Positive Führung – Wie werden wir stark für stürmische Zeiten? 1/2

Positive Führung heisst nicht, negative Aspekte einfach auszublenden, sondern positive Führung orientiert sich an den Stärken und Ressourcen der Personen. Wie das geht, erläutert uns Jennifer Konkol im ersten von zwei Artikeln.

Autor Jennifer Konkol
Datum 25.04.2019
Lesezeit 8 Minuten

Was unterscheidet mittelmässig erfolgreiche Unternehmen von denen, die überdurchschnittlich erfolgreich sind? Damit beschäftigt sich positive Organisationspsychologie.

Wie ihre grosse Schwester, die «positive Psychologie», zeichnet sich dieser Ansatz durch den Fokus auf positive Abweichung aus. In der positiven Psychologie wird nicht wie in der klassischen Psychologie erforscht, warum Menschen krank werden und andere gesund bleiben. Die positive Psychologie beschäftigt sich damit, warum manche Menschen besonders glücklich sind und es ihnen besser geht als dem Durchschnitt.

Im Hinblick auf Organisationen wird nicht untersucht, warum bestimmte Unternehmen schlecht performen und was man tun kann, um das zu verhindern. Vielmehr ist es das Ziel zu verstehen, warum einzelne Unternehmen ausserordentlich und für alle Beteiligten exzellent performen. Es stellt sich die Frage, wie diese positive Abweichung durch Führungsverhalten unterstützt werden kann. Dies ist Gegenstand von positiver Führung.

positive Führung

Was ist positive Führung?

Vielleicht ist es an dieser Stelle ratsam, zuerst zu sagen, was positive Führung nicht ist: Positiv heisst nicht, dass negiert wird, was herausfordernd ist oder falsch läuft. Es bedeutet nicht, dass man fortan mit rosaroter Brille durch den Arbeitsalltag läuft, in stets guter Laune und einer permanenten «Alles ist gut»-Einstellung.

Positive Führung legt den Fokus auf Stärken, Ressourcen und Kompetenzen einer Person, eines Teams und einer Organisation. Herausforderungen wird dadurch begegnet, dass vorhandene Ressourcen gestärkt werden. Sie zielt darauf ab, individuelles Potenzial zu entfalten, Energie freizusetzen und positive Emotionen zu stärken. Dabei schlägt sie die Brücke zwischen Theorie und Praxis, weil sie auf Methoden und Praktiken setzt, deren Wirkung empirisch gut belegt sind.

Auch wenn positive Praktiken zum Teil einfach anzuwenden sind, geht positive Führung als Haltung tief und braucht Zeit, bis sie verankert ist. Mit ihr wird ein Fundament bereitet, das in guten Zeiten trägt, aber auch Stürmen und schweren Zeiten Stand hält.

Gewissermassen baut positive Führung die Widerstandskraft oder das Immunsystem einer Organisation auf.

Und dabei fängt sie bei der Führungskraft selbst an und umfasst Themen wie Selbstführung, Haltung, Selbstbild und Selbstreflexion.

Eine Führungskraft ist in diesem Kontext jemand, der Einfluss nimmt und dies unabhängig von Hierarchie und formaler Organisationsstruktur. Wie Brené Brown sagt: «Eine Führungskraft ist jeder, der die Verantwortung dafür übernimmt, das Potenzial in Menschen und Prozessen zu finden und den Mut hat, dieses Potenzial zu entwickeln.» Gerade in Zeiten, in denen die klassische, hierarchische Organisationsformen und damit das Führungsverständnis zunehmend in Frage gestellt werden, ist das wichtig zu betonen.

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Was unterscheidet mittelmässige von überdurchschnittlich erfolgreichen Unternehmen? Damit beschäftigt sich positive Führung. Lernen Sie ein positives Umfeld zu entwickeln, das Mitarbeitende sowie Kunden begeistert und Ihr Unternehmen florieren lässt. Zum Seminar: Positive Leadership – Stark in stürmischen Zeiten

Was unterscheidet mittelmässige von überdurchschnittlich erfolgreichen Unternehmen? Damit beschäftigt sich positive Führung. Lernen Sie ein positives Umfeld zu entwickeln, das Mitarbeitende sowie Kunden begeistert und Ihr Unternehmen florieren lässt. Zum Seminar: Positive Leadership – Stark in stürmischen Zeiten

Warum ist positive Führung heute wichtig?

In Zeiten, in denen Maschinen vieles besser können als wir, sollten wir uns mehr denn je auf die einzigartigen, menschlichen Kompetenzen konzentrieren.

