner Erfahrungen in diesen Bereichen ist er zertifizierter «MCSE: Server Infrastructure». Ausserdem ist er einer von drei «MCSM: Messaging» in der Schweiz. Seit 2001 unterrichtet er als Microsoft Certified Trainer und seit 2010 als Citrix Certified Instructor bei Digicomp.