Unternehmen sind gezwungen, vermehrt in die IT-Architektur zu investieren

Im Interview sprachen wir mit Arif Chughtai, Fachbereichsleiter Software Engineering und Trainer bei Digicomp, über die Entwicklungen in der Software-Entwicklung sowie Trends in der Ausbildung.

Autor Christine Mäder
Datum 08.01.2014
Lesezeit 6 Minuten

Die Software-Entwicklung umfasst wichtige Themen, die der Implementierung (Programmierung) vorgelagert sind und so den Kontext für die Implementierung setzen. So wird sichergestellt, dass die zu liefernde Software oder das zu liefernde IT-System die notwendige Qualität besitzt. Wir sprachen mit Arif Chughtai, Fachbereichsleiter Software Engineering bei Digicomp, über die Entwicklungen in der Software-Entwicklung sowie Trends in der Ausbildung.

 

Sie sind bei Digicomp für den Bereich Software Engineering zuständig, welche Bereiche der Softwareentwicklung werden hier abgedeckt?

Die Themenpalette im Fachbereich Software Engineering bei Digicomp erstreckt sich über den ganzen Software-Erstellungsprozess von Analyse, Design, Implementierung bis hin zur Auslieferung. Weiterführende Themen, die dabei zum Tragen kommen, sind z.B. Requirements Engineering, Enterprise-Architektur, Software-Architektur, serviceorientierte Architektur (SOA), Domain-Driven Design (DDD), modellgetriebene Software-Entwicklung (MDSD, MDA, MDD), Design Patterns oder Testing. Aber auch die für die weiterführenden Themen notwendigen Grundlagenthemen wie z.B. Objektorientierung, objektorientierte Analyse und Design (OOAD) oder die Unified Modeling Language (UML) sind Teil unseres Kursangebots zu Software Engineering.

 

Gibt es in diesen Bereichen international gültige Standards oder Zertifizierungen?

Ja, für Bereiche wie Requirements Engineering, Enterprise-Architektur, Testing oder die UML gibt es (Quasi-)Standards und/oder entsprechende Zertifizierungen mit internationaler Ausrichtung. Entsprechende Kurse haben wir im Angebot (z.B. zu TOGAF). Für IT-nahe Architekturbereiche wie z.B. Software-Architektur oder serviceorientierte Architektur (SOA) gibt es hingegen (noch) keine Standards, die diese Themen vollumfänglich behandeln. Jedoch gibt es Teilstandards und eine Vielzahl an lokalen und internationalen Zertifizierungsmöglichkeiten, die unabhängig oder abhängig von bestimmten Technologien und Herstellern sein können. Bei Digicomp bieten wir im Fachbereich Software Engineering den Lehrgang IT Architecture an, der mit einem Certificate of Advanced Studies (CAS) abgeschlossen wird. In diesem Lehrgang wird eine ganze Palette architekturrelevanter Themen behandelt. IT-Fachleute werden so befähigt, bei der Entwicklung von Softwaresystemen als Architekten an der Schnittstelle zwischen Business und IT zu agieren, mit klarem Fokus auf die IT.

 

Gutes Thema, wie hoch schätzen Sie den Wert des CAS IT-Architektur auf dem Arbeitsmarkt ein?

Da dieser Lehrgang relativ neu ist (Start Sommer 2012), lässt sich diese Frage sicher nicht abschliessend beantworten. Jedoch allein schon dadurch, dass Architektur in der IT einen hohen Stellenwert inne hat und dies aufgrund der stark gewachsenen inhärenten Komplexität der IT bzw. von IT-Vorhaben langfristig so bleiben wird, hat eine belegbare Architekturausbildung einen klaren beruflichen (Mehr-)Wert. Dazu kommt, dass dieser Lehrgang hersteller- und technologieunabhängig ist und somit auch aus beruflicher Sicht breit aufgestellt sowie mit dem Abschluss als CAS international ausgerichtet ist. Honorieren dürfte der Markt darüber hinaus, dass dieses CAS Teil des angesehenen Master of Advanced Studies (MAS) Business Engineering der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) ist.

 

IT-Architektur zeigt uns, wie wir die Hardware zusammenstecken müssen, damit die Computer laufen, richtig?

Auch, aber «IT-Architektur» ist leider einer der (vielen) Begriffe, die in der IT nicht eindeutig definiert sind. Je nach Kontext wird IT-Architektur als eine Angelegenheit der Hardware, Software oder Unternehmensarchitektur oder als Mischung von allem aufgefasst. Bei solchen Begriffen muss deshalb unbedingt klargestellt werden, wie man sie im eigenen Kontext interpretiert. Für unser CAS gilt Folgendes:
IT-Architektur = Software-Architektur + Systemarchitektur + Enterprise-Architektur, wobei Enterprise-Architektur ein kleineres Gewicht hat als Software-Architektur bzw. Systemarchitektur. Teilnehmer unseres Lehrgangs haben als IT-Architekten gemäss unserem Kontext also einen umfassenderen Horizont als reine Software-Architekten und im Lehrgang das notwendige Rüstzeug an die Hand bekommen, um sich in ihrer weiteren Berufslaufbahn bei Bedarf einfacher in Richtung System- oder Enterprise-Architektur zu spezialisieren.

 

Investieren Firmen in der aktuellen Situation in IT-Architektur?

Das kommt auf den Geschäftsbereich, die Komplexität und die Langfristigkeit der IT-Vorhaben an. Wenn ein Unternehmen ein grösseres IT-System auf die Beine stellen will, das später auch tatsächlich vernünftig zu gebrauchen sein soll, kommt es gar nicht darum herum, genügend Augenmerk auf IT-Architektur zu legen. Alles andere wäre ein Versuch der berühmten Quadratur des Kreises. Aufgrund der erwähnten stetig zunehmenden inhärenten Komplexität der IT bzw. der zunehmenden Komplexität anderer Bereiche (Geschäftsprozesse etc.) sind Unternehmen sogar in zunehmendem Masse dazu gezwungen, vermehrt in IT-Architektur zu investieren. Verstärkt wird dieser Effekt zusätzlich durch den ständig wachsenden Compliance-Druck (wie zum Beispiel durch SOX oder Basel III).

 

Wie unterstützt Digicomp die Kursteilnehmer dabei, an die für diesen anspruchsvollen Job benötigten Kenntnisse zu kommen?

Dies erreichen wir durch ein Bündel an Massnahmen: Zuallererst sind unsere praxiserprobten Trainer zu nennen. Für jedes Modul des CAS wird ein spezialisierter Trainer eingesetzt. Unsere Trainer vermitteln den Teilnehmern praxisorientierte Inhalte, die fortlaufend aktualisiert werden. Diese Inhalte können von den Teilnehmern in den Lehrgangsmodulen im Rahmen zahlreicher Übungen und Fallstudien praktisch angewendet werden. Im Weiteren ist das bereits erwähnte, umfassende Spektrum architekturrelevanter Themen zu nennen.

Vielen Dank, Herr Chughtai, für dieses Interview!


Über den Autor

Christine Mäder

Christine Mäder verfügt über einen Bachelor of Arts ZFH in Übersetzen der ZHAW und einen Master of Advanced Studies in Marketing Management der Uni Basel. Nach der Ausbildung zur Buchhändlerin stiess sie 2008 während dem Übersetzerstudium zu Digicomp und sorgte als Lektorin für den sprachlichen Durchblick. Nach einem Abstecher in den Sprachdienst eines Schweizer Konzerns, unterstützte sie bei Digicomp das Marketing-Communications-Team in sämtlichen Bereichen.