Empathie, Beziehungen, Sinn & Kreativität. In den letzten Jahrzehnten haben wir als Gesellschaft viel investiert, um technischen Fortschritt zu erlangen. Jetzt gilt es, sich zusätzlich darauf zu konzentrieren, wie wir Beziehungen gestalten und zusammenarbeiten, um mit den anstehenden Veränderungen in der Arbeitswelt umgehen zu können. Positive Führung bietet einen wesentlichen Hebel im Umgang mit den Chancen und Herausforderungen von New Work:

  1. Menschliche Qualitäten sind kostbar für Innovation: Eine Umfrage der Uni St. Gallen unter 800 Führungskräften hat gezeigt, dass mit dem Einzug von KI in den Unternehmensalltag die Mitarbeitenden wieder zur Führungspriorität Nr. 1 werden. Menschliche Qualitäten und zwischenmenschliche Beziehungen werden wieder kostbar. Auch deshalb, weil der menschliche Einfallsreichtum die wichtigste Zutat bei der Entwicklung disruptiver Businessmodelle und im Innovationsprozess sind. Führungskräfte müssen lernen, wie sie ein Umfeld schaffen, in dem Menschen aufblühen und kreativ sein können.
  2. Positive Führung ebnet den Boden für Lernen und Agilität: Eine Studie aus dem Hause Google, bei der 180 Teams untersucht wurden, zeigte, dass psychologische Sicherheit bei Weitem der wichtigste Faktor für innovative, erfolgreiche Teams ist. In einer positiven Atmosphäre, in der man sich sicher fühlt und Fehler machen kann, lernt man am besten. Dies ist das Fundament für Entwicklung, Lernen und Agilität.
  3. Glückliche Mitarbeitende sind ein zentraler Wettbewerbsfaktor: Positive Führung versucht den Rahmen zu schaffen, damit Mitarbeitende aufblühen und in ihrer Tätigkeit aufgehen können. Der Zusammenhang ist empirisch belegt, dass glückliche Mitarbeitende und glückliche Kunden miteinander einhergehen. Mitarbeitende, die gerne zur Arbeit kommen und Spass an ihrer Tätigkeit haben, können aussergewöhnliche Erlebnisse und Angebote für die Kunden schaffen.
  4. Eigenverantwortliche Mitarbeitende sind kritischer Erfolgsfaktor: Positive Führung unterstützt Mitarbeitende dabei, ihr Potenzial zu entwickeln und die eigene Handlungsfähigkeit zu stärken. Dies ist vor allem jetzt wichtig, wo Hierarchien abgebaut werden und man auf den Einsatz und die Entscheidungskraft von Vielen statt Einzelnen angewiesen ist. Jeder Schritt in Richtung höherer Selbstorganisation braucht eine Kultur, in der Mitarbeitende selbst ermächtigt sind zu handeln.
  5. Positive Führung stärkt und hält gesund: Die Arbeitsverdichtung und der Arbeitsdruck haben in den letzten Jahren stark zugenommen und mit ihnen die Fälle psychischer und psychosomatischer Krankheiten. Die Gesunderhaltung und Gesundheitsförderung sind zentrale Themen. Mit dem Fokus auf Stärken und Ressourcen leistet positive (Selbst-)Führung einen Beitrag zur Erhöhung des eigenen Wohlbefindens und dem von Mitarbeitenden und Kollegen.

Weiterführende Literatur:

  • Cameron, K. (2012). Positive leadership: Strategies for extraordinary performance.
  • Ebner, M. (2019). Positive Leadership. Erfolgreich führen mit PERMA-Lead: die fünf Schlüssel zur High Performance.
  • Janssen, B. / Grün, A. (2017). Stark in stürmischen Zeiten – Die Kunst sich selbst und andere zu führen.
  • Quinn, R. (2015). The Positive Organization: Breaking Free from Conventional Cultures, Constraints, and Beliefs.
  • Seliger, Ruth. “Positive leadership.” Die Revolution in der Führung. Schäffer‐Poeschel, Stuttgart (2014).

Links:

Teil 2: Erfahren Sie im zweiten Teil des Beitrags, was die Wissenschaft zum Thema Positive Führung meint.

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Über den Autor

Jennifer Konkol

Jennifer Konkol ist Mitgründerin und Geschäftsführerin der IN.flow Facilitation GmbH. Mit ihren Geschäftspartnern begleitet sie ihre Kunden in Innovations- und Veränderungsprozessen. Jennifer absolvierte einen Master in Wirtschaftspsychologie mit dem Schwerpunkt Arbeits- und Organisationspsychologie. In der täglichen Arbeit kommt ihr daneben ihre Coaching-Ausbildung sowie diverse Weiterbildungen im Bereich von Veränderungs- und Innovationsprozessen zugute. Seit 2008 begleitet Jennifer Veränderungsprozesse in verschiedenen Formen und bei Unternehmen unterschiedlicher Grösse als Dienstleisterin und Beraterin. Während ihrer Zeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften lehrte und forschte sie im Bereich von Veränderungsprozessen